Wissenschaftliches Denken & Arbeiten
Wissen und Wissenschaftlichkeit
Wissenschaft unterscheidet sich von dem Wissen (siehe folgenden Exkurs “Wissen”) u. a. darin, dass es sich um forschende Tätigkeiten in einem bestimmten Fachbereich handelt, bei denen begründetes, geordnetes, überprüfbares, nachvollziehbares und für sicher erachtetes Wissen hervorgebracht wird. | ![]() "Bücherstapel", Sabine Treichel (@LLZ) (cc-by-sa-4.0-de) |
Die Frage, was "Wissen" eigentlich ist, hat eine lange Geschichte und wurde schon in der Antike versucht zu beantworten. Im Platonischen Dialog "Theaitetos" zwischen Sokrates und Theaitetos geht es zunächst um die Erkenntnis, die heute jedoch mit dem Wissensbegriff gleichzusetzen ist. Es wird in diesem Gespräch über die Unterscheidung zwischen gesichertem Wissen und unbewiesenen Behauptungen sowie über Wahrheit und Falschheit diskutiert. Auf eine Antwort kommt man nicht, im Gegenteil, man ist ratlos.
Bei dem Versuch, die Frage nach dem Wissen zu beantworten, bleibt festzuhalten, dass es sich stets um Meinungen und Überzeugungen handelt (Fülbier, 2004, S. 266f.).
"Wissen ist wahre, mit Begründung versehene Meinung."
[Platon, griechischer Philosoph, Schüler Sokrates' und Lehrer von Aristoteles]
Dieses Wissen schließt insbesondere Erkenntnisse über die Eigenschaften, kausalen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der Natur und Technik, von Gesellschaft sowie des Denkens ein. Dazu wurden im Laufe der Zeit Begriffe, Definitionen, Kategorien, Gesetze, Theorien und Hypothesen formuliert und festgehalten, die wieder revidiert und aktualisiert wurden.
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Wir kennen nun die Voraussetzungen von Wissenschaft, nämlich dass sich unsere Welt und verschiedene Phänomene einschätzen lassen und sich die Menschen größtenteils darüber einigen können. Gleichzeitig wurde klar, dass wir nicht wissen, ob wir träumen und in einer Art Illusion leben. Die tatsächlichen Ursachen und Hintergründe unserer Welt sind uns unbekannt.
Trotzdem betreiben wir Wissenschaft, wir sammeln, strukturieren und verbreiten Wissen, stellen Fragen und versuchen Gesetzmäßigkeiten zu erklären. Entscheidend ist am Ende, dass wir uns wissenschaftlich der Wahrheit nähern und uns vor subjektiven Ansichten, Meinungen und persönlichen Erfahrungen vorsehen, denn die haben im Wissenschaftsbetrieb keinen Wert.
Was heißt Wissenschaftlichkeit?
Im Grunde bedeutet Wissenschaftlichkeit, dass Aussagen und Theorien kritisch hinterfragt werden. Kritische Fragen stellen, selber nachdenken, beurteilen und kritisch reflektieren, und zwar systematisch und beruhend auf vorliegenden Erkenntnissen bzw. Forschungsergebnissen, das kennzeichnet Wissenschaftlichkeit und wissenschaftliches Arbeiten.
Strukturiertes methodisches Vorgehen beim Beantworten einer Forschungsfrage und wissenschaftliche Arbeitstechniken werden während des Hochschulstudiums gelehrt, kontinuierlich geübt und angewandt.
Auf den nächsten Seiten werden auch wir, näher auf die Methoden und Techniken wissenschaftlichen Arbeitens sowie auf relevante Kriterien (vgl. Qualitätskriterien wissenschaftlicher Arbeiten) eingehen.
"Es gibt keine auf Grund unserer Erkenntnis beruhende absolute Wahrheit;
es gibt nur subjektive Wahrheiten, denn wahr ist für jedermann das, was ihm wahr erscheint."
[Friedrich Heinrich Otto Weddigen (1851 - 1940), deutscher Literaturwissenschaftler und Schriftsteller]