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![]() Einsatz eines Flipped Classroom Konzeptes im digitalen Raum – unterstützt durch digitale ToolsErfahrungsbericht |
Setting und Inhalt der Lehrveranstaltung
DIE LEHRVERANSTALTUNG: Die Lehrveranstaltung ist ein Kernmodul für Studierende im ersten Semester des digitalen internationalen Masterstudiengangs Sustainable Transition am Fachbereich 09 Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement. Das Modul wird jeweils im Wintersemester semesterbegleitend vom Lehrstuhl für Kommunikation und Beratung angeboten. Das Modul ist als Seminar konzipiert und wird durch Übungselemente ergänzt. Es besteht Anwesenheitspflicht. Die Teilnehmerzahl ist auf 30 Studierende begrenzt. Da sich das Modul an internationale Studierende richtet, ist die Modulsprache Englisch.
DIE HERAUSFORDERUNG - DIE ZIELGRUPPE: Die Gruppe der Studierenden ist sehr heterogen: unterschiedliche Herkunftsländer, unterschiedliche Vorkenntnisse aus verschiedenen Bachelor-Studiengängen, unterschiedliches Alter, einige haben bereits Berufserfahrung. Zudem kennen sich die Studierenden untereinander nicht. Darüber hinaus stellt die rein digitale Umgebung vor allem in den synchronen Phasen eine Herausforderung dar, da die Studierenden hier erfahrungsgemäß zurückhaltender sind. Daher ist es entscheidend, die Interaktion gezielt zu fördern, um einen lebendigen Austausch zu ermöglichen, bei dem auch von den unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmenden gelernt werden kann.
FLIPPED CLASSROOM: Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wird ein "Flipped Classroom" eingeführt, ein Veranstaltungssetting, bei dem die Erarbeitung der Inhalte in einer asynchronen Selbstlernphase weitgehend selbstläufig anhand bereitgestellter Materialien erfolgt. Dadurch kann die synchrone Zeit für Lerninhalte und Methoden genutzt werden, die auf ein tieferes Verständnis abzielen, wie z.B. kritisches und problemorientiertes Denken, Analyse oder Transfer. Der Austausch ist dabei wichtig, da er nachhaltiges Lernen fördert. Die Prüfungsleistung ist zweigeteilt. 50 Prozent der Prüfungsleistung bestehen aus dem Verfassen von drei Essays, die über ILIAS eingereicht werden. Die anderen 50 Prozent der Prüfungsleistung umfassen die Erstellung einer Videopräsentation in Kleingruppen mit anschließender Durchführung einer interaktiven Lerneinheit. Dabei können die Studierenden auf eine Vielzahl digitaler Werkzeuge zurückgreifen (z.B. Breakout-Räume, gemeinsames Arbeiten an Dokumenten, Umfragen).
In diesem Erfahrungsbericht wird auf die Durchführung im Wintersemester 2023/24 eingegangen.
Didaktisches Lehrkonzept und eingesetzte Lehrmethoden
Ziel des Moduls ist die Vermittlung von Grundlagen der Nachhaltigen Entwicklung, der Nachhaltigkeitsforschung und der transdisziplinären Forschung. Neben der Vermittlung der Inhalte war es Ziel der Lehrveranstaltung, den Austausch und die Interaktion zwischen den Studierenden zu fördern, da davon auszugehen ist, dass der Austausch selbst einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Lernerfolg leistet. Die Begrenzung der Teilnehmerzahl auf 30 Studierende leistete hierzu einen wichtigen Beitrag.
Die Aufteilung in Selbstlernphase und interaktive Anwendung/Vertiefung kam der heterogenen Studierendengruppe besonders entgegen, da die Studierenden in der