Wissenschaftliches Denken & Arbeiten

Wahrheit und Wirklichkeit

Im Folgenden werden Sie einen Film sehen, in dem es genau darum geht: Um die Wahrheit. Und um Wirklichkeit. Lassen Sie sich von dem folgenden Film inspirieren und denken Sie darüber nach, was aus Ihrer Sicht - und nur aus Ihrer Sicht und Ihrer Wahrnehmung nach - "Wahrheit" ist.

Ein Interview mit Paul Watzlawick über die Wahrheit, September 1997 (ca: 4:30 min)

 

Was ist nun also Wahrheit?

Die Antwort ist: Es gibt keine objektive, sondern immer nur viele subjektive Wahrheiten. Dinge und Phänomene, die wir persönlich als wahr empfinden und interpretieren, beruhen auf unseren subjektiven Erfahrungen sowie Erfahrungskontexten, auf Erkenntnissen und auch auf Überzeugungen (vgl. Konstruktivismus). Das bedeutet, dass wir dieselbe Sache unterschiedlich bzw. nicht exakt gleich wahrnehmen. Somit müssen wir, so gut es geht, eine gemeinsame Sicht der Dinge finden. Das funktioniert mithilfe wissenschaftlicher Methoden. Im Alltag ist es irrelevant, ob es eine objektive oder eine subjektive Wahrheit gibt; entscheidend ist die funktionale Wahrheit (Schindler, B. R., 2011).
 
Der Begriff der Wahrheit meint, wie genau die Wirklichkeit widergespiegelt wird. Die absolute Wahrheit ist eine perfekte und exakte Schilderung eines Phänomens, was nahezu unmöglich ist. Beispielsweise kann die Anzahl von Objekten sehr präzise angegeben werden (z. B. Magnesium hat 12 Protonen laut PSE). Jede Wahrheit ist allerdings relativ, denn zum einen bewegen sich alle Dinge und verändern sich, zum anderen steht Wahrheit stets in Beziehung zu etwas. Man kann sich daher nie sicher sein und sich festlegen, was endgültig wahr ist. Die absolute Wahrheit bestimmt sozusagen die „Richtung“ der relativen Wahrheit, die sich der absoluten Wahrheit immer mehr annähert, aber diese nie erreicht (vgl. dialektischer Materialismus).
 
Wissenschaftliche Aussagen sind aus diesem Grund immer mit einer mehr oder weniger großen Unsicherheit verbunden, denn sie beinhalten relative Wahrheiten, die sich verändern, detaillierter beschrieben werden oder immer wieder 'geupdatet' werden können. Man denke hierbei an die Bewegungen der Planeten, an den viel diskutierten Klimawandel oder auch nur an die beruhigende Wirkung von Baldriantee bei Prüfungsangst. Hier wird deutlich, was "relativ wahr" meint (Artikel "Wahrheit" in: Klaus & Buhr, 1987).
 

"Wahrheit liegt nicht zuerst im Inhalt, sondern in der Weise, wie dieser gedacht, aufgezeigt und diskutiert wird:
in der Denkungsart der Vernunft."

[Karl Jasper (1883 - 1969), deutscher Psychiater und Philosoph]

Um noch einmal auf unsere Frage weiter oben zurückzukommen: Ja, es ist möglich, dass wir lediglich künstliche Wesen einer Computersimulation sind. Das glauben selbst renommierte Wissenschaftler, wie der britische Physiker und Mathematiker John D. Barrow ("Living in a simulated universe", 2007), der britische Astrophysiker Paul Davies ("Reality in the melting pot", 2003) oder der schwedische Philosoph Nick Bostrom ("Are you living in a computer simulation?", 2003). Auch der amerikanische Philosoph Hilary Putnam führte mit ""Brains in a vat", 1981" ein ähnliches Gedankenexperiment durch.

 

Wir haben Ihnen hier einige Videos zur Verfügung gestellt - zumindest möchten wir darauf verweisen - in denen es um die Wahrheit, vor allem um die eigene Wahrnehmung, um eigene Sinne und eigene Interpretationen geht. Für diesen Kurs ist es nicht unbedingt notwendig, alle Filme anzuschauen, dennoch erweist es sich als sinnvoll und empfehlenswert.Natürlich beschäftigt(e) man sich auch in der Kunst und im Film mit der Wahrheit, mit künstlichen Welten und mit dem Traum. Hier sind einige Film-Empfehlungen für Sie:  Auch zahlreiche Sachbücher lassen sich zum Thema finden. Wir empfehlen das folgende Werk:
  • Stefan Klein (2014): “Träume. Eine Reise in unsere innere Wirklichkeit". Fischer Verlag, Frankfurt.