Beschreibung
Das Planspiel ist eine Unterform der Simulation. Neben der für die Simulation gültigen Regeln besitzt ein Planspiel eine „Rollenspielkomponente“ und dient als Lehr- bzw. Lernmethode. Beim Planspiel werden die Lernenden in verschiedene Gruppen aufgeteilt bzw. verteilen sich nach Interesse auf die Gruppen auf. Die Gruppen werden nun mit dem im Planspiel nachzuspielenden komplexen Szenario konfrontiert und erhalten dazu fiktive, aber realitätsnahe konflikt- und problemhaltige Situationen. Zusätzlich erhalten sie hierauf abgestimmte Regeln und Zielsetzungen, innerhalb derer sie sich im Rahmen des Planspiels in vorgegebenen Rollen gemeinsam und individuell handelnd auseinandersetzen sollen. Der Unterschied zum Rollenspiel liegt darin, dass die Rollen stark formalisiert sind und keinen Spielraum für eigene Interpretationen zulassen. Ein Planspiel ist in seiner Ausrichtung problemorientiert, weniger wissensorientiert. Sinnvoll einsetzbar sind Planspiele z.B. für das Nachvollziehen von politischen Prozessen und Entscheidungen, von komplexen wirtschaftlichen Systemen oder das Nachvollziehen von Interpendenzen zwischen konkurrierenden Interessengruppen. Ziel der Methode Planspiels ist es, dass die Studierenden Handlungserfahrungen sammeln können, lernen, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen ihres Handelns erfahren. Zudem erhalten sie die Möglichkeit, zu experimentieren und z.B. in mehreren Spielrunden denkbare Lösungsstrategien durchzuspielen. Die Methode unterstützt die Studierenden weiterhin darin, Schlüsselqualifikationen wie Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Kreativität aufzubauen.
Durchführung
Der Erfolg des Planspiels hängt entscheidend von einer sorgfältigen Vorbereitung und der optimalen Integration in den Gesamtunterrichtsvorgang ab. Typischerweise verläuft ein Planspiel in sieben Schritten:
- Spieleinführung: Zunächst werden die Methode Planspiel, die Spielmaterialien sowie die einzunehmenden Rollen vorgestellt und offene Fragen geklärt. Bei der Einteilung der Studierenden in Arbeitsgruppen ist darauf zu achten, dass die Gruppen in ihrer Leistungsstärke gemischt sind. "Schlüsselgruppen" wie z.B. Vorsitzende oder die Betriebsleitung sollten besonders kompetenten Lernenden übertragen werden. Nach der Einteilung der Studierenden in Arbeitsgruppen erläutert die/der Dozierende kurz das Problem und stellt die Materialien bereit.
- Informations- und Lesephase: Die Gruppenmitglieder erhalten Arbeitskarten (sind für alle Gruppen gleich) und unterschiedliche Rollenkarten. Das Informationsmaterial wird durchgelesen; Verständnisfragen werden anschließend geklärt. Die/der Dozierende verteilt die Arbeits- und Rollenkarten. Die Studierenden nehmen die entsprechenden Rollen ein.
- Arbeit in der Gruppe: Gruppenintern werden die Informationen strukturiert und die Ausgangssituation analysiert. Es gilt Handlungsoptionen zu besprechen sowie möglichst kreative Ideen und Strategien zu entwickeln. Die/der Dozierende beobachtet die Gruppen und berät bei Rückfragen.
- Interaktion zwischen den Gruppen: Dies ist die intensivste Spielphase. Bei dieser agieren die Gruppen (z.B. werden Briefe an die übrigen Gruppen versendet, diese besucht oder mit ihnen Gespräche geführt) und reagieren auf Anfragen der anderen Gruppen. Die eingeteilten Gruppen orientieren sich bei ihren Handlungen hauptsächlich an den formalen Spielregeln, den gesetzlichen Rahmenbedingungen und sozialen Normen, an den eigenen Handlungsprinzipien, Interessen sowie Zielsetzungen und an den vermuteten Positionen der Gegenspieler. Realistischerweise werden die Handlungsräume durch harte bzw. reale Bedingungen und Zwänge begrenzt. Dies kann durch Spielregeln, Verhaltensnormen, Knappheit der Mittel (z.B. Geld, Wissen, Rechte, Zeitbudget, Energie, Vitalität und oder Informationen) erfolgen. Je nach Planspiel können Ereigniskarten eingesetzt werden, die gezielt Impulse und Veränderungen ins Spiel bringen. Der Dozierende beobachtet das Geschehen lediglich.
