Funktionen

Didaktische Funktionen digitaler Selbstlerneinheiten

Digitale Selbstlerneinheiten als freiwilliges Zusatzangebot

Digitale Selbstlerneinheiten können ein zusätzliches Lernangebot darstellen, um Lernende mit geringerem Vorwissen oder besonderen Bedarfen die Möglichkeit zu geben, sich fehlende Lerninhalte selbst anzueignen, um so die Voraussetzungen zur Teilnahme an der Lehrveranstaltung zu schaffen. In diesem Zusammenhang wären die digitalen Selbstlerneinheiten also ein zusätzliches Lernangebot.
Didaktische Funktion: Unterstützung von Studierenden mit unterschiedlichen Vorkenntnissen und Interessen (z.B. aus unterschiedlichen Studiengängen)

Digitale Selbstlerneinheiten als Ersatz (in Teilen oder vollständig) für eine Lehrveranstaltung in Präsenz (asynchrone Online-Lehre)

In bestimmten Situationen (z.B. Pandemie oder Energiekrise) oder für bestimmte Gruppen von Lernenden (z.B. internationale Studierende oder Studierende mit Kind) kann es schwierig sein, immer zu einer festen Zeit und einem festen Ort an der Lehrveranstaltung teilzunehmen. Neben der Möglichkeit, Lehrveranstaltungen hybrid umzusetzen, kann eine andere Lösung auch die digitale "Ersetzung" einer Präsenzsitzung sein, indem z.B. Vorlesungsaufzeichnungen und/oder Skript zur Sitzung (idealerweise in Kombination mit Möglichkeiten zur Selbstüberprüfung des Lernstands, Aufgaben zur aktiven Verarbeitung/Vertiefung/Anwendung sowie Kommunikations- und Kollaborationsmöglichkeiten) zur Verfügung gestellt werden, damit sich Studierende im eigenen Lerntempo, an einem Ort und zu einer Zeit ihrer Wahl mit den Lerninhalten beschäftigen können.
Didaktische Funktion: Unterstützung von Studierenden mit besonderen Bedarfen (z.B. Studierende mit Behinderungen, Studierende mit Kindern, berufstätige Studierende)

Digitale Selbstlerneinheiten als Bestandteil der Lehrveranstaltung (Verknüpfung von Präsenzveranstaltungen und Online-Selbstlernphasen = Blended Learning)

Digitale Selbstlerneinheiten bieten sich auch dann an, wenn Sie in Ihrer Präsenzveranstaltung gerne mehr Zeit für das Anwenden, Vertiefen, Reflektieren oder Diskutieren fachlicher Inhalte und Themen hätten, durch das ausführliche Einführen, Vorstellen und Erklären der Inhalte aber gar nicht so weit kommen, wie Sie sich das wünschen. Indem Sie Phasen der Wissensvermittlung aus der Präsenz in die Selbstlernzeit auslagern, können Sie die so gewonnenen Freiräume für Ihre Präsenzveranstaltung mit der Anwendung, Reflexion oder Beurteilung dieses Wissens füllen. Bekannt ist dieses Lehr-Lernkonzept als "Flipped Classroom" oder "Inverted Classroom".
Darüber hinaus können Sie digitale Lerneinheiten aber auch dazu nutzen, Lerninhalte aus der Präsenz zu vertiefen, indem Sie weiterführende Literatur zur Verfügung stellen oder unterschiedliche Anwendungsbeispiele zeigen. Auf diese Weise können Sie auch ein Angebot für Studierende unterschiedlicher Studiengänge schaffen, die zwar gemeinsam in Ihrer Veranstaltung sitzen, aber durchaus unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse haben (z.B. Lehramtsstudierende oder Master-Studierende). Präsenzveranstaltung und Online-Selbstlerneinheit werden hier im Sinne des Blended Learning kombiniert.
Didaktische Funktion: Vor- oder Nachbereitung von Lerninhalten

Vertiefungswissen: Was bedeutet eigentlich ...?

