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![]() Einbindung von ILIAS in die Lehre der PflanzenökologieErfahrungsbericht |
Setting und Inhalt der Lehrveranstaltung
Das übergeordnete Ziel war es im Studiengang Biologie (FB 08) bzw. im Bachelor-Modul Pflanzenökologie (Kursteil Boden), Studierenden die Möglichkeit zu geben, selbstständig den vorgegebenen Stoff zu erarbeiten und dazu gut vorbereitet die Prüfung am Ende eines Moduls zu absolvieren. Um dies zu erreichen wurde, neben diversen aktivierenden Lernmethoden (z.B. Plenumsdiskussion), in der Vorlesung zusätzlich ein Online-Lernangebot geschaffen. Zum einen, weil es eine hohe zeitliche und räumliche Flexibilität zulässt, zum anderen, weil das einmal erstellte Lehrmaterial ohne großen Zeitaufwand umgestaltet und in anderen Modulen wieder verwendet werden kann. Die Lernplattform ILIAS ist daher geeignet, weil sie eine Vielzahl an miteinander verknüpfbaren Komponenten beinhaltet wie z.B. Lernplattform, Forum oder Glossar.
Die Einbindung von ILIAS wurde zunächst in einem kleinen Spezialmodul im Januar 2015 mit nur wenigen Teilnehmenden getestet. Die Plattform diente nur für den Austausch von Daten und für einen kleinen Test.
Gegen Ende des Semesters im März erfolgte ergänzend zu einem neu aufgesetzten Skript die versuchsweise Einbindung von ILIAS in der Lehramtsausbildung (L3 Ökologie). In diesem Zuge wurden eine Reihe von Übungsfragen/Klausurfragen erstellt und diese in Form eines ILIAS-Selbsttests zur Klausurvorbereitung für die Studierenden verfügbar gemacht.
Im Juni 2015 folge dann die Zerreißprobe, in der ILIAS umfangreich in den Kursteil Boden des A4-POE Moduls eingebunden wurde. Es handelte sich um die letzte Veranstaltung im Bachelorstudium Biologie. Die Motivation für dieses Modul war insgesamt eher gering; viele Studierende hatten schon ihre Bachelorthemen fernab der Pflanzenökologie gewählt. Das A4-POE Modul besteht aus 4 Teilen die von 4 Dozenten unterrichtet werden, die auch unabhängig voneinander die Klausurfragen aus ihrem Bereich stellen. Es gibt 10 Vorlesungen (8-10h), von 11-18:30 Uhr liegt der praktische Teil. Der Kursteil Boden besteht aus einem Freilandteil. In diesem werden 2 Bodenprofile bearbeitet und die Faktoren der Bodenbildung werden im Feld anhand von Beispielen besprochen. Im Anschluss daran, ab ca. 14:30 Uhr, wurde der Stoff im Rahmens eines ILIAS-Lernmoduls in den Räumlichkeiten des HRZ weiter bearbeitet.
Aufgrund der hohen Anzahl der Teilnehmenden (ca. 100) sollte eine Scannerklausur geschrieben werden. Um die Studierenden auf das "neue" Format vorzubereiten und um selbst Erfahrung mit dem Ablauf einer Scannerklausur zu sammeln, wurde vorab in der Vorlesung eine kurze Testklausur zum Thema geschrieben. Dabei lag das Augenmerk vor allem auf den persönlichen Angaben bzw. dem Ankreuzen der Martrikelnummer.
Die Veranstaltungen im Studiengang Biologie waren Blockmodule, bei denen die Studierenden 2 bzw. 4 Wochen Zeit hatten sich mit dem Thema zu beschäftigen. Die im Rahmen des Lehramtsstudiums durchgeführten Veranstaltungen waren semesterbegleitend. Das Lehrkonzept wurde nur in sofern beeinflusst, als dass dafür gesorgt werden musste, dass die Studierenden während des gesamten Zeitraums Zugriff auf ILIAS hatten.
Didaktisches Lehrkonzept und eingesetzte Lehrmethoden
Neben dem bloßen "Fachwissen" wurde großer Wert auf Wissenstransfer bzw. die Anwendung des Gelernten gelegt sowie darauf, dass Studierende die Möglichkeit erhalten, flexibel und – im Rahmen der Möglichkeiten – nach Ihren eigenen Interessen zu lernen.
