Wissenschaftliches Denken & Arbeiten

Wissenschaften - Systematik und Klassifikation

Aristoteles beschäftigte sich im 4. Jahrhundert v. Chr. mit vielen verschiedenen Wissenschaftsgebieten und versuchte, diese zu klassifizieren. Zu der Zeit hatte man Schwierigkeiten damit, die neuen Erkenntnisse systematisch einzuordnen. Aristoteles arbeitete meist empirisch (statt dem damals idealisierten Beweis zu folgen) und fachwissenschaftlich. Seine Fachgebiete hießen im Vergleich zu den heutigen allerdings noch anders und hatten andere Inhalte; so fasste Aristoteles beispielsweise die Ethik häufig mit der Politik zusammen.

Wichtig für uns ist, dass Aristoteles die Wissenschaft in drei Bereiche einteilte: in die praktische, theoretische und in die poietische, also die herstellende Wissenschaft. Zu dieser Dreiteilung kommen die Metawissenschaften, die sich mit der Logik beschäftigen (Höffe, 2006), hinzu.

Was denken Sie, wo ist Ihr Studienfach einzuordnen? Schauen Sie sich bitte die folgenden Übersichten an und versuchen Sie, Ihr Wissensgebiet einzusortieren!

Einteilung der Wissensgebiete nach Aristoteles (Quelle: Höffe, 2006, S. 32f.)
 
  • Die theoretische Wissenschaft beinhaltet die Mathematik und die Naturwissenschaften sowie die Theologie; sie werden der Erkenntnis wegen und unabhängig vom Menschen betrieben. Vor allem die Physik und die Metaphysik zählen dazu.
  • Die praktische Wissenschaft: Hier sind die Fachgebiete Ethik und Politik gemeint, die bestimmte Wirkungen erzielen und im Bereich der menschlichen Handlungen liegen.
  • Die poietische Wissenschaft meint die Kunst und Rhetorik; Produkte werden hergestellt, Objekte hervorgebracht. Diese Fachgebiete beinhalten den Bereich der menschlichen Tätigkeiten. Die Schrift Poetik des Corpus Aristotelicum thematisiert dabei (fast) ausschließlich die Dichtung.

 

 
Heute werden Wissenschaften und Fachgebiete verschieden systematisiert. Die international am weitesten verbreitete Klassifikation ist die Dewey Decimal Classification (DDC). Diese Dezimalklassifikation wurde 1873 von Melvil Dewey entwickelt, 1876 veröffentlicht und wird (und das muss sie) aufgrund wissenschaftlicher Veränderungen sowie der Globalisierung ständig weiterentwickelt. Diese Klassifikation wird vor allem im angloamerikanischen Sprachraum verwendet.

Dezimalklassifikation nach Dewey (1876)

 

Die Universelle Dezimalklassifikation (UDK) ist eine Weiterentwicklung der DDC und wird außerhalb des angloamerikanischen Sprachraumes und in Bibliotheken verwendet.

Universelle Dezimalklassifikation (UDK)

 

An der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) wurden die Wissens- und Fachbereiche in verschiedenen Fakultäten zusammengefasst, aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen. Auf den Seiten der JLU können Sie sich einen Überblick darüber verschaffen.

In der Wissenschaft gibt es verschiedene Einrichtungen, so genannte akademische Einheiten, in denen Forschungsprojekte durchgeführt und gefördert werden, wissenschaftlich gearbeitet, Wissen veröffentlicht und verbreitet wird. In Deutschland sind dies insbesondere Institute an Fakultäten von Universitäten, darüber hinaus Forschungszentren und -gesellschaften.

Forschungsstätten und Lehrstätten

In die Kategorie "Forschungsstätten und Lehrstätten" fallen Universitäten, Fachhochschulen sowie Forschungsabteilungen von Unternehmen; es wird geforscht und dort, wo Studierende eingeschrieben sind, wird gelehrt. In diesen Einrichtungen können Studierende über eigene Forschungsideen und -projekte diskutieren. Hier kann erfragt werden, ob Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler bereit sind, ein Projekt zu begleiten und zu unterstützen.
Beispiele: Justsus-Liebig-Universität Gießen


Wissenschaftsverlage

Verlage publizieren, Wissenschaftsverlage publizieren wissenschaftliche Texte und Arbeitsergebnisse.
Beispiele: Springer-Verlag, Academia Verlag, Suhrkamp Verlag, Uni-Taschenbücher (UTB), Erich Schmidt Verlag (ESV)


Dokumentationseinrichtungen

In Einrichtungen wie Bibliotheken, Archiven oder Museen wird vor allem dokumentiert: Wissen und Daten werden gesammelt, geordnet, systematisiert, verzeichnet und überhaupt erst erschlossen. Das ist äußerst hilfreich für die Forschung und für die Lehre.
Beispiele: Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig, Universitätsbibliothek (UB) Gießen, Stadtarchiv Gießen

Einrichtungen der Wissenschaftsförderung

In den Einrichtungen und Institutionen, in denen Wissenschaft gefördert wird, werden Forschungsgelder zugewiesen, Stipendien und Preise verliehen sowie Kongresse bzw. Tagungen organisiert. Dort findet man u. a. Anregungen und Ideen für Forschungsvorhaben.
Beispiele: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Stiftung Lesen, Stiftung für therapeutische Forschung


Einrichtungen der Wissenschaftsanwendung

Wissenschaftliche Erkenntnisse, Ergebnisse und Verfahren werden hier angewendet und genutzt, in der Praxis und in der alltäglichen Lebenswelt.
Beispiele: Diakonie Gießen