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Rating Skala
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[Ausblenden]Englisch: rating scale
Antworttyp bei geschlossenen Fragen im Fragebogen: die Antwortmöglichkeiten sind bei der Rating Skala in verschiedenen Ausprägungen abgestuft
1 Überlegungen bei der Entwicklung von Antwortskalen
- Wie viele Antwortkategorien soll die Skala enthalten?
- In der Regel bewegt sich die Zahl Antwortmöglichkeiten zwischen 5 und 10.
- Hierbei handelt es sich meist um diskrete Antwortmöglichkeiten
- Kontinuierliche Skalen ("Schieberegler") sind ebenfalls denkbar, jedoch eher für eine online-Befragung geeignet
- Soll eine gerade oder ungerade Anzahl verwendet werden?
- Bei einer geraden Anzahl an Antwortkategorien haben Sie keinen Wert, der direkt in der Mitte liegt. Insbesondere bei bipolaren Skalen müssen Sie berücksichtigen, dass keine "teils/teils" Antwort möglich ist.
- Ist die Beschriftung aller Kategorien besser als nur die Bezeichnung der Endpunkte?
- Je mehr Antwortkategorien Sie haben, desto unübersichtlicher wird eine Bezeichnung jeder einzelnen Kategorie
- Sollte die Skalenbeschriftung bipolar oder unipolar erfolgen?
- Bipolar bedeutet, dass die Ausprägung auf Ihrer Skala in zwei gegenteilige Richtungen geht, also beispielsweise von "sehr schlecht" bis "sehr gut". Hierbei steht immer ein Gegensatzpaar an den Enden der Skala.
- Bei einer unipolaren Skala gibt es die Ausprägung von "gar nicht" bis "komplett".
- Deutlich wird der Unterschied zwischen uni- und bipolaren Skalen anhand des Beispiels der Zustimmung. Bei "stimme voll zu" bis "stimme überhaupt nicht zu" handelt es sich um eine unipolare Skala. Für die bipolare Skala brauchen Sie das Gegenteil der Zustimmung, also die Ablehnung, wodurch diese als "stimme voll zu" bis "lehne komplett ab" formuliert ist.
- Sollte eine Skala positiv (zustimmend) oder negativ (ablehnend) beginnen?
- Achten Sie darauf, dass das in Ihrem Fragebogen konsistent ist. Wenn in der ersten Hälfte des Fragebogens "stimme voll zu" und "sehr positiv" immer rechts steht, in der zweiten Hälfte immer links, kann es zu Verwirrung und falschen Antworten kommen, wenn die Teilnehmenden die Kategorien nicht bei jeder Frage aufs Neue lesen.
- Sollte die Verbalisierung itemspezifisch oder standardisiert vorgenommen werden?
- Sprich: nehmen Sie für jede Frage die gleiche Skala bzw. die gleichen Kategorienbezeichnungen oder für jede Frage anders?
- Immer die gleiche Skala zu nehmen, erleichtert die Beantwortung, jedoch können für verschiedene Fragen verschiedene Skalen logisch sinnvoll sein
- Oft wird in Fragebögen eine Mischung genommen, bei der möglichst häufig die gleichen Kategorien genommen werden, und nur an Stellen, an denen diese Kategorien nicht zur Frage passen, Anpassungen der Formulierung vorgenommen werden.
2 Likert-Skala
Der Begriff Likert-Skala überschneidet sich größtenteils mit dem der Rating Skala. Es handelt sich hierbei um eine fest definierte Art von Rating-Skala. Hier sind in der Regel fünf, manchmal bis zu sieben diskrete Antwortvorgaben gegeben, die in der Regel die Zustimmung oder Ablehnung zu einem bestimmten Thema erfassen sollen.
3 Weitere Arten von Skalen ohne direktes Rating durch die Teilnehmenden: ja/nein-Skalen
Neben der Rating Skala gibt es weitere Arten von Skalen, wie beispielsweise die Guttman- oder die Thurstone-Skala, bei denen die Items mit "ja" oder "nein" bzw. ablehnend oder zustimmend beantwortet werden können und hieraus ein Gesamtscore berechnet wird.
Bei der Guttman-Skala gehören die abgefragten Items zusammen, es handelt sich um Aussagen, bei der die Ausprägung des Merkmals in jeder Aussage immer stärker wird. Somit würde eine Person, die der Ausage mit der stärksten Ausprägung des Merkmals zustimmt, allen anderen Aussagen ebenfalls zustimmen.
Die Thurstone-Skala wird vorher von Expert*innen bewertet, in welchem Ausmaß jede Aussage einen Rückschluss auf das zu untersuchende Merkmal zulassen, in der Regel über eine Punktzahl. In Persönlichkeitstests wird sich dieser Skala oft bedient. Am Ende wird die Gesamtpunktzahl berechnet und daraus die Merkmalsausprägung bestimmt.
Döring, Nicola; Bortz, Jürgen (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
Franzen, Axel (2019): Antwortskalen in standardisierten Befragungen. In: Nina Baur und Jörg Blasius (Hg.): Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, Bd. 94. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 843–854.
Reinecke, Jost (2019): Grundlagen der standardisierten Befragung. In: Nina Baur und Jörg Blasius (Hg.): Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, Bd. 50. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 717–734.
Zuletzt geändert: 17. Aug 2021, 2:17pm, [gm2466]