Forschungsdatenmanagement – Eine Einführung

Was sind Forschungsdaten und was ist Forschungsdatenmanagement?

Gemäß der „Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten“, die 2015 von der DFG veröffentlicht wurden, zählen zu Forschungsdaten „u.a. Messdaten, Laborwerte, audiovisuelle Informationen, Texte, Surveydaten, Objekte aus Sammlungen oder Proben, die in der wissenschaftlichen Arbeit entstehen, entwickelt oder ausgewertet werden. Methodische Testverfahren, wie Fragebögen, Software und Simulationen können ebenfalls zentrale Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung darstellen und sollten daher ebenfalls unter den Begriff Forschungsdaten gefasst werden.“

Forschungsdaten können demnach je nach Fachgebiet sehr unterschiedlich sein und sie spielen nicht nur in den typischen mit Daten agierenden Disziplinen wie den Naturwissenschaften und Sozial- sowie Wirtschaftswissenschaften eine Rolle (s. Abb. 1.2 und Abb. 1.3), sondern umfassen beispielsweise auch linguistische Sprachdaten oder Bildbeschreibungen aus den Kunstwissenschaften usw.

Abb. 1.2: Forschungsdaten aus der Chemie
Abb. 1.3: Forschungsdaten aus den Wirtschaftswissenschaften

Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf dem Umgang mit digitalen Forschungsdaten. Die besondere Herausforderung besteht darin, dass aufgrund der Digitalisierung und Automatisierung von Arbeitsprozessen immer größere und heterogene Datenmengen entstehen, deren sinnvolle und koordinierte Handhabung sehr aufwändig ist. Diese Heterogenität zeichnet sich einerseits durch vielfach unterschiedlich genutzte Dateiformate (.txt, .docx, .pdf, .ods usw.) und andererseits durch unterschiedliche Darstellungsformen mit verschiedenen Abstraktionsebenen (Grafiken, 3D-Modelle, Simulationen, Umfragedaten usw.) aus.

Konventionelle wissenschaftliche Verfahren gewährleisten oft noch keine ausreichende Nutzung der großen Datenmengen. Weiterhin gibt es für den Umgang mit (digitalen) Forschungsdaten bisher nur wenige übergeordnete Standards. Die Handhabung ist vor allem durch individuelle oder fachspezifische Praktiken geprägt. Datenverlust oder die Nichtnachvollziehbarkeit von Daten sind gerade nach Projektbeendigung keine Seltenheit. Forschungsdaten können dann bspw. aufgrund fehlender Dokumentation der Arbeitsschritte oder veralteter Formate für weitere Forschungszwecke nur eingeschränkt nachgenutzt oder reproduziert werden (vgl. Büttner, Hobohm und Müller 2011: 13 ff.).

Genau an dieser Problematik setzt Forschungsdatenmanagement an und soll dem Umgang mit Forschungsdaten zukunftsfähige Chancen bieten. Forschungsdatenmanagement, kurz FDM, umfasst den gesamten Umgang mit Forschungsdaten von der Planung, der Erhebung über Verarbeitung und Qualitätssicherung bis hin zur Aufbewahrung und Zugänglichmachung bzw. Publikation. Alle Schritte des FDM sollten dokumentiert werden und sich dabei an den aktuellen fachspezifischen Standards und Gepflogenheiten der einzelnen Wissenschaftsdisziplinen orientieren. Viele wissenschaftliche Einrichtungen haben mittlerweile eine Forschungsdaten-Leitlinie veröffentlicht, die den Umgang mit Forschungsdaten in einem ersten Schritt regeln soll. Die Forschungsdaten-Leitlinie der Justus-Liebig-Universität Gießen finden Sie online unter folgender Adresse: https://www.uni-giessen.de/mug/5/pdf/forschung/5_00_00_1.



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