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![]() MathePodcasts als Element der fachdidaktischen Lehramtsausbildung im Bereich MathematikErfahrungsbericht |
Setting und Inhalt der Lehrveranstaltung
Am Institut für Didaktik der Mathematik wurde im WiSe 2014/15 das Projekt 'Mathe-Podcasts' durchgeführt und zunächst ein Angebot für L1-Studierende geschaffen. Im SoSe 2015 fanden weitere Veranstaltungen für die Studiengänge L2, L3 und L5 statt. Teilweise fanden die Veranstaltungen auch lehramtsgemischt über alle Lehrämter statt. Alle Seminare wurden von Hilfskräften unter Leitung der Lehrbeauftragten durchgeführt.
Sie wurden in semesterbegleitenden Blockveranstaltungen (zu je 3 Terminen à 3 Stunden) auf freiwilliger Basis angeboten und durch eine rege Beteiligung positiv angenommen. Da die Studierenden in Gruppen arbeiten, bietet sich diese Form für eine intensive Bearbeitung der Fragestellung an. In Zusammenarbeit mit den Dozenten der Vorlesungen wurden sowohl im WiSe als auch im SoSe relevante Fachinhalte bestimmt und somit Themen für die Podcast-Erstellung erarbeitet. Die Studierenden meldeten eine positiv zurück, sich intensiv auch mit der präzisen sprachlichen Durchdringung des Fachinhaltes auseinandergesetzt zu haben.
Unter Berücksichtigung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen wurden Ton- und Videoaufnahmen aus den vergangenen Podcast-Durchgängen und der LernWerkstatt Mathematik transkribiert und als Vignetten auch in der Großveranstaltung Didaktik der Geometrie (L2/L3/L5/BBB) eingesetzt, um Begriffsbildungsprozesse sichtbar zu machen (Mathe-Podcast-Transfer). Diese wurden von den Studierenden in der Veranstaltung analysiert und Impulse zur Weiterarbeit wurden formuliert. Der Einsatz solcher authentischer Aufnahmen wurde von den Studierenden als wertvolle Unterstützung beim Lernen der theoretischen Konzepte im Bereich des geometrischen Begriffserwerbs angesehen.
Didaktisches Lehrkonzept und eingesetzte Lehrmethoden
Lehramtsstudierende der Mathematik sind in den ersten Semestern oft von den Studieninhalten irritiert, da sie meinen, die Mathematik doch genügend zu beherrschen und nur einige methodische Tipps und Tricks lernen zu müssen, um das Fach gut unterrichten zu können. Die Studierenden werden aber zunächst mit fachmathematischen Lehrveranstaltungen konfrontiert, die einen hohen Abstraktionsgrad aufweisen. Die Inhalte sind für die Studierenden teilweise schwer zu bewältigen. Für das Lehramt an Grundschulen kommt hinzu, dass die Studierenden dazu verpflichtet sind, Mathematik als Fach zu studieren. Es bestehen bei einigen dieser Studierenden schulische Problemfelder im Bereich Mathematik, die aufgeholt werden müssen, um erfolgreich studieren zu können. Das gymnasiale Lehramt betreffend werden die ersten beiden Semester rein fachinhaltlich studiert. Selbst viele leistungsstarke Studierende stellen sich die Frage, inwieweit die angebotenen Studieninhalte für ihren Berufswunsch ‚Mathematiklehrer’ oder ‚Mathematiklehrerin’ relevant sind. Das Projekt ‚MathePodcasts’ setzt genau an diesen hier skizzierten Problemfeldern an: der fachmathematischen Bildung der Studierenden und an ihrer Reflexion über die Bedeutung der mathematischen Inhalte für den Schulalltag.
