Vertiefung zur Persona-Methode
Ausarbeitung von Personas
In diesem Lernmodul erfahren Sie wie Sie anhand einer Vorlage Persona-Profile ausarbeiten und diese nutzen können, um Beispielsituationen aus Perspektive einer spezifischen Persona durchzuspielen. Wir geben Ihnen dazu drei konkrete Beispiele für Personas und schauen, wie diese sich auf unsere Entscheidungsfindung bei einer Medienproduktion auswirken können.
Datenbasierte und Ad-hoc-Personas
Datenbasierte Personas basieren auf der Auswertung von quantitativen und qualitativen Daten, die im Rahmen von User Research erhoben wurden. Um datenbasierte Personas zu erstellen, muss man zunächst Forschungsfragen formulieren und passende Methoden auswählen, um Daten zu sammeln. Typische Methoden sind Interviews, Umfragen, Beobachtungen oder Analytics-Auswertungen.
Die gesammelten Daten werden dann analysiert und strukturiert. Dabei geht es darum, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Nutzern zu identifizieren. Dazu können z.B. Demografie, Verhaltensmuster, Bedürfnisse, Ziele und Probleme gehören. Es ist wichtig, die Daten in einer verständlichen Form aufzubereiten und zu visualisieren, um sie besser nutzen zu können.
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden schließlich datenbasierte Personas erstellt. Dabei handelt es sich um fiktive Personen, die stellvertretend für verschiedene Gruppen von Nutzern stehen. Eine Persona sollte dabei so realistisch wie möglich sein und alle relevanten Eigenschaften, Bedürfnisse und Verhaltensweisen der jeweiligen Zielgruppe abbilden.
Datenbasierte Personas bieten gegenüber Proto-Personas den Vorteil, dass sie auf tatsächlichen Nutzerdaten basieren und somit realistischer sind. Dadurch sind sie eine wertvolle Grundlage für strategische Entscheidungen im Rahmen der Produktentwicklung oder der Marketingkommunikation. Allerdings sind datenbasierte Personas auch aufwändiger in der Erstellung, da sie User Research erfordern und Zeit und Ressourcen benötigen.
Um sicherzustellen, dass die Personas immer aktuell und relevant bleiben, sollten sie regelmäßig überprüft und aktualisiert werden. Hierfür können weitere User Research-Maßnahmen durchgeführt werden, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und die Personas entsprechend anzupassen.
Proto-Personas, auch als Ad-hoc-Personas bekannt, sind reduzierte, aber dennoch auf die Ziele und Bedürfnisse der Zielgruppe fokussierte Personas, die auf der Basis von Annahmen und bereits vorhandenem Wissen erstellt werden. Sie sind besonders nützlich in der frühen Phase der Produktentwicklung oder bei der Einführung nutzerzentrierter Methoden, da sie schnell und kostengünstig Klarheit über die Zielgruppe schaffen können. Proto-Personas sollten jedoch nicht als Grundlage für strategische Entscheidungen dienen, da sie auf Annahmen basieren und kein User Research betrieben wird. Um langfristig mit Proto-Personas arbeiten zu können, sollten sie regelmäßig überprüft und zu datenbasierten Personas weiterentwickelt werden.
Ad-hoc-Personas sind nützlich, wenn man schnell und kostengünstig Klarheit über die Zielgruppe gewinnen möchte. Da für Ad-hoc-Personas kein umfangreiches User Research betrieben wird, sind sie schneller erstellt als datenbasierte Personas. Für die Erstellung von Videoideen können Ad-hoc-Personas einen guten Ausgangspunkt bieten, um eine grobe Vorstellung davon zu bekommen, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Die Informationen, die man bereits über die Zielgruppe hat, können in Ad-hoc-Personas einfließen, um so die wichtigen Bedürfnisse und Ziele der Nutzer zu definieren. Ad-hoc-Personas sollten jedoch im Laufe der Zeit durch datenbasierte Personas ersetzt werden, um sicherzustellen, dass die Videoidee gezielt auf die Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet ist und effektiv ist.
3 Beispiele für Persona-Profile
Persona-Profile dienen dazu, eine klare Vorstellung von den Bedürfnissen, Interessen und Motivationen einer Zielgruppe zu erhalten und eine gezielte Ansprache und Kommunikation zu ermöglichen. Persona Profile helfen dabei, die Zielgruppe besser zu verstehen und können als Grundlage für die Gestaltung von Marketing- und Kommunikationsstrategien, aber auch von Produkten und Dienstleistungen, dienen. Durch die Verwendung von Persona Profilen können Unternehmen, Organisationen oder auch Wissenschaftler ihre Botschaften gezielter und effektiver an ihre Zielgruppe richten und somit ihre Ziele erfolgreicher erreichen.
Die Erstellung von Persona-Profilen ist ein wichtiger Schritt in der Planung und Gestaltung von Wissenschaftskommunikationsvideos. Indem wir uns in unsere Zielgruppe hineinversetzen und uns ihre Bedürfnisse, Interessen, Erwartungen, Emotionen und Herausforderungen vor Augen führen, können wir sicherstellen, dass unser Video relevante und ansprechende Inhalte bietet. Ein Persona-Profil gibt uns auch einen klaren Leitfaden für die Erstellung von Inhalten und die Auswahl von Visuals, Musik und Sprache, die auf die spezifischen Interessen und Bedürfnisse unserer Zielgruppe abgestimmt sind. Durch die Verwendung von Persona-Profilen können wir auch sicherstellen, dass unser Video die gewünschte Wirkung erzielt, sei es, um das Interesse an einem bestimmten Thema zu wecken, die Marke oder das Anliegen eines Unternehmens zu fördern oder Unterstützung und Fördermittel für ein Forschungsprojekt zu gewinnen.
