Motivation als zentrale Triebfeder für Lernen
Bitte überlegen Sie kurz: Warum sollten Ihre Studierenden die digitalen Selbstlerneinheiten bearbeiten? Was haben sie eigentlich davon?
Intrinsische Motivation
Nach Deci & Ryan (1993)[1] gibt es drei psychische Grundbedürfnisse von Menschen:
- Bedürfnis nach Kompetenz (effectancy)
- Bedürfnis nach Autonomie/ Selbstbestimmung (autonomy)
- Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit (affiliation)
Selbstbestimmungstheorie der Motivation nach Deci & Ryan
Vertiefungswissen
Wenn Sie sich intensiver mit dem Thema "Motivation" auseinandersetzen möchten, schauen Sie sich doch auch noch das folgende Erklärvideo (3:29 Min.) an, in dem die Selbstbestimmungstheorie der Motivation nach Deci & Ryan vorgestellt wird.
Förderung der intrinsischen Motivation
Wie können Studierende motiviert werden - und wie können digitale Selbstlerneinheiten zur Motivation beitragen. Das soll im Folgenden etwas näher beleuchtet werden.
Kompetenzerleben stärken: Erfolge machen Lust auf mehr
Um die Motivation von Studierenden zu stärken, ist es wichtig, dass diese die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und dem Erleben der eigenen Kompetenz machen. Ein zentrales Element hierfür ist Feedback. Studierende müssen ihre eigene Kompetenz realistisch einschätzen können: oftmals halten Studierende sich für weniger kompetent, als sie sind, und geben auf. Oder sie überschätzen sich und nehmen ihre Aufgaben nicht ernst genug – auch dann ist der Lernerfolg gefährdet.[2]
In digital gestützten Selbstlernphasen können Sie das Kompetenzerleben der Studierenden stärken, indem Sie Selbsttests (mit automatisiertem Feedback) erstellen, mit denen die Studierenden ihre eigenen Kompetenzen überprüfen können. Darüber hinaus können Sie in ILIAS Peer Feedback-Szenarien sehr einfach umsetzen. Dabei erhalten Studierende einerseits ein Feedback zu ihrer Leistung, andererseits erleben sie sich aber auch selbst in der Rolle des/der Feedback-Gebers/Geberin, der/die kompetent ist, die Leistung seiner/ihrer Kommiliton*innen zu beurteilen.
Autonomie fördern: Freiräume für eigene Lernwege schaffen
Durch das Erleben von Autonomie und Selbststeuerung kann die Motivation zum Lernen gesteigert werden. Sie erreichen dies z.B., indem Sie individuelle Wege zum Finden von Lösungen aufzeigen, Wahlfreiheit beim Gestalten der Lernwege und -zeiten lassen oder selbstgesteuertes Erkunden von Themen einplanen.[2]
Lernen mit digitalen Medien (und damit auch digitalen Selbstlerneinheiten) ermöglicht Studierenden per se sehr viel Autonomie. Sie können lernen, wann und wo sie wollen. Sie können verschiedene Medien und Lernressourcen nutzen, sie können bestimmen, wie intensiv sie sich mit bestimmten Inhalten befassen (je nach Vorkenntnissen und Interessen). Darüber hinaus können Sie Vertiefungs- und Anwendungsaufgaben zur Verfügung stellen, die Studierende je nach Vorkenntnisse und Interessen unterschiedlich intensiv bearbeiten.
Soziales Eingebunden sein fördern: Lernen braucht Vertrauen
Motiviertes Lernen ist einfacher, wenn Studierende sich als sozial eingebunden wahrnehmen. Sie können dies fördern, indem Sie dafür sorgen, dass die Studierenden Ihrer Veranstaltung sich kennenlernen und miteinander ins Gespräch kommen (z.B. Kennenlernrunde, Think-Pair-Share, Paar- oder Gruppenarbeit etc.). Wenn Sie Ihre Studierenden mit Namen ansprechen und Settings schaffen, in denen sich Studierende gegenseitig austauschen und unterstützen, fördert dies ebenfalls die Motivation.[2]
In digitalen Lernszenarien ist die Förderung des sozialen Eingebundenseins etwas schwieriger als in Präsenzveranstaltungen. Gut ist es, wenn sich die Studierenden bereits vor der Online-Selbstlernphase in der Präsenz kennengelernt haben. Dann ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sehr viel höher. Durch das gemeinschaftliche Kommentieren von Lerneinheiten, durch den Austausch zu Fragen in einem Forum oder durch die Abgabe von Gruppenhausaufgaben (über das ILIAS-Übungsobjekt) können Gruppenprozesse auch in Online-Settings unterstützt werden.
Literatur
- Deci, E. L., & Ryan, R. M.: Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik, 39, 1993, S. 223–238.
- Wunderlich, Antonia: Steckbrief "Motivation in der Lehre". Zentrum für Lehrentwicklung, TH Köln 2015.
- Zander, Steffi und Steffi Heidig: Motivationsdesign bei der Konzeption multimedialer Lernumgebungen. In: In: Niegemann, Helmut & Armin Weinberger: Handbuch Bildungstechnologie. Konzeption und Einsatz digitaler Lernumgebungen, Springer: Berlin 2020, S. 393-415.
Bitte sammeln Sie im Kommentarfeld dieser Seite Ideen, wie digitale Selbstlerneinheiten beschaffen sein müssen, damit Studierende sie gern bearbeiten bzw. sie zur Bearbeitung motiviert sind. Werden Sie dabei gerne konkret.
[1] Deci, Edward L.; Ryan, Richard M.: Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung fürdie Pädagogik - In: Zeitschrift für Pädagogik 39 (1993) 2, S. 223-238.
[2] vgl. Wunderlich, Antonia: Steckbrief "Motivation in der Lehre". Zentrum für Lehrentwicklung, TH Köln 2015.