Das mit dem Projekt ‚MathePodcasts’ verbundene Lehrkonzept kann folgendermaßen beschrieben werden:
In kleinen Lerngruppen werden die Studierenden der ersten beiden Semester aufgefordert, zu den Inhalten ihrer mathematischen Grundveranstaltungen die für sie relevanten Kernideen herauszuarbeiten und allgemeinverständlich darzustellen. Methodisch wird dies durch die Aufnahme von Audio-Podcasts umgesetzt. Hierzu halten die Studierenden in einem ersten Schritt ihr Verständnis des jeweiligen Themas in den Kleingruppen durch eine Spontanaufnahme fest. Dabei ist es besonders anspruchsvoll nur mündlich auf die mathematische Fragestellung zu antworten. Es fordert bereits ein präzises Nachdenken über die jeweilige Fragestellung. Anschließend erstellen sie zu ihrem Thema mit Hilfe von Recherchen ein erstes Drehbuch als Grundlage für ihren späteren Audio-Podcast, in welchem sie versuchen ihre Fragestellung zu erklären. Das Drehbuch wird für ein Treffen mit einer anderen Gruppe, die sogenannte Redaktionssitzung, als Audio-Datei aufgenommen. In der Redaktionssitzung werden die Studierenden mit dem jeweiligem anderen Thema der Gruppe konfrontiert und können sich so ein Feedback geben über die Verständlichkeit und den mathematischen Inhalt ihres vorläufigen Podcasts. Daraufhin wird das Drehbuch überarbeitet und abschließend als publikationsreifes Podcast aufgenommen.
Durch diese metakognitiven Aktivitäten - das Nachdenken über das eigene Denken und über den eigenen Kenntnisstand in der Fachmathematik - wird ein besseres Verständnis der Lehrveranstaltungsinhalte des Grundstudiums Mathematik und eine höhere Nachhaltigkeit beim Lernen erreicht. Außerdem werden die Podcasts als Produkte der Studierenden sowohl von den Lehrenden als auch gemeinsam mit der Lerngruppe analysiert und die dort vorhandenen Ankerpunkte für mathematische Vorstellungen, aber auch die "Fehl"-Vorstellungen, erhoben. Und nicht zuletzt gewinnen die Studierenden einen Einblick, wie die Methode der Erstellung von Podcasts auch für das Lernen von Schülerinnen und Schülern genutzt werden kann.
Zusammenfassend können die Effekte, auf das Lehrkonzept abzielt, wie folgt beschrieben werden:
• Aufbau fachlicher Sicherheit im Studium durch Fundierung wichtiger Grundkonzepte
• Verbesserung der Studienzufriedenheit über die Einsicht in die Relevanz des tieferen mathematischen Verständnisses
• Kenntnisgewinn in Hinblick auf die methodische Umsetzung im Sinne der doppelten Vermittlungspraxis, auch unter Verwendung digitaler Medien
Technische Aspekte
Für die technische Umsetzung der MathePodcasts werden Computer, Beamer und Diktiergeräte benötigt. Die Veröffentlichung der Produkte werden auf einem Blog vorgenommen.
Mit Hilfe der Diktiergeräte werden die MathePodcasts aufgenommen. Von Vorteil ist es sicher für Studierende, wenn sie in der Lage sind Audiodateien zu schneiden etc., aber auf keinen Fall vonnöten. Die Recherche sowie die Drehbucherstellung bietet sich auf einem Laptop an. Die entstandenen MathePodcasts werden dann auf http://www.inst.uni-giessen.de/idm/mathepodcast/ veröffentlicht.
Reflexion des Einsatzes
Durch den beschriebenen Erstellungsprozess der MathePodcasts können die beabsichtigten Intentionen optimal realisiert werden.