Blended Learning

Unter Blended Learning versteht man die Kombination des synchronen und asynchronen Lernens mit digitalen Medien, wobei die synchronen Phasen sowohl in Präsenz als auch virtuell in Form synchroner Online-Meetings durchgeführt werden können.
Erfahrungsberichte:
Quelle: vgl. Arnold, P. et al: Handbuch E-Learning: Lehren und Lernen mit digitalen Medien. 5. Aufl., Bielefeld 2018, S.23. Online: https://hds.hebis.de/ubgi/Record/HEB433953721

Inverted Classroom und Flipped Classroom

"Die Grundidee des Inverted Classroom Model ist es, die Inhaltsvermittlung, die traditionell gemeinsam vor Ort mit dem Lehrer stattfindet, und das Üben und Vertiefen, das zu Hause allein erledigt wird, zu vertauschen. Das Ziel dabei ist es, Zeit für das gemeinsame Lernen und das Anwenden des neu Gelernten zur Verfügung zu haben." [1]
"Dieses Modell [Flipped Classroom], das seit einigen Jahren vermehrt in Schulen Einzug hält, setzt auf kurze Lehrvideos zum Selbststudium (...) und widmet die darauf folgende Inhaltsvertiefungsphase in Präsenz primär dem Einüben und Vertiefen der digitalen Inhalte." [2]
Die Begriffe Inverted und Flipped Classroom werden häufig synonym verwendet, wobei "Inverted Classroom" eher im Hochschulkontext, "Flipped Classroom" eher im Schulkontext gebraucht wird. Kern beider Modelle ist der Gedanke, dass die Lernenden sich Wissen zu Hause erarbeiten (mittels digitaler Lernmaterialien und Aufgaben) und dieses Wissen dann gemeinsam mit dem/der Lehrenden im Hörsaal oder Seminarraum diskutiert, angewendet, reflektiert oder vertieft wird.
Erfahrungsberichte:
Quellen:
[1] Schäfer, Anna Maria: Das Inverted Classroom Model. In: Handke, Jürgen und Alexander Sperl (Hg.): Das Inverted Classroom Model. Begleitband zur ersten deutschen ICM-Konferenz. München 2012, S.3. Online: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783486716641/pdf
[2] Handke, Jürgen: Handbuch Hochschullehre digital: Leitfaden für eine moderne und mediengerechte Lehre.  3., akt. u. erw. Aufl., Baden-Baden 2020, S.67. Online: https://hds.hebis.de/ubgi/Record/HEB464258022

HyFlex

Beim HyFlex-Format haben Studierende die Wahl, ob sie vor Ort in Präsenz an der Lehrveranstaltung teilnehmen wollen, per synchroner virtueller Teilnahme über ein Webkonferenztool (vgl. auch hybride Lehre) oder ob sie die Lehrveranstaltung vollständig im asynchronen Selbststudium bearbeiten - und hierfür adäquate Lernmaterialien durch die Dozierenden zur Verfügung gestellt bekommen. Dieses Format bietet den Studierenden damit ein Höchstmaß an Autonomie und Flexibilität, ist für die Lehrenden aber mit entsprechenden Herausforderungen verbunden.
Erfahrungsbericht:
Quelle: vgl. EDUCAUSE: The HyFlex Course Model. 7 things you should know about. (07/2020): https://library.educause.edu/-/media/files/library/2020/7/eli7173.pdf
Bitte machen Sie sich Notizen zu folgenden Fragen:
  • Warum wollen Sie digitale Selbstlernheiten in Ihrer Lehre nutzen?
  • Welches Ziel verbinden Sie mit dem Einsatz von digitalen Selbstlerneinheiten und welchen Nutzen versprechen Sie sich davon a) für Ihre Studierenden, b) für sich selbst/für Ihre Lehre?


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