Methodenwiki
Reiter
qualitative Forschung
Englisch: qualitative research
Forschungsweise neben quantitativer Forschung und Mixed Methods
In der qualitativen Forschung geht es nicht um das Messen bereits vorhandener Variablen, sondern um das Generieren neuer Theorien und das Erfassen von neuem Wissen. Die Subjektivität des oder der Forscher*in wird hierbei als Ressource für diese Forschung gesehen und genutzt. Objektivität sollte in der Verwendung der Methode und der Argumentation liegen, für den Forschungsprozess als solchen ist sie hier jedoch nicht zwingend erforderlich.
Der Ablauf ist nicht immer linear, sondern häufig zirkulär (siehe Witt 2001, Kap. 3.2). Auf Basis der bisher erhobenen Daten kann im Verlauf des Forschungsprozesses die Vorgehensweise immer wieder angepasst werden. Wie die Forschung abläuft, hängt hier von der gewählten Methode ab.
Die Auswertung qualitativ generierter Daten erfolgt interpretativ. Statistik findet kaum Verwendung. Am Ende der Forschung steht nicht die Bestätigung oder Widerlegung von Hypothesen, sondern deren Generierung.
Typisch für qualitative Forschung ist die Datenerhebung durch Beobachtungen, Interviews oder Fokusgruppendiskussionen. Analysiert werden diese häufig durch qualitative Inhaltsanalysen. Weiterhin denkbar sind beispielsweise die qualitative Analyse von vorhandenen Dokumenten wie Tagebücher, Zeitungsartikel oder Film- und Bildmaterial.
Wichtig zu beachten ist, dass sich die Unterschiede zwischen qualitativer und quantitativer Forschung primär aus Unterschieden in der zugrundeliegenden Forschungslogik und der entsprechenden Paradigmen ergeben. Die häufigere Verwendung bestimmter Methoden in jeweils einer der beiden Forschungsweisen, oder die unterschiedliche Natur der Daten (qualitativ: Worte, quantitativ: Zahlen) ist eine Folge dessen und nicht die primäre Definition der Forschungsweisen.
Gütekriterien für qualitative Forschung sind nicht eindeutig festgelegt (vgl. Eisewicht & Grenz 2018). Es gibt einige zugrundelegende Paradigmen, beispielsweise den Sozialkonstruktivismus.
Baur, Nina; Blasius, Jörg (2019): Methoden der empirischen Sozialforschung – Ein Überblick. In: Nina Baur und Jörg Blasius (Hg.): Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, Bd. 69. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 1–28.
Döring N, Bortz J (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissen schaften. Springer, Berlin / Heidelberg.
Eisewicht, Paul; Grenz, Tilo (2018): Die (Un)Möglichkeit allgemeiner Gütekriterien in der Qualitativen Forschung – Replik auf den Diskussionsanstoß zu „Gütekriterien qualitativer Forschung“ von Jörg Strübing, Stefan Hirschauer, Ruth Ayaß, Uwe Krähnke und Thomas Scheffer. In: Zeitschrift für Soziologie 47 (5), S. 364–373.
Flick, Uwe (2019): Gütekriterien qualitativer Sozialforschung. In: Nina Baur und Jörg Blasius (Hg.): Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, Bd. 23. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 473–488.
Helfferich, Cornelia (2011): Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. 4. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag (Lehrbuch).
Hussy W, Schreier M, Echterhoff G (2013): Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften für Bachelor. Springer, Berlin / Heidelberg
Przyborski, Aglaja; Wohlrab-Sahr, Monika (2019): Forschungsdesigns für die qualitative Sozialforschung. In: Nina Baur und Jörg Blasius (Hg.): Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, Bd. 41. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 105–123.
Witt, Harald (2001). Forschungsstrategien bei quantitativer und qualitativer Sozialforschung [36 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum Qualitative Social Research, 2(1), Art. 8
Zuletzt geändert: 21. Jul 2021, 3:20pm, [gm2466]