
eStories: Logbuch zum Einsatz digitaler Medien in der Lehre
Was ist eigentlich "gute" Online-Lehre?
Woran machen wir fest, ob eine Lehrveranstaltung (sei sie online oder in Präsenz durchgeführt) "gut" oder weniger "gut" ist? An der Zufriedenheit der Studierenden bzw. den Ergebnissen der Lehrevaluation? An der eigenen Zufriedenheit als Lehrende:r? Oder am Lernerfolg (objektiv: Noten, Abschlussquoten; subjektiv: selbstberichteter Lernzuwachs)? Alle drei Aspekte können, müssen aber nicht unbedingt miteinander korrelieren. Möglicherweise haben Sie das selbst schon erlebt, wenn Sie die Ergebnisse Ihrer Lehrveranstaltungsevaluation mit den Ergebnissen der Prüfung verglichen haben.
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat sich bereits 2008 in ihrem Diskussionspapier "Für eine Reform der Lehre in den Hochschulen"[1] auf folgende Definition von "guter" Lehre festgelegt:
"Gute Lehre" besteht darin, das eigenständige Lernen der Studierenden zu ermöglichen und zu unterstützen. In diesem Sinne ist gute Lehre heute studierendenzentriert. (...) Lehre hingegen, die sich als reine Wissensvermittlung begreift und die aktive Verarbeitung des Wissens durch die Studierenden vernachlässigt, verschenkt einen großen Teil ihrer möglichen Wirkung. Die Gestaltung der Lernumgebung durch die Lehrenden macht den Unterschied zwischen guter und weniger guter Lehre aus. (HRK vom 22.04.2008, S.4).
Fokus guter Lehre ist nach dieser a priori-Festlegung das Lernen der Studierenden. Geht man einen Schritt weiter, ermöglicht und unterstützt gute Lehre das Erreichen der Lernziele durch die Studierenden. In diesem Sinne fördert gute Lehre also den Lernerfolg der Studierenden – und zwar unabhängig, ob in Präsenz oder Online.


Was ist es, was den Lernerfolg der Studierenden fördert? Und bezogen auf die Online-Lehre: Was sind die Merkmale, über die sich "gute" von "weniger guter" Online-Lehre unterscheiden lässt?
Kann man das überhaupt empirisch erheben?
Und wie schneidet die Online-Lehre im Vergleich zur Präsenzlehre überhaupt ab? Schlechter? Besser? Gleich?
In Rahmen der AG Psychologie und Lehr-Lernforschung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd) wurden in den letzten zwei Jahren verschiedene Metaanalysen zu Merkmalen, die einen Einfluss auf den Lernerfolg der Studierenden haben, ausgewertet und in Bezug zu Lehr-Lerntheorien aus der psychologischen Lehr-Lernforschung gesetzt. Die Ergebnisse dieser Auswertungen wurden als wissenschaftliche Zeitschriftenaufsätze, Blogbeiträge, YouTube-Videos und Tagungsbeiträge veröffentlicht, mit dem Ziel, einen Beitrag zu einer stärkeren empirischen Fundierung der Hochschullehre sowie zu einem evidenzbasierten Lehren und Lernen mit digitalen Medien zu leisten.
In dieselbe Richtung, aber mit einem stärkeren Fokus auf dem Online-Lehren und -Lernen, führt auch die Arbeit des Teams des Digilab der LMU München[2][3]. In der Handreichung "Evidenzorientiertes Digitales Lehren und Lernen an der Hochschule. Erkenntnisse und Empfehlungen aus der Lehr-Lernforschung"[4] werden die Ergebnisse der aktuellen Lehr-Lernforschung zum Online-Lehren und -Lernen in konkrete Handlungsempfehlungen überführt.
