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Strategien zur Förderung erfolgreicher, selbstgesteuerter Lernprozesse

Schauen Sie doch mal kurz (!) in das folgende Video:
Merken Sie was? Wenn Sie sich bislang nicht mit Elektrodynamik beschäftigt haben, werden Sie es schwer haben, das im Video vermittelte Wissen in bestehende Wissenslandkarten in Ihrem Gehirn zu integrieren. Ohne Anknüpfungsmöglichkeiten an bestehendes Wissen ist Lernen von neuem Wissen schwer bis unmöglich.
In digital gestützen Lehr-Lernszenarien können Sie digitale Abstimmungssysteme, Tests oder Online-Umfragen nutzen, um mehr über das Vorwissen, die Interessen und Erwartungen Ihrer Studierenden zu erfahren. Nutzen Sie dieses Wissen, um die Inhalte in Ihrer digitalen Selbstlerneinheit kognitiv optimal an die vorhandenen Wissensbestände anzupassen.
Foto: Kraufmann/ Harms; Lizenz: CC BY-NC 2.0
"Die beste Komplizin des Lernens ist bekanntlich die Neugier. Sie mobilisiert Antriebskräfte, die in der Lage sind, Unbekanntes aufzuspüren. Dabei speist sie sich aus der Vorahnung, dass das Neue erstrebenswert sei. Wer neugierig ist, will mehr über die bestimmte Sache erfahren, die sich da unmittelbar vor der eigenen Nase befindet. Und wenn die Infos, die unsere Neugier auftut, spannend genug sind, um die Neugier am Leben zu erhalten, kann sie sich zu echtem Interesse wandeln." (Quelle: Böss-Ostendorf, Andreas und Holger Senft: Einführung in die Hochschul-Lehre. Der Didaktik-Coach. 3. Aufl. Opladen, Berlin & Toronto 2018, S. 41.)
Nutzen Sie Cartoons, Fotos, Bilder, Videos, um Neugier zu wecken und mit Ihren Studierenden ins Gespräch zu kommen. Gerade Bilder, die erstmal nichts mit dem Thema zu tun zu haben scheinen, können interessante Assoziationen auslösen, die dazu beitragen, das Thema aus neuen Perspektiven zu betrachten.
"Besonders positive aufgabenbezogene Emotionen wie Lernfreude oder Neugier können (...) dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auf die Aufgabe zu fokussieren und völlig in dieser aufzugehen (Flow), was wiederum leistungsfördernd wirkt. Arbeiten zu multimedialem Lernen berichten z. B. positive Zusammenhänge zwischen aufgabenbezogenem, eng mit der Emotion Neugier verbundenem situativem Interesse und in die Lösung der Aufgabe investierter kognitiver Ressourcen (Plass et al. 2014; Um et al. 2012)"[1]
Sie als Lehrende/Lehrender sollten klar machen, welche Prüfungs- und Studienleistungen Sie von Ihren Studierenden erwarten, und Sie sollten Lernangebote schaffen, die den Studierenden das Erreichen der angestrebten Ziele und Kompetenzen ermöglichen (siehe Constructive Alignment)
Auch auf der Ebene der Gestaltung von Lehrveranstaltung ist es wichtig, den roten Faden nicht zu verlieren und Studierenden immer wieder Orientierung zu bieten: Wo sind wir gerade? Wo kommen wir her? Wo wollen wir hin?
 
Beide Arten der Struktur und Klarheit sind auch für die Gestaltung digitaler Selbstlerneinheiten wesentlich.
  1. Machen Sie deutlich, was Lernziele sind, was zum Grundlagen- und was zum Vertiefungswissen zählt und was Sie als Vorbereitung auf die Präsenzsitzung erwarten.
  2. Strukturieren Sie fachliche Inhalte in digitalen Selbstlerneinheiten so, dass Studierende Anker zur Anknüpfung an bestehende Wissensstrukturen finden und neues Wissen an Vorwissen und Erfahrungen anbinden können.
  3. Bauen Sie digitale Selbstlerneinheiten so auf, dass sie zum Aufbau ihrer Veranstaltung passen. Machen Sie z.B. klar deutlich, welche Inhalte in ILIAS zu welcher Präsenzsitzung gehören.
Das Aneignen von Inhalten in digital gestützten Selbstlernphasen ist für ein erfolgreiches Lernen nicht ausreichend. Vielmehr müssen die Lernenden die Gelegenheit erhalten, sich aktiv mit dem Lerngegenstand auseinanderzusetzen, z.B. durch
  • Reflexionsfragen (entweder im ILIAS-Lernmodul selbst, über die "privaten Notizen", oder über einen privaten Blog/ein Lerntagebuch)
  • Vertiefungs- und Anwendungsfragen (entweder direkt im Lernmodul, in einem Forum zum Lernmodul oder über eine Texteinreichung über das Übungsobjekt von ILIAS)
  • Selbsttests zur Überprüfung des Wissens oder zur Bearbeitung von Anwendungsfragen
  • Interaktionen (z.B. die gemeinsame Formulierung offener Fragen, entweder direkt im Lernmodul oder in einem Forum)
Erst durch aktivierende Lernanlässe haben Studierende die Möglichkeit, ihr Wissen in Handeln zu überführen und sich Kompetenzen anzueignen.
Der Begriff Feedback stammt aus der Kybernetik und bedeutet „Rückkopplung“. Feedback ist eines der wichtigsten Hilfsmittel, dem anderen sachliche Hinweise zu einem Verhalten (oder auch zu einem Leistungsstand) zu geben.
„Basis der Rückmeldung ist der Vergleich eines Ist-Zustandes mit einem Soll-Zustand. Feedback gibt also Aufschluss darüber, inwieweit ein bestimmtes Ziel erreicht wurde bzw. wie groß die Diskrepanz zwischen angestrebtem und gegebenem Zustand ist“ (Krause 2007, S. 46).

