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Transkription

Englisch: transciption

Aufzeichnungen von Interviews, Gruppendiskussionen oder anderen Erhebungen werden in Textform gebracht.

Gruppendiskussionen und Interviews liegen in der Regel als Audiodateien vor, sofern Sie diese mit Mikrofonen oder Diktiergeräten aufgezeichnet haben. Falls Sie nicht aufgezeichnet haben, sondern sich nur Notizen während des Interviews oder der Diskussion gemacht haben, brauchen Sie keine Transskription durchzuführen. Ihre Daten liegen bereits in Textform vor.
Für Ihre Audio- und Videodateien benötigen Sie eine Transskription, damit Sie Ihre Daten in Textform vorliegen haben. Um diese zu erstellen, gibt es je nach Materialform unterschiedliche Regeln und Vorgehensweisen.
Audiodateien können Sie nach Gehör transkribieren. Um den wissenschaftlichen Anspruch zu erfüllen, legen Sie im Vorfeld Regeln fest, die sie einheitlich für alle Transkripte befolgen. Bei diesen Regeln handelt es sich um die Art und Weise, wie und wie detailliert Sie die Sprache, verbalen Eigenheiten, Füllwörter und Gesprächspausen Ihrer Interviewpartner verschriftlichen. Sie können die Sprache eins zu eins in Ihr Transkript übertragen, oder die Sprache glätten. Glätten heißt, dass Sie grammatische Fehler, dialektische und abgekürzte Wörter, Pausen und Füllwörter aus Ihrem Transkript nehmen bzw. korrigieren. Hierbei geht Ihnen jedoch möglicherweise Material verloren, da es bei der Auswertung auch interessant sein kann, was Ihr Gegenüber im Interview besonders betont und wo besonders gezögert hat. Daher bedient man sich in der Wissenschaft eher dem wörtlichen Transkript. Jedoch kann auch das geglättete Transkript eine sinnvolle Option sein.
Es gibt vorhandene Regeln und Symbole für Transkripte, an denen Sie sich orientieren können. Es ist aber auch möglich, dass Sie ein eigenes System aufbauen. Überlegen Sie sich passende Symbole für alle Sprachmerkmale, die Sie erfassen wollen, und verwenden Sie diese einheitlich in Ihrem gesamten Transkript.
Neben der gesprochenen Sprache können Sie unter Anderem folgende Gegebenheiten verschriftlichen:
  • Pausen
  • Füllwörter
  • Abgebrochene Wörter oder Sätze
  • Intonation und Betonung
  • Lächeln, Lachen, Weinen, Seufzer, deutliche Atemgeräusche und Räuspern
  • Auf der Audiodatei nicht mehr hörbare Passagen (z.B. als "(unverständlich)" oder "(unv)")
Bei der Transkription kann Ihnen eine Software helfen. In einer solchen Software können Sie Ihre Audiodatei jederzeit pausieren, langsamer oder schneller abspielen lassen und so einfacher abtippen können. Zudem versorgt Sie die Software automatisch mit Zeitmarken und Absatzmarken, sowie welche Passagen Sie und welche Ihr*e Interviewpartner*in. Diese werden Ihnen später bei wörtlichen und indirekten Zitaten aus Ihrem Textmaterial beim Zitieren helfen.
Ein Beispiel für eine solche Software ist F4transkript, die Sie gegebenenfalls über Ihre Betreuungsperson bei der JLU beziehen können.

Dresing, Thorsten; Pehl, Thorsten: Praxisbuch Interview, Transkription & Analyse. Anleitungen und Regelsysteme für qualitativ Forschende. 8. Auflage. Marburg, 2018.

Zuletzt geändert: 18. Mai 2021, 10:09am, [gm2466]


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