Ob "gute" (Online-)Lehre zwangsläufig so sein muss, wie die empirischen Studien und darauf basierenden Handlungsempfehlungen zur Gestaltung der Online-Lehre vorschlagen, ist in der Hochschuldidaktik nicht ganz unumstritten. Aus unserer Sicht leisten die evidenzbasierten Handlungsempfehlungen aber einen höchst wertvollen und hilfreichen Beitrag für eine lernförderliche Planung und Gestaltung der Online-Lehre. Dennoch sind Lehren und Lernen keine vollständig planbaren Prozesse und eine bestimmte didaktische Maßnahme A führt nicht unbedingt immer zum Ergebnis B, sondern kann unter Umständen auch zu Ergebnis C oder D führen. Zu den Variablen, die den Lehr-Lernprozess beeinflussen und auf die Sie als Lehrende nur wenig Einfluss haben, gehören vor allem
- der jeweils spezifische Kontext des Lehrens und Lernens,
- der durch den physischen Lernort (der bei Studierenden im Rahmen der Online-Lehre unter Umständen identisch mit dem eigenen Wohn-/Schlafraum ist) geprägt wird, ebenso wie durch
- die institutionellen Gegebenheiten und Regeln (sowohl auf Seiten der Lehrenden als auch Studierenden, von Modulordnungen bis zu Lehrdeputaten),
- die Lern- und Fachkulturen,
- aber auch durch technische und materielle Ausstattung (sowohl auf Seiten der Hochschulen (zur Verfügung gestellte Videokonferenzsysteme, Lernplattformen, Tools) als auch auf Seiten der Lehrenden und Studierenden (Vorhandensein eines Endgeräts wie Tablet oder Notebook, Geschwindigkeit und Stabilität der Internetverbindung, zusätzliche Ausstattung wie Webcam, Mikrofon o.ä.);
- die beteiligten Personen (Lehrende und Lernende),
- die sehr unterschiedliche kognitive Wissensbestände, Erfahrungen, Gefühle, Erwartungen, Anforderungen und präferierte Lehr-/Lernstrategien mitbringen,
- die sich im Laufe der gemeinsamen Lehrveranstaltung (mehr oder weniger intensiv) als Lerngruppe/Lerngemeinschaft wahrnehmen, wobei die Konstituierung der Lerngemeinschaft auch durch gruppendynamische Prozesse (der Peers untereinander, aber auch in der Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden) beeinflusst wird, die wiederum Einfluss auf die individuelle Lernmotivation haben können (Stichwort: soziale Eingebundenheit), also die Bereitschaft sich aktiv in den Lehr-Lernprozess einzubringen und diesen in einem sozialen, konstruktiven und kreativen Prozess gemeinsam zu gestalten.
Literaturtipp: Jenert, Tobias, Franziska Zellweger Moser, Jenny Dommen, Anja Gebhardt (2009): Lernkulturen an Hochschulen. Theoretische Überlegungen zur Betrachtung studentischen Lernens unter individueller, pädagogischer und organisationaler Perspektive. IWP Arbeitsbericht, Band 1. Hg. v. Euler, Dieter. Institut für Wirtschaftspädagogik, Universität St.Gallen. Online: https://phzh.ch/MAP_DataStore/163736/publications/Lernkulturen_an_Hochschulen_2009.pdf
Online vs. Präsenz: Welche Form ist effektiver für den Lernerfolg?
Geht es um Wissens- oder Fertigkeitserwerb, so findet sich in der empirischen Lehr-Lernforschung kein systematischer Unterschied zwischen Präsenz- und Online-Format. Online-Lernen ist bezüglich des Lernerfolgs also weder besser noch schlechter als Lernen in Präsenz (vgl. Schultz-Pernice et al. 2020, S.7; Bohndick 2022[5], Bohndick et al. 2021[6]).
