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Kodieren

Englisch: coding

Strukturierung eines Textes hinsichtlich bestimmter Merkmale, meist inhaltliche, seltener formale oder weitere

Ein Code bezeichnet meistens eine Sinneinheit innerhalb eines oder mehrerer Texte, die sich gegebenenfalls im selben Text oder in anderen Texten wiederholt (Gläser & Laudel 2013). Das Prinzip stammt ursprünglich aus der Grounded Theory. Sie verwenden Codes beispielsweise bei der Analyse Ihres Materials im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse. Seltener wird nach formalen Aspekten kodiert, beispielsweise bei der formal-strukturierenden Inhaltsanalyse (Übersicht Inhaltsanalysen siehe hier bzw. Schreier 2014).

Aus dem Kodieren Ihres Textmaterials ergibt sich dann ein sogenanntes Kategoriensystem mit Überkategorien und gegebenenfalls auch Subkategorien, je nach Komplexität des Materials sind beliebig viele Unterstufen der Kategorien denkbar. Beim Kodieren betrachten Sie Ihren Text also mit den Fragen: was wurde zu welchem Thema gesagt? Die Herleitung von Codes geschieht in der regel induktiv, deduktiv oder in einer Mischung von beidem. Sprich, entweder wenden Sie aus der Theorie hergeleitete Codes auf Ihr Material an, oder Sie erstellen das Kategoriensystem am Text selbst. Je nach Methode gibt es hier verschiedene Vorgaben, in der Grounded Theory arbeiten Sie beispielsweise nur induktiv. (Gläser & Laudel 2013)

Beispiel:
Ihr Interviewteilnehmer hat eine Aussage getätigt "ich esse meistens zum Nachtisch einen Schokoriegel, weil es das in meiner Kindheit zuhause auch immer gab", könnten Sie je nach Forschungsfrage hier in diverse Codes einteilen, beispielsweise "Desserts", "Süßigkeiten", "Essgewohnheiten Kindheit" oder "Gründe für Lebensmittelauswahl". Eine zweite Aussage, "meine Mutter hat für mich in der Schulzeit immer ein Pausenbrot eingepackt" einer anderen Teilnehmerin könnte in "Essgewohnheiten Kindheit" eingeordnet werden, eine dritte "ich esse keine Kekse, dieser Süßkram ist ungesund" wiederum zu "Süßigkeiten" und "Gründe für Lebensmittelauswahl".

Codes sind in der Regel vom kodierenden Forscher abhängig, sodass ein mögliches Qualitätsmerkmal für eine auf diese Weise durchgeführte Analyse die sogenannte Intercoder-Reliabilität ist (Gläser & Laudel 2013).

Für die Durchführung des Kodierens gibt es diverse Softwares, die bekannteste heißt MaxQDA.

Gläser, Jochen; Laudel, Grit (2013): Life With and Without Coding: Two Methods for Early-Stage Data Analysis in Qualitative Research Aiming at Causal Explanations. In: Forum: Qualitative Social Research 14 (2).
Kuckartz, Udo (2016). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung, 2012 Beltz Verlag, Weinheim Basel, 3., überarb. Auflage
Schreier, Margrit (2014): Varianten qualitativer Inhaltsanalyse: Ein Wegweiser im Dickicht der Begrifflichkeiten. In: Forum: Qualitative Social Research 15 (1).

Zuletzt geändert: 11. Mai 2021, 10:51am, [gm2466]


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