Wissenschaftliches Denken & Arbeiten

Arbeitsphasen der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit

Bevor Sie mit Ihrer wissenschaftlichen Arbeit loslegen, sind einige Vorüberlegungen und Vorarbeiten sowie bestimmte Arbeitsschritte notwendig, angefangen von der ersten Idee bis hin zum ausformulierten wissenschaftlichen Text, der wohlüberlegt vorbereitet werden sollte.

Wir erklären Ihnen auf dieser Seite die wesentlichen Arbeitsphasen, die Sie bei der Entwicklung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit bis zu deren Abgabe durchlaufen werden. Das heißt, wir empfehlen Ihnen hier einen Ablauf, der Ihnen zum einen einen Überblick über den anstehenden wissenschaftlichen Arbeitsprozess geben soll und zum anderen tatsächlich helfen wird, Ihre Arbeit besser und vor allem sinnvoll zu organisieren (Bünting et al., 1996, S. 21ff. sowie Stickel-Wolf, 2002, S. 102 - 111).

"Schreibequipment", Sabine Treichel (@LLZ) (cc-by-sa-4.0-de)
In der ersten Phase werden Sie sich orientieren und nach einem Thema suchen, dass sich für Ihre wissenschaftliche Arbeit eignet (sofern Sie denn nicht eines vorgegeben bekommen). Zudem werden Sie eine Fragestellung formulieren sowie die weitere Vorgehensweise überlegen. Manchmal braucht dies Zeit; nehmen Sie sich diese Zeit!
  • Ein Thema wird "erkundet", d. h. eigenes Wissen wird zunächst aktiviert, erste Ideen werden gesammelt und ggf. werden Experten befragt.
  • Gleichzeitig werden erste Informationen gesammelt sowie dafür (Überblicks-)Literatur gesichtet und ausgewertet, um sich überhaupt eine Übersicht über die Thematik verschaffen zu können (Was gibt es dazu? Was ist bereits vorhanden?).
  • Während dieser Ideenfindung und der ersten Literaturrecherche sollten unbedingt die Aktualität und die Tauglichkeit des erwogenen Themas überprüft werden: Warum möchten Sie genau das untersuchen? Was weiß man bereits darüber? Und ist das Thema überhaupt für eine wissenschaftliche Arbeit geeignet?
  • Als nächstes sollte das Thema eingegrenzt werden; die eigene Themenstellung wird formuliert.
  • Das Forschungsziel und die Fragestellung werden anschließend formuliert und festgelegt.
  • Dann wird ein Projektbeginn - das Ende steht gewöhnlich fest - sowie ein Ablauf des eigenen Forschungsprojektes ins Auge gefasst.
  • Die Methodik (vgl. Abschnitt "Die wissenschaftliche Methode") und die genaue Vorgehensweise bzw. eine Vorabgliederung für die wissenschaftliche Arbeit werden in dieser Phase ebenfalls festgelegt.
  • Meist wird ein Exposé (inkl. Forschungsziel und erster Grobgliederung) erstellt und mit der Betreuerin bzw. dem Betreuer besprochen.
In der zweiten Phase wird ein Projektplan entworfen und festgelegt. Das bedeutet, dass  
  • ein Arbeitsplan und ein Zeitplan (inkl. Puffer) erstellt sowie  
  • Kosten, Ressourcen und notwendige Zeit abgeschätzt und bewertet werden.
In der folgenden Arbeitsphase beginnt die ausführlichere Recherche nach Literatur und Daten. Bislang haben Sie Ihr Thema umrissen, grob gegliedert und sich einen Überblick verschafft, nun geht es in die Tiefe.
  • Sie beginnen mit der systematischen Literaturrecherche; das heißt, Sie suchen z. B. nach Schlagwörtern und Stichwörtern zunächst in der Überblicksliteratur im entsprechenden Themenbereich.
  • Sie werden lesen, exzerpieren, paraphrasieren und Literatur "verdichten".
  • Sie werden bibliografieren, Daten sammeln, dokumentieren und archivieren.
  • Sehr häufig werden frühere Gedankengänge und die Vorabgliederung bei diesem Prozess überarbeitet und geändert und verbessert.
  • Wichtig: Am Ende und bereits währenddessen sollten die eigenen Gedanken sortiert und geordnet werden.
Die folgende Phase, in der das recherchierte Material bewertet und strukturiert wird, sollte im Grunde während der Literaturrecherche ablaufen. Dennoch werden wir hier beide Stadien getrennt voneinander betrachten.
  • Das recherchierte und erarbeitete Material wird zunächst analysiert, strukturiert und geordnet. Die Argumente werden in eine logische Reihenfolge gebracht. Letzteres ist immer zu tun, auch wenn man keine Argumentation in der Arbeit verfassen möchte. Argumente und Gegenargumente sollten dabei formuliert werden.
  • Nun sollten Begrifflichkeiten, Fachwörter und Definitionen geklärt werden.
  • Logische Beziehungen zwischen Sachverhalten, Phänomenen oder Begebenheiten werden hergestellt; mögliche Zusammenhänge werden erläutert. Es ist sinnvoll, an dieser Stelle seine Materialien und recherchierten Informationen gegeneinander abzugrenzen.
  • Die Herausforderung hierbei: Komplexe Zusammenhänge sollten logisch in einem linearen Text dargestellt werden. Den sogenannten "roten Faden" und gut verknüpfte Argumentationen beizubehalten, das ist schwer.
Man kann auf unterschiedliche Art und Weise seine Arbeit gliedern bzw. anordnen: chronologisch, hierarchisch oder logisch, aus dem Thema heraus. In der fünften Phase sollten Sie sich Gedanken über das Schreiben machen; eine gut durchdachte und differenzierte Gliederung ist dafür Voraussetzung.
  • Teilthemen werden abgestimmt und gegliedert.
  • Eine Gliederungsstruktur wird festgelegt, sie sollte anschließend ggf. mit der Betreuerin bzw. dem Betreuer besprochen, geändert sowie noch einmal überarbeitet und verbessert werden.
Nachdem eine Gliederung festgelegt wurde, wird ein Text erarbeitet. Dafür bietet es sich an, zunächst eine Rohfassung zu schreiben und sich dabei ggf. von der Betreuerin bzw. vom Betreuer beraten zu lassen.
  • Eine Manuskriptrohversion wird erstellt. Jedoch hängt die Vorgehensweise beim Schreiben immer von den eigenen Vorlieben und vom Schreib- bzw. Arbeitstyp ab.
  • Die Manuskriptrohversion sollte von einem zweiten Lesenden oder ggf. von der Betreuerin bzw. vom Betreuer durchgesehen und im Anschluss überarbeitet werden.
  • Sämtliche Begriffe sollten spätestens hier erklärt werden. Beachten Sie dabei vor allem die Definitionen, wie sie in den Zitaten verwendet werden (nicht, dass es Differenzen gibt und die Begriffe anders gemeint sind).
  • Berücksichtigen Sie, dass Sie präzise und genau schreiben, dass Sie pointieren, deutlich argumentieren und kritisch beurteilen.
  • Übrigens: Ggf. können Sie, wenn Sie während des Schreibens die Argumentation überarbeiten möchten, noch die Gliederung ändern.
In dieser vorletzten aber sehr wichtigen Phase bearbeiten Sie Ihr Geschriebenes noch einmal, sodass Ihr Text tatsächlich "druckreif" ist und veröffentlicht werden kann.
  • Das Geschriebene wird durchgelesen und zunächst hinsichtlich inhaltlicher Geschlossenheit, Lesbarkeit sowie Logik des Textes überprüft, überarbeitet und verbessert. Ihre eigenen Gedankengänge, Überlegungen und Ihre Argumentation sollten nachvollziehbar sein, Quellenangaben korrekt angegeben.
  • Danach wird - nachdem die Inhalte schlüssig und deutlich nachvollziehbar sind - der sprachliche Ausdruck überprüft und verbessert. Überflüssiges kann und sollte herausgestrichen, Wiederholungen entfernt und z. B. Satzlängen und Wortwahl ggf. überarbeitet werden.
  • Anschließend wird nichts mehr an Inhalt oder an Ausdruck geändert. Lediglich die Form, also Tippfehler u. ä. werden korrigiert oder das Layout verbessert.
  • Tabellen, Grafiken und Abbildungen werden durchnummeriert (sofern nicht schon geschehen), Zitate und Quellenangaben noch einmal (auf Vollständigkeit, auf korrekte Zitierweise) überprüft und vereinheitlicht, das Literaturverzeichnis vervollständigt.
  • Es bietet sich immer an, mindestens eine weitere Person Korrektur lesen zu lassen: Wenn Sie Jemanden finden, fragen Sie Ihn und lassen Sie lesen.
Dies ist die letzte Phase: Endspurt. Die wissenschaftliche Arbeit ist fertig und wird nun gedruckt, gebunden und abgegeben.
  • Erkundigen Sie sich rechtzeitig, wo es geeignete Copy-Shops gibt - sofern Sie keinen geeigneten Drucker haben -, wie die Preise aussehen und wie lange die Bearbeitung dauert. Dann geht die wissenschaftliche Arbeit in den Druck und wird ggf. vervielfältigt.
  • Die meisten Copy-Shops bieten, wenn gefordert und erwünscht, eine Bindung an. Berücksichtigen Sie hier die Voraussetzungen Ihres Instituts; halten Sie ggf. Rücksprache mit Ihrer Betreuerin bzw. mit Ihrem Betreuer und vor allem mit dem Prüfungsamt.
  • Dann bleibt nur noch die Abgabe.

 

Bitte überprüfen Sie sämtliche Aspekte, die für die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit relevant und zu berücksichtigen sind. Damit sollten Sie schon frühzeitig beginnen, also bereits vor dem Schreiben Ihrer eigenen Arbeit, so dass Sie einschätzen können, was auf Sie zukommt und Sie beachten müssen.

Eine Checkliste der Universität Bielefeld, wird Ihnen dabei helfen. Lesen Sie sich bitte nun die Fragen in dieser Liste zur Form, zum Inhalt sowie zu allgemeinen Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens durch und haken Sie einzelnen Fragen für sich ab.
>> Checkliste "Kriterien für die Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten" (PDF, 22 KB)