Dabei wurden folgende Zielvorgaben formuliert:
1. Aufbau fachlicher Sicherheit im Studium durch Fundierung wichtiger Grundkonzepte
2. Verbesserung der Studienzufriedenheit über die Einsicht in die Relevanz des tieferen mathematischen Verständnisses
3. Kenntnisgewinn in Hinblick auf die methodische Umsetzung im Sinne der doppelten Vermittlungspraxis, auch unter Verwendung digitaler Medien
Zu 1. Das Projekt verfolgte als erstes Ziel einen Aufbau fachlicher Sicherheit im Studium durch die Fundierung wichtiger Grundkonzepte. Diese Grundkonzepte wurden an verschiedensten Stellen im Projektverlauf immer wieder aufgegriffen und thematisiert. Die Rückmeldung der Studierenden zeigt, dass gerade durch das wiederholte Reflektieren während des Erstellungsprozesses eine individuelle Vertiefung der Inhalte und der Aufbau von einzelnen Grundkonzepten möglich waren.
Zu 2. Das Ziel eines vertieften mathematischen Verständnisses wurde in den einzelnen Erstellungsphasen angestrebt. Bezogen auf die Themen der einzelnen Gruppen wurde dieses Ziel durchaus erreicht. Die jeweiligen Themen wurden durch die Bearbeitungsphasen nachhaltig durchdrungen. Dadurch erfolgte eine Einsicht in die Relevanz des tieferen mathematischen Verständnisses.
Zu 3. Die Studierenden haben ähnlich wie im Vorjahr in Kleingruppen die verschiedenen Erstellungsphasen erfolgreich durchlaufen. Auf diese Weise wurden sie mit der methodischen Umsetzung vertraut gemacht. Es wurden Audio-Aufnahmen und Drehbücher von Schüler*innen analysiert und dazu didaktische Überlegungen getroffen. In den Seminaren wurde darüber reflektiert und diskutiert, inwiefern sich die Studierenden vorstellen können, mit Schüler*innen mathematische Podcasts zu erstellen. Dabei wurde auch besprochen, wie eine konkrete methodische Umsetzung im Unterricht aussehen kann.
Zur Evaluation wurde eine Abschlusserhebung mittels Fragebögen durchgeführt.
Sowohl im Winter- als auch im Sommersemester war die Resonanz insgesamt sehr positiv. Aus Sicht der Studierenden hat sich das Projekt MathePodcast gelohnt und bietet ihres Erachtens gute Anknüpfungspunkte für die spätere berufliche Praxis.
Sowohl im WiSe, als auch im SoSe waren die Studierenden mit den allgemeinen Aspekten der Podcast-Seminare zufrieden. Sie meldeten zurück bei der Erstellung der Podcasts großen Spaß gehabt zu haben, während sie gleichzeitig viel Neues gelernt haben und ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten. Gelobt wurden auch die gute Strukturierung, die gute Vor- und Nachbereitung der Leitenden und die angenehme Arbeitsatmosphäre. Daher konnten sich viele Studierende vorstellen, diese Methode später selbst im Unterricht einzusetzen.
Unterstützung und Beratung
Die Studentischen Hilfskräfte werden fachlich durch eine Lehrbeauftragte und die Dozierenden unterstützt. In der Redaktionssitzung ist es hilfreich jeweils eine/n Moderator/in zu haben, welche diese unterstützt und ebenfalls fachliche Unterstützung gibt. Dies ist jedoch auch mit einer Studentischen Hilfskraft zu realisieren.
Ansprechpartner bezüglich des Erfahrungsberichts:
Hochschulrechenzentrum
Mirco Hilbert
Gruppe Medien und E-Learning
E-Mail: mirco.hilbert@hrz.uni-giessen.de
Tel.: 0641 / 99 130 97
Zentrum für fremdsprachliche und berufsfeldorientierende Kompetenzen (ZfbK)
Hochschuldidaktik
E-Mail: hochschuldidaktik@zfbk.uni-giessen.de
Telefon: 0641 / 98 442 144
Sonstiges
Das beschriebene Projekt ist ein Folgeprojekt von "Reflexives Mathematiklernen", welches in der zweiten Runde des Lehrinnovationsfonds durchgeführt wurde.
Kurz-Steckbrief
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Bilder
Beispiele
Links
Weitere Informationen zum Projekt sowie beispielhafte MathePodcasts | |