Ob Online-Lehre eher lernförderlich ist oder lernhinderlich, lässt sich – betrachtet man die Ergebnisse der Meta-Analyse empirischer Studien zur Online-Lehre von Wandera (2017)[7] – insbesondere durch folgende acht Variablen bezüglich der Gestaltung der Lernumgebung beurteilen (siehe Bohndick 2022). Lernförderlich ist eine Online-Lehre dann, wenn die folgenden Aspekte bei der Gestaltung umgesetzt wurden:
- Möglichkeit für Peer-Interaktionen (Austausch der Studierenden untereinander, z.B. in Diskussionen)
- siehe auch die Ergebnisse der bundesweiten Studierenden- und Lehrendenbefragung "Erfolgsfaktoren digitaler Hochschullehre (EdiHo)"[8]: lernförderlich ist ein Forum für den Austausch unter Studierenden (in Echtzeit und zeitversetzt).
- siehe auch die evidenzorientierten Empfehlungen zur Online-Lehre von Schultz-Pernice et al. (2021, S.37): Online-Lernen ist lernförderlicher als das Präsenz-Lernen, wenn es mit gut strukturierter studentischer Interaktion kombiniert wird, also z.B. mit einer vorstrukturierten Diskussion in einem Forum.
- Klar formulierte Erwartungen an die Studierenden, z.B. in Bezug auf Kursanforderungen oder Anrechnungsmöglichkeiten
- siehe auch die Ergebnisse von EdiHo: lernförderlich sind schriftliche und jederzeit zugängliche Instruktionen (z.B. was bis wann, wo und in welcher Form einreichen)
- Orientierung für die Studierenden, wie z. B. eine Übersicht über den Kurs zu Beginn
- Schultz-Pernice et al. (2021, S.38) weisen darauf hin, dass eine gute Vorabinformation über den Online-Kurs bezüglich der Inhalte, der Struktur und der Erwartungen eine der wichtigsten Stellschrauben überhaupt ist, wenn es um den Lernerfolg der Studierenden geht
- Eine relativ unmittelbare Rückmeldung an die Studierenden über ihre Leistungen
- siehe auch die Ergebnisse der Hattie-Studie[9], die breit rezipiert wurde und den Fokus auf die Bedeutung des Feedbacks gelenkt hat.
- Verschiedene Möglichkeiten des Lernens, z. B. durch Videos, interaktive Materialien oder synchronen Unterricht
- siehe auch die Ergebnisse von EdiHo: lernförderlich sind ein elektronischer Semesterapparat, audiovisuelle Aufzeichnungen (Videos von Vorlesungen) sowie die Einbindung der Inhalte in eine zentrale Lernplattform
- Lehrendenpräsenz: "der Dozent ist verfügbar und in Diskussionen präsent"
- siehe auch die Ergebnisse von EdiHo: lernförderlich sind ein Forum für den Austausch mit der/dem Lehrenden (in Echtzeit und zeitversetzt) sowie eine virtuelle Sprechstunde (optional zur „normalen Sprechstunde“)
- Verschiedene Arten der Leistungsbewertung, so dass Studierende verschiedene Möglichkeiten haben, die Beherrschung der Inhalte zu demonstrieren
- Lernendenzentrierung, also dass die Studierenden im Mittelpunkt stehen
- siehe auch die Zusammenfassung von Schultz-Pernice et al. (2020, S.15): Lerneffekte auf Verstehen, Können und Verhalten von Studierenden werden kausal durch ihre eigenen Lernaktivitäten beeinflusst – eben dadurch also, was die Studierenden konkret tun, während sie lernen. Die Aufgabe der Dozierenden besteht deshalb insbesondere darin, die Studierenden zu den für das jeweilige Lehrziel am besten geeigneten Lernaktivitäten anzuregen und sie dabei zu unterstützten, diese dann auch optimal auszuüben.
Synchron vs. asynchron? Welches Konzept ist wie effektiv - und unter welchen Bedingungen?