Formen von Feedback

  • feedforward: vor Beginn des Lernprozesses werde Studierenden Informationen gegeben zu Standards, Zielen, Bewertungskriterien (vgl. auch den bereits genannten Aspekt "Klarheit und Transparenz herstellen")
  • formatives Feedback (auch feedwithin; auch feedback for learning): Unterstützung des Lernprozesses durch lernprozessbegleitende Informationen, z.B. formatives Assessment (z.B.  automatisiertes Feedback in digitalen Selbsttests) oder Feedback zu einem Ausschnitt einer Seminararbeit (z.B. Feedback zu einer Einreichung über das ILIAS-Übungsobjekt; möglich ist hier auch ein Peer Feedback)
  • summatives feedback (auch feedback of learning): summatives Assessment mit Feedback zum Endprodukt (Bewertung einer Leistung); in einem summativen Feedback können aber auch Verbesserungsvorschläge enthalten sein (feedback for learning) = Vermischung von summativem und formativem Feedback[2]
Feedback im Unterricht – Grafische Darstellung in Anlehnung an das Feedback-Modell von Hattie und Timperley (2007); Quelle: https://visible-learning.org/de/2013/06/lehrerfeedback-und-schulerfeedback-nach-john-hattie/

Digitale Selbstlerneinheiten und Feedback

Sie können Feedback auf mehreren Ebenen in Ihre digitale Selbstlerneinheit integrieren (zu den Ebenen von Feedback, vgl. Hattie, John: Lernen sichtbar machen, Schneider, Hohengehren 2013.):
  • Feedback zur Aufgabe (Informationen darüber, inwieweit eine Aufgabe korrekt oder inkorrekt bearbeitet wurde): In digitalen Selbstlerneinheiten bietet sich hier das automatisierte Feedback in Selbsttests an. Nutzen Sie die Möglichkeit von ILIAS, je nach Beantwortung einer Frage differenziertes automatisiertes Feedback zu geben. Sie können dabei auch Hinweise geben, wie die Lücke zwischen Ist- und Soll-Zustand zu schließen ist (z.B. durch Hinweise auf passende Lernressourcen).
  • Feedback zum Lernprozess (Schritte der Aufgabenbearbeitung und nötige bzw. angewendete Lösungsstrategien): Binden Sie Reflexionsfragen in die Lerneinheit ein oder machen Sie Vorschläge, wie Studierende an einer bestimmten Stelle zur Erarbeitung des Wissens vorgehen können. Fragen Sie in der Präsenzsitzung gezielt nach den Erfahrungen der Studierenden bei der Bearbeitung der digitalen Selbstlerneinheiten und nutzen Sie dies, um über das Lernen ins Gespräch kommen.
  • Feedback zur Selbstregulation (Mechanismen der Selbstbeobachtung und -steuerung, die dazu dienen ein Ziel (besser) zu erreichen): Bauen Sie Reflexionsfragen ein, die Studierende dazu ermutigen, über ihren Lernprozess nachzudenken, um so den Aufbau von Lernstrategien zu unterstützen. Ideal ist auch das Führen eines Lerntagebuchs (z.B. über das E-Portfolio in ILIAS oder den persönlichen Blog).
Im Interview (4:42 Min.)  erläutert John Hattie, was gutes Feedback ist.
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Insbesondere in selbstgesteuerten Lernszenarien - wie im Fall der Bearbeitung von digitalen Selbstlerneinheiten - sollten Sie Lernende dabei unterstützen, ihren eigenen Lernprozess zu reflektieren (z.B. in Form eines digitalen Lerntagebuchs), um diese so Schritt für Schritt bei der Erweiterung ihrer metakognitiven Lernstrategien zu unterstützen (siehe Seite "Selbstgesteuertes Lernen").

In digitalen Lernumgebungen können Sie diesen Reflexionsprozess strukturieren und anleiten, indem Sie z.B. eine Portfolio-Vorlage in ILIAS zur Verfügung stellen, die die Studierenden nutzen können, ein eigenes Portfolio zu führen.

Darüber hinaus ist es durchaus hilfreich, Lernenden in der digitalen Selbstlerneinheit  Reflexionsfragen zu stellen, z.B. zu Lernstrategien ("Welche Lernstrategie könntest du hier nutzen, um dir diese Inhalte besser zu merken/zu verstehen/anzuwenden?").

Mit der Reflexion des Lernens geht auch das bereits erwähnte Feedback zur Ebene des Lernprozesses sowie zur Ebene der Selbststeuerung einher.
Sammeln Sie im Kommentarfeld auf dieser Seite Ideen, wie man im Rahmen digitaler Selbstlerneinheiten das aktive Verarbeiten von Wissen fördern kann.

[1] Loderer, Kristina, Reinhard Pekrun und Anne C. Frenzel: Emotionen beim technologiebasierten Lernen. In: Niegemann, Helmut & Armin Weinberger: Handbuch Bildungstechnologie. Konzeption und Einsatz digitaler Lernumgebungen, Springer: Berlin 2020, S. 425.
[2] Müller, Andreas: Feedforward-Feedwithin-Feedback. Lehre laden. Ruhr-Uni Bochum 2019.


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