- Vorbereitung eines Plenums / einer Konferenz: Meist ist dies die spannendste Phase. Die Gruppen tragen ihre Ergebnisse zusammen, verarbeiten und bewerten diese. Der Verlauf des Plenums wird geplant. Zudem werden die zu vertretenden Positionen besprochen, mögliche Argumente, Strategien und Einstiegsstatements besprochen. Jede Gruppe sollte zudem einen Gruppensprecher benennen.
- Durchführung eines Plenums / einer Konferenz: In der Regel nehmen an dieser Phase alle Studierenden teil. Vor dem Plenum werden die Ergebnisse jeder Gruppe zusammengetragen und durch den jeweiligen Gruppensprecher - unterstützt durch die Gruppenmitglieder - vorgestellt. Bei offenen Fragen oder fehlendem Konsens werden die Studierenden auf die siebte und letzte Phase verwiesen.
- Spielauswertung: In dieser letzten Phase werden Zusammenfassungen und Analysen zum inhaltlichen und formalen Spielablauf vorgenommen. Die Studierenden sollen hierbei den Spielverlauf und die Ergebnisse reflektieren und kritisch bewerten. Der Dozierende leitet das Gespräch als neutraler Moderator.
Geeignete Veranstaltungstypen
Für das Planspiel eignet sich am besten ein Seminar. Damit die Methode durchgeführt werden kann, sollten mindestens 9-15 Studierende in mindestens 3 Gruppen eingeteilt werden können.
Ressourcen
Je nach Form des Planspiels müssen entsprechende Materialien bereitgestellt werden. Dies können sein: Hintergrundinformationen, eine Fallstudie mit Problembeschreibung, Arbeitskarten mit Erläuterung zum Spielverlauf, Rollenkarten, Ereigniskarten als Impulsgeber und/oder Arbeitsmittel wie Nachschlagewerke. Je nachdem, welches Ereignis - wie die UN-Klimakonferenz - nachgespielt werden soll, wird unterschiedlich viel Zeit benötigt. Häufig sind Planspiele nicht nur auf eine Einzelstunde sonder auf einen längeren Zeitraum angelegt. Eine flexible und großzügige Raumnutzung ist anzuraten.
Quellen
- Geuting M (2000): Soziale Simulation und Planspiel in pädagogischer Perspektive. In: Herz D, Blätte A: Simulation und Planspiel in den Sozialwissenschaften. Eine Bestandsaufnahme der internationalen Diskussion. Münster. LIT Verlag.
- Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen (Hrsg.) (o.J.): Planspiel - eine allgemeine didaktische Einführung. Stand: 28.10.2016
- Löffelholz R, Pletzer E, Witte L (o.J.): Flechsigs Gˆttinger Katalog Didaktischer Modelle Unterrichtsmethode 17: Simulation. Stand: 28.10.2016
- Schwägele S (2013): Planspiel+ - Der Blog. Planspiel versus Simulation? Versuch einer Abgrenzung. Stand: 28.10.2016
- TATA Interactive Systems GmbH (Hrsg.) (o.J.): Wie ein Planspiel im Kern funktioniert. Stand: 28.10.2016
- Universität Duisburg-Essen (Hrsg.) (2012): Hochschuldidaktik. Methodenbar. Methoden für interaktionsorientierte Settings, z.B. Projektgruppe. Planspiel-Methode. S. 22-26. Stand: 28.10.2016
Links zu weiteren Informationen
- Reich K (2007): Methodenpool. Planspiel. Stand: 23.10.2016
- SRH Hochschule Heidelberg (Hrsg.) (2014): Planspiel - Eine Lernmethode im CORE-Prinzip. Stand: 28.10.2016