Diese teilweise eher allgemeinen – allerdings empirisch fundierten – Hinweise, die sicherlich sowohl für die Präsenz- als auch Online-Lehre gültig sind, sollen im Folgenden ergänzt werden um evidenzbasierte Empfehlungen zur Art der Gestaltung der Online-Lehre. Denn, wie aus vielen Veröffentlichungen zur empirischen Lehr-Lernforschung hervorgeht, hat den größten Einfluss auf die Qualität der Lehre (im Sinne der Förderung des Lernerfolgs) nicht die Tatsache, ob eine Lehrveranstaltung in Präsenz oder Online durchgeführt wurde, sondern wie sie konkret gestaltet wurde. Wir werden deshalb einen genaueren Blick auf die zentralen Formen der Online-Lehre – synchron vs. asynchron – sowie auf spezifische digitale Konzepte wie Blended Learning und Flipped Classroom werfen (zum Thema digitale Konzepte empfehlen wir Ihnen auch einen Blick in unseren E-Learning-Wegweiser: "Digitale Veranstaltungskonzeptionen".
Was bedeutet eigentlich ...?
Synchrone Lehre
Bei synchroner Lehre sind Lehrende und Studierende in einem klar definierten Zeitraum mit festgelegtem Start- und Endzeitpunkt gleichzeitig in einem gemeinsamen Raum (im digitalen Meeting-Raum oder im klassischen Hörsaal/Seminarraum an der Hochschule), um gemeinsam an einer Lehrveranstaltung teilzunehmen.
Asynchrone Lehre
Asynchrone Lehre findet orts- und zeitunabhängig statt. Lehrende und Studierende treffen also nicht direkt zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Ort aufeinander. Lehrende können hierbei aber Vorgaben zu Aufgaben und Einreichungen machen, um das Lernen zeitlich zu strukturieren. Darüber hinaus können auch Peer-Interaktionen in die asynchronen Lern-/Arbeitsphasen integriert werden, so dass asynchrone Lehre nicht zwangsläufig ein Lernen "für sich" und "mit sich allein" bedeutet. Wie die synchrone Lehre kann auch die asynchrone Lehre sowohl im digitalen als auch analogen Raum umgesetzt werden.
Synchrone Online-Lehre eignet sich besonders gut für
- Lernphasen, in der Aushandlungsprozesse zwischen Teilnehmenden stattfinden oder bei interaktiven, also sozialen, Lernaktivitäten, in denen es um die gemeinsame Entwicklung von Ideen und Konzepten geht[10]
Vorteile synchroner Online-Lehre:
- soziale Nähe und gemeinsame Präsenz (im digitalen Raum) fördern das Gefühl sozialer Eingebundenheit und steigern deshalb die Lernmotivation (siehe "Getting closer und get involved: Soziale Nähe und aktive Beteiligung im virtuellen Raum fördern und gestalten")
Nachteile synchroner Online-Lehre:
- Die Bindung an feste Zeiten erschwert es den Lernenden, zu der für sie passenden Zeit sowie in ihrem Rhythmus und Tempo zu lernen[11]
Asynchrone Online-Lehre eignet sich besonders gut für
- Lernphasen, in denen Teilnehmende sich Wissen aneignen sollen.
Vorteile asynchroner Online-Lehre:[12]
- zeitliche Flexibilität und Autonomie beim Lernen: Länge der Lernphasen, Lernpausen, Wiederholungen, Vertiefungen selbst bestimmbar
- ohne zeitlichen und sozialen Druck Zeit zu reflektieren, elaborieren und anzuwenden
- Leichtere Berücksichtigung der Heterogenität von Lernenden (Vorkenntnisse, Lernpräferenzen und -stile, inhaltliche Interessen)
- Möglichkeit zu qualitativ höherwertigen Interaktionen unter Einbeziehung von sehr vielen Lernenden
- Begünstigung einer klaren Struktur der Lehre (z.B. durch Explizierung der Lernziele oder eine bewusste Sequenzierung der Lerninhalte) (Sailer, Schultz-Pernice, Chernikova, Sailer & Fischer, 2018).
