Wartungsarbeiten am 9.4. von 10-14 Uhr Kurzzeitige Ausfälle sind möglich.
Icône Catégorie

Flipped Classroom

Unterrichtsaufbau und Vorteile des Flipped Classroom (Quelle: Grafik modifiziert nach Circulus Education 2014)
Abb. 1: Unterrichtsaufbau und Vorteile des Flipped Classroom (Quelle: Grafik modifiziert nach Circulus Education 2014)

Beschreibung

Mit Flipped Classroom (auch "Inverted Classroom", "Inverted Teaching", "Flip Teaching", "Reverse Teaching", "Backwards Classroom" oder "Reverse Instruction" genannt) wird eine Unterrichtsmethode bezeichnet, bei welcher die üblichen Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Hörsaals getauscht werden: Die Studierenden eignen sich im Vorfeld der Lehrveranstaltung - meist zuhause - vom Dozenten zur Verfügung gestellte Lehrinhalte an. Dies schafft in der Präsenzveranstaltung Freiräume zur gemeinsamen Klärung von offen gebliebenen Fragen und zur Vertiefung des Stoffes. Für Studierende schwierige Aspekte können so sehr gezielt bearbeitet und das oftmals unterschiedliche Vorwissen angeglichen werden. Indem die Studierenden die Lehrinhalte ortsunabhängig, asynchron und individuell erarbeiten, sind sie darüber hinaus in der Lage, ihr eigenes Lerntempo bestimmen und gegebenenfalls weitere Quellen und Materialien heranziehen zu können (siehe Abb. 1).

Durchführung

1. Wer eine Flipped Classroom Veranstaltungen konzipieren möchte, sollte zunächst Antworten auf folgende Fragen finden:
  • Wozu benötigen die Lernenden die Unterstützung der Lehrenden und der Lerngruppe am meisten?
  • Welche Inhalte eignen sich am besten zur Auslagerung aus der Präsenzlehre und zur selbstgesteuerten, individuellen Aneignung?
  • Wie können diese Inhalte didaktisch sinnvoll technologieunterstützt aufbereitet werden?
2. Die Lehrveranstaltungsinhalte werden zur Vorbereitung auf die Präsenzveranstaltung vorab online zur Verfügung gestellt. Dabei gilt es, die Selbstlernphase der Studierenden möglichst effektiv zu unterstützen. Da bei der Methode oftmals digitale Lernmaterialien wie z.B. Videos (Vorlesungsaufzeichnungen oder Screencasts) eingesetzt werden, ist damit zu rechnen, dass diese von den Studierenden eher oberflächlich bearbeitet und nicht durchdrungen werden. Empfohlen wird daher, die Selbstlernphase zu unterstützen durch:
  • Strukturierung: Vorgabe einer übersichtlichen inhaltlichen Struktur und eines klaren zeitlichen Ablaufs zur Bearbeitung
  • Inhaltliche Hilfestellung: Förderung der aktiven Auseinandersetzung mit dem Inhalt z.B. durch Leitfragen.
  • Anreizsysteme: Ob die Inhalte richtig verstanden wurden, kann z.B. durch selbstständig auswertbare Übungsaufgaben/Selbsttests überprüft werden. Möglich ist auch, den Studierenden obligatorisch zu bearbeitende Verständnisfragen mitzuliefern, die online beantwortet und an den Dozenten geschickt werden müssen. Dieser kann sich dann im Vorfeld der Präsenzveranstaltung einen Überblick darüber verschaffen, wo gehäuft Verständnisprobleme aufgetaucht sind.
3. Um das Potenzial der Methode richtig zu nutzen, muss die Präsenzphase anders als üblich gestaltet werden. Als hilfreich hat sich erwiesen:
  • Beginnen mit einer Fragerunde
  • Probleme ansprechen: Auf die konkreten Schwierigkeiten der Studierenden den Lernstoffs betreffend eingehen (genügend Zeit einplanen für Verständnisfragen und das Ansprechen inhaltlich zentraler Punkte)
  • Gemeinsame Aufgabenbearbeitung: Ob die Inhalte verstanden wurden, kann durch Aufgaben überprüft werden. Aktivierende Methoden eigenen sich besonders gut, z.B. Think-Pair-Share.
Hinweis:
Beachtet werden sollte, dass die Durchführung der Methode dann schwierig wird, wenn sich viele Studierende nicht mit den vorgegebenen Materialien auf die Präsenzsitzung vorbereiten. Aus methodischen Gründen verbietet sich die einfache Wiederholung des Stoffes, die durch die Materialien zur Verfügung gestellt wurden.
Für die Akzeptanz der Methode seitens der Studierenden ist es vorteilhaft, dass das Angebot Teil des Pflichtcurriculums ist und nicht nur optional angeboten wird.
 

Geeignete Veranstaltungstypen

Die Methode eignet sich für Vorlesungen bis zu 100 Studierenden oder für Seminare. Der Flipped Classroom ist keine Methode im klassischen Sinn; die Durchführung bezieht sich auf die gesamte Vorlesungskonzeption.

Ressourcen

Benötigt werden ein Online-Lernraum zum Einstellen von z.B. Videos sowie die Lerndokumente wie Videos. Wenn digitale Materialien erstellt werden ist der Aufwand in der Regel recht groß, denn das Abfilmen und Hochladen von Vorlesungsaufzeichnungen ist meist nicht ausreichend. Im Internet gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Materialien, auf die - nach Qualitätsprüfung - zurückgegriffen werden kann. Zudem arbeiten das Hochschulrechenzentrum und das Zentrum für fremdsprachliche und berufsfeldorientierte Kompetenzen der Justus-Liebig-Universität an einer Vernetzung von an der Universität erstellten digitalen Materialien.
 

Quellen

Links zu weiteren Informationen