Bei der Vorlesungen (VL) wurde das Konzept verfolgt, die VL-Präsentation nicht als Download zur Verfügung zu stellen. Zuvor wurde die Erfahrung gemacht, dass einige Studierenden nicht mehr zur VL erscheinen, wenn die Präsentation im Anschluss verfügbar ist. Weiterhin gibt die Foliensammlung nur z.T, das wieder, was in der VL behandelt wurde, weil die Themen quasi mit den Studierenden besprochen und diskutiert statt "vorgelesen" werden. Anstelle der Folien werden ausgewählte Abbildungen und Notizen im Vorfeld herausgegeben, so dass die Möglichkeit besteht, sich schon vor der VL mit dem Thema zu beschäftigen und mögliche Fragen zu klären. Wer nicht erscheint, hat Schwierigkeiten, den Stoff aufzuarbeiten bzw. muss den Dozierenden um weitere Unterlagen bitten. Für die Studierenden war dies am ersten Tag eine (wohl z.T. unangenehme...?) Überraschung, weil sie damit rechneten, 2 h ungestört alles mitzuschreiben, die Folien herunterzuladen und anschließen alles auswendig zu lernen oder anschließend von ihren Kommilitonen die Unterlagen zu bekommen.
Ein Phänomen, was insbesondere in großen VL-Räumen mit vielen Teilnehmenden auftritt ist, dass alle hinten sitzen wollen und sich anschließend beschweren, dass man so wenig hört. Diesem "Phänomen" wurde sehr einfach und schnell durch ein handelsübliches Absperrband (1€) begegnet, indem der hintere Teil des Saals gesperrt und das Mikrofon ausgeschaltet wurde. Das Resultat war, dass alle Studierenden vorne saßen, es ruhiger war und ein Blickkontakt bzw. eine Kommunikation möglich wurde.
Allgemein als hilfreich hat sich auch bewiesen, den PC für eine Weile ganz aus zu lassen und ggf. die Tafel zu verschmutzen. Erstens konzentrieren sich die Studierenden dann zwangsläufig auf das was gesagt wird, zweitens zeigt es auch die in diesem Konzept untergeordnete Bedeutung der Präsentationsfolien.
Der Zeitaufwand für dieses Konzept hält sich in Grenzen. Letztendlich muss nur im Vorfeld entschieden werden, was wirklich wichtig ist und diese Information vorher als Handout herausgeben werden.
Betrachtet man das Gesamtkonzept, so ist es sinnvoll und hilfreich, die E-Learning-Angebote in die VL mit einzubinden. Neben einer detaillierten Anleitung incl. zuverlässigem Ansprechpartner für evt. Probleme, die per Mail an alle Teilnehmenden verschickt wurde, sollte man sich ein paar Minuten Zeit nehmen, das Login und die Struktur des Lernangebots vorzustellen. So gab es während des praktischen Teils und während der Selbstlernzeit nur wenige Schwierigkeiten.
Kommen wir zum praktischen Teil des A4-POE-Moduls Kursteil Boden (ca. 12 Teilnehmende pro Kurstag). Dieser spielt sich größtenteils auf einem Grasland bzw. in einem Mischwald ab. Anstatt mit Block und Stift auf freiem Feld sitzend das Prinzip der Bodenbildung zu erläutern, haben wir ein "grünes Klassenzimmer" mit Sonnenschirm, Tisch & Bänken sowie einem Whiteboard eingerichtet. Das führte zu einer besseren Mitarbeit und Lernbereitschaft der Studierenden, durch die Tafel konnten wir auch komplexe Sachverhalte gut nachvollziehbar darstellen. Alles in allem hat sich der dafür notwendige logistische Aufwand gelohnt.