Nachteile asynchroner Online-Lehre:
- In rein asynchronen Szenarien kann es schwierig werden, sich als Teil der Lerngruppe zu sehen und sich sozial eingebunden zu fühlen. Die Kommunikation (über Mimik, Gestik, Sprache, Stimmme) und Interaktion mit Peers ist nur eingeschränkt möglich. Dies alles hat einen stark negativen Einfluss auf die Lernmotivation.
Was bedeutet eigentlich ...?
Blended Learning
Unter Blended Learning versteht man die Kombination des synchronen und asynchronen Lernens mit digitalen Medien, wobei die synchronen Phasen sowohl in Präsenz als auch virtuell in Form synchroner Online-Meetings durchgeführt werden können.[13]
Für weitere Definitionen siehe Bohndick (2022).
Flipped Classroom
Kern des Flipped Classroom ist der Gedanke, dass die Lernenden sich Wissen zu Hause erarbeiten (mittels digitaler Lernmaterialien und Aufgaben) und dieses Wissen dann gemeinsam mit dem/der Lehrenden im Hörsaal oder Seminarraum diskutiert, angewendet, reflektiert oder vertieft wird.
"Dieses Modell [Flipped Classroom], das seit einigen Jahren vermehrt in Schulen Einzug hält, setzt auf kurze Lehrvideos zum Selbststudium (...) und widmet die darauf folgende Inhaltsvertiefungsphase in Präsenz primär dem Einüben und Vertiefen der digitalen Inhalte."[14]
Blended Learning und Flipped Classroom erhöhen nach Angaben von Bohndick et al. (2021, Folie Nr. 42) unter folgenden Bedingungen den Lernerfolg:
- Gut durchdachter Mix – online und Präsenz – „roten Faden“ (Means et al., 2013)
- sowohl kollaborative als auch darbietende Methoden (ebd.)
- zusätzliche Lern-Ressourcen: z.B. Video als Ergänzung (Noetel et al., 2021), Videos statt Texte (Bishop & Verleger, 2013)
- zusätzliche digitale Lernangebote – keine reduzierte Präsenzzeit (van Alten et al., 2019)
- Variation von Materialien/Aufgaben; flexible Lernmöglichkeiten online
- eher Bachelor als Master (Lag & Saele, 2019; Cheng et al, 2019)
- Qualifikation und Commitment der Lehrperson (Means et al., 2013)
- Vertrautheit der Studierenden mit Format (ebd.)
Interessanterweise deuten die Ergebnisse der Metaanalysen darauf hin, dass Blended Learning für naturwissenschaftliche im Vergleich zu geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern effektiver ist. Der Grund dafür könnte sein, dass das Blended Learning durch systemtisch-sequenzielle Muster geprägt ist und dass dies dem naturwissenschaftlichen Lernen stärker entspricht als dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Lernen (Vo, Zhu & Diep, 2017; nach Schultz-Pernice et al. 2020, S.7f.).
Auch für den Flipped Classroom scheinen Metastudien zu belegen, dass diese Sonderform des Blended Learning sehr gute Effekte auf das studentische Lernen haben kann. Ein Grund hierfür könnte sein, dass beim Flipped Classroom der Anteil aktiven Lernens höher ist als der Anteil des rein rezeptiven Lernens (Stelan, Osborn & Palmer, 2020; ; nach Schultz-Pernice et al. 2020, S.8).
Fazit
Bezüglich des Lernerfolgs steht die Online-Lehre empirischen Studien zufolge nicht schlechter dar als die Präsenzlehre. Im Vergleich von Präsenzlehre mit Blended Learning oder Flipped Classroom schneiden letztgenannte sogar etwas besser ab.
Der Unterschied zwischen einer Lehre, die den Lernerfolg der Studierenden effektiv fördert, und einer Lehre, die das weniger erfolgreich tut, lässt sich also weniger durch die Medialität des Lehrens und Lernens erklären, sondern vor allem durch die Gestaltung der Lehre.
Nach Auswertung der Forschungsliteratur lässt sich festhalten, dass es sinnvoll, d.h. lernförderlich ist, asynchrone und synchrone Online-Lehre gemäß ihrer Stärken, aber auch Grenzen, bewusst für unterschiedliche Ziele einzusetzen und im Sinne des Blended Learning bzw. Flipped Classroom planvoll miteinander zu kombinieren:
- asynchrone Lehre eignet sich besonders zur individuellen Erarbeitung und Vertiefung von Inhalten (zu diesem Thema siehe auch "Online-Selbstlernphasen gestalten und begleiten" im E-Learning-Wegweiser), beispielsweise durch
- Präsentation von Inhalten über Texte (z.B. als Datei oder Weblink in Stud.IP oder ILIAS), Podcasts (Mediacast in ILIAS), Videos (als E-Lecture, Mediacast oder interaktives Video in ILIAS) oder multimediale Lernmodule (ILIAS-, SCORM- oder HTML-Lernmodul) (siehe auch "Digitale Lerninhalte bereitstellen")
- in Kombination mit (schriftlichen) Aufgaben zur aktiven Verarbeitung, Vertiefung, Reflexion der Inhalte (siehe auch "Übungsaufgaben erstellen und bewerten" , "Tests zur Lernbegleitung während des Semesters" oder "Lernprozesse digital reflektieren und dokumentieren"), z.B.
- Bearbeitung einer Aufgabe in der ILIAS-Übung,
- gemeinsame Aufbereitung des Themas
- kollaborative Erstellung eines ILIAS-Glossars oder ILIAS-Wikis (alternativ: Analyse verschiedener Anwendungsbeispiele in Gruppen),
- Führen eines individuellen (ILIAS-Portfolio) oder kollaborativen Lerntagebuchs (ILIAS-Blog),
- idealerweise ergänzt durch Feedback (z.B. durch maschinelles Feedback in ILIAS-Tests (anonym oder personalisiert), individuelles Feedback (z.B. über das ILIAS-Objekt "Individuelle Bewertung") oder auch durch Peer-Feedback zu Einreichungen in der ILIAS-Übung) (siehe auch "Rückmeldungen zum Lernstand geben")
- sowie durch Möglichkeiten zur asynchronen Interaktion mit den Lehrenden sowie zwischen den Studierenden untereinander (z.B. Sammeln und Kommentieren von Ideen oder offenen Fragen zu Inhalten in einem Forum) (siehe auch "Mit Studierenden im digitalen Raum kommunizieren")
- synchrone Lehre eignet sich besonders für den Austausch und die Interaktion der Teilnehmenden sowie zur Förderung der Lernmotivation durch die Etablierung eines Gefühls sozialer Zugehörigkeit (zu diesem Thema siehe auch unseren Blogbeitrag "Getting closer und get involved"), beispielsweise durch
- Etablierung von kurzen Einstiegsroutinen, die dem Vertrauensaufbau und der Förderung der Kommunikation und Kollaboration dienen (z.B. Ice Breaker-Fragen)[15]
- Diskussionen und Aushandlungsprozesse zu in der asynchronen Phase erarbeiteten Thesen oder Inhalten (unterstützt durch Teilgruppensitzungen in BigBlueButton sowie durch digitale Abstimmungstools und digitale Pinnwände für Pro-/Contra-Thesen)
- Klärung komplexer Fragen, die während der asynchronen Phase im Forum gesammelt wurden
- Besprechung der Ergebnisse von in der asynchronen Phase bearbeiteten Aufgaben
- Präsentation von Gruppenarbeitsergebnisse, die in der asynchronen Phase erarbeitet wurden
- gemeinsame Erstellung von Mindmaps zur Strukturierung der in der asynchronen Phase bearbeiteten Inhalte
- Bearbeitung von Anwendungsaufgaben oder Besprechung von Anwendungsbeispielen (unterstützt durch eine digitale Pinnwand) basierend auf Grundlagen, die in der asynchronen Phase erarbeitet wurden
Ausführliche Tipps zur digital gestützten Lehre finden Sie übrigens auch in unserem E-Learning-Wegweiser.