Da Sophie in der Stadt lebt, muss sie lange Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen, um zur Universität zu kommen. Dabei hat sie Gelegenheit, Videos auf ihrem Smartphone anzuschauen. Diese Informationen sind wichtig bei der Gestaltung des Videos für Sophie als prototypische Vertreterin ihrer Zielgruppe.
Um die Persona der neugierigen Studentin zu erreichen, sollte das Video wissenschaftlich fundiert und dennoch verständlich sein. Es sollte auf unterhaltsame Weise neue Erkenntnisse vermitteln und sie dazu inspirieren, mehr über das Thema zu lernen. Das Video sollte nicht zu lang sein und die wichtigsten Informationen kompakt präsentieren, da Sophie wenig Zeit hat und nicht unnötig Zeit mit irrelevanten Informationen verschwenden möchte.
Da Sophie bevorzugt online liest und gerne wissenschaftliche Artikel liest, sollte das Video auch online verfügbar sein und wissenschaftliche Quellen zitieren. Um ihre Bedenken hinsichtlich der Oberflächlichkeit des Videos zu entkräften, sollten die Informationen in angemessener Tiefe präsentiert werden.
Da Sophie auch gerne Podcasts hört und Science-Fiction-Filme schaut, könnte das Video in einer erzählerischen Form gestaltet werden, um ihr Interesse zu wecken und ihre Neugierde zu fördern. Aufgrund ihrer Medienkonsumgewohnheiten könnte es auch sinnvoll sein, das Video in kurze Abschnitte zu unterteilen, um ihre Aufmerksamkeit zu halten und es ihr zu ermöglichen, es während ihrer täglichen Pendelzeit anzusehen.
Um Inge, die Wissbegierige, anzusprechen, sollte das Video auf ihre Bedenken und Ziele bezüglich der geistigen Gesundheit und des Gehirntrainings eingehen. Es sollte informativ sein und praktische Tipps und Tricks enthalten, die sie in ihrem Alltag anwenden kann. Da sie eine selbstständige Buchhalterin ist, hat sie möglicherweise nicht viel Zeit, um lange Videos anzusehen. Daher sollte das Video kurz und prägnant sein, um ihre Aufmerksamkeit zu halten. Es kann auch hilfreich sein, wenn das Video auf ihre Altersgruppe zugeschnitten ist und ihr eine Perspektive bietet, wie sie ihre kognitiven Fähigkeiten auch im Alter verbessern kann.
Um Max als Entscheider davon zu überzeugen, Forschungsprojekte zu finanzieren, muss das Video klar die Vorteile für die Branche und das Gemeinwohl aufzeigen. Es ist wichtig, eine prägnante und leicht verständliche Präsentation der Forschungsprojekte mit klaren Zielen und Erkenntnissen zu liefern.
Eine Zusammenfassung des aktuellen Stands der Neurowissenschaften und potenzieller zukünftiger Anwendungen sollte ebenfalls enthalten sein. Ein Experten-Netzwerk, das regelmäßig aktualisiert wird und als Informationsquelle für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft dient, kann helfen, Zweifel an der Kompetenz der beteiligten Forscher und des wissenschaftlichen Instituts zu zerstreuen. Es ist auch wichtig, ein zielgerichtetes und effizientes Verfahren zur Bewertung und Förderung von Projekten zu präsentieren, das die Bedürfnisse und Anforderungen der Zielgruppe berücksichtigt
Häufige Einwände wie mangelnde Relevanz oder Innovationskraft des Forschungsprojekts, zu hohe Kosten oder fehlende Transparenz in Bezug auf die Verwendung der Fördergelder müssen adressiert werden, um Max zu überzeugen. Eine professionelle Präsentation und ein überzeugendes Auftreten sind auch wichtig, um Max als zielorientierten und budgetverantwortlichen Entscheider zu gewinnen.
Fazit: Auf das Wichtigste fokusieren
Es ist schwer, alle drei Personas gleichermaßen anzusprechen, da sie unterschiedliche Bedürfnisse, Ziele, Interessen und Herausforderungen haben. Ein Video, das alle anspricht, könnte zu allgemein oder uninteressant sein und somit seine Wirkung verfehlen.
Deshalb ist es wichtig, sich auf eine Persona zu konzentrieren und eine klare Botschaft zu definieren. Ein konkretes Projektziel und eine prägnante Botschaft helfen dabei, die relevanteste Zielgruppe zu identifizieren und ein gezieltes Video zu erstellen, das auf deren Bedürfnisse und Erwartungen zugeschnitten ist. Indem man sich auf eine einzelne Zielgruppe konzentriert, kann man auch die Art des Videos und die passenden Kanäle genauer definieren und ausrichten, was zu effektiveren Ergebnissen führt.
Beispiele und Materialien
Persona Vorlage
https://www.netspirits.de/wp-content/uploads/Persona-Template-deutsch_netspirits.pdf
Lepzien / Lewerenz: Persona-Methode. Eine Methode zur Illustrierung von Bildungsbedarfen
https://www.uni-rostock.de/storages/uni-rostock/UniHome/Weiterbildung/KOSMOS/Persona.pdf
Usability.de - Personas
https://www.usability.de/leistungen/methoden/personas.html
Fernuni Hagen - Kennen Sie schon... Personas?
https://www.fernuni-hagen.de/zli/blog/kennen-sie-schon-personas/