Im Anschluss an den praktischen Teil haben wir eine E-Learningeinheit angebunden. Dafür wurde im HRZ ein geeigneter Raum zur Verfügung gestellt, in dem 12 Studierende an PC's Platz fanden. Nach dem Einloggen in ILIAS sollten die Teilnehmenden zunächst einen kurzen Test machen, in dem die im Feld besprochenen Dinge abgefragt wurden. Nach einer ausführlichen Erklärung des Lernmoduls und der Zeit, es sich anzusehen wurden die Teilnehmer in 2er-Gruppen aufgeteilt. Jede Zweiergruppe durfte sich ein Thema aus dem Bereich Boden auswählen,
Technische Aspekte
Technische Überraschungen lauern immer und überall, dass beginnt beim Internetzugang (die Teilnehmenden sollten explizit noch einmal dazu aufgefordert/erinnert werden, ihre Logindaten zu kennen!) und endet bei der Auswertung der eingescannten Klausur. Die dazu notwendige Software Klaus hielt mich etwas auf trab: Erst ließ sich der Fragenkatalog aus ILIAS nicht importieren (technisches Problem gelöst!), dann gab es beim Auswerten der Testklausur ein Problem bei der Erkennung der Matrikelnummer (auch dieses Problem wurde bis zur eigentlichen Klausur gelöst und trat nicht mehr auf). Alle großen und kleinen Überraschungen haben sich aber ‒ nicht zuletzt durch die hervorragende Unterstützung der HRZ-MitarbeiterInnen‒ als lösbar entpuppt, so dass am Ende doch noch alles so umgesetzt werden konnte wie geplant.
Ein für mich sehr wichtiger Aspekt war die Einbindung meiner Tutoren in das E-Learning-Projekt. Bereits im Vorfeld habe ich für meine AG einen Crashkurs in Sachen ILIAS organisiert, so dass alle in groben Zügen wussten, wie das System funktioniert und man sich gegenseitig unterstützen konnte.
Reflexion des Einsatzes
Die Einbindung von E-Learning durch die Lernplattform ILIAS hat sich meines Erachtens sehr gut bewährt. Sehr positiv fand ich die gelungene Verknüpfung zwischen der Präsenszeit an der Uni und der Vor- und vor allem Nachbereitung zu Hause, in der die Studierenden auf die Lerhmaterialien zugreifen und je nach Bedarf einen Selbsttest zur Prüfungsvorbereitung machen konnten. Auch das Forum als Kommunikationsplattform wurde trotz anfänglicher Bedenken unsererseits gut angenommen. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass wir das Forum schon im praktischen Teil als Plattform integriert hatten (posten der erstellten Klausurfragen) und ich einen Mitarbeiter als Forumsbetreuer abgestellt hatte.
Das Feedback der Studierenden im Rahmen der Modulevaluation lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Das E-Learningangebot wurde sehr positiv aufgefasst, allerdings wurde die darin enthaltenen Stoffmenge teilweise als zu viel bewertet. Mann muss dazu sagen, das wir am Anfang deutlich gemacht haben, dass nicht alles Klausurrelevant ist, viele Informationen aber für das Verständnis notwendig sind. Oft wurde in der Modulevaluation auch der Wunsch geäußert, die anderen drei Modulteile ebenfalls in das Lernmodul zu integrieren.
Ein Kritikpunkt der zwei mal genannt wurde (den ich aber nicht ganz nachvollziehen kann) war der, dass die im Forum gestellten Fragen erst sehr spät bzw. gar nicht beantwortet wurden. Möglicherweise ist uns da im ein oder anderen Fall etwas übersehen worden; dies muss in Zukunft optimiert werden.
Sehr gefreut hat mich vor allem die Rückmeldung zu meiner Bodenkunde-VL, wo explizit die Interaktion gelobt wurde.
Unterstützung und Beratung
Ohne die vorher zugesicherte Unterstützung durch die Mitarbeitenden des HRZ und auch der Hochschuldidaktik hätte ich mich wohl nicht an dieses Projekt herangewagt. Anfangs war ich E-Learning gegenüber sehr skeptisch eingestellt, mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass es ein sehr hilfreiches Tool in der Lehre sein kann, wenn es gut durchdacht und in das Gesamtkonzept der Lehre integriert ist. Den unmittelbaren Kontakt zu den Studierenden ersetzt es für mich in keinem Fall. Doch aufgrund der derzeitigen Modulstruktur, die vergleichsweise geringe Präsenzzeiten aber viel Zeit für die Vor- und Nachbereitung vorsieht, halte ich E-Learning-Angebote für ein sehr sinnvolles Tool in der Hochschuldidaktik.
Ansprechpartner bezüglich des Projektberichts:
Hochschulrechenzentrum
Mirco Hilbert
Gruppe Medien und E-Learning
E-Mail: mirco.hilbert@hrz.uni-giessen.de
Tel.: 0641 / 99 130 97
Zentrum für fremdsprachliche und berufsfeldorientierende Kompetenzen (ZfbK)
Hochschuldidaktik
E-Mail: hochschuldidaktik@zfbk.uni-giessen.de
Telefon: 0641 / 98 442 144
Sonstiges
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Kurz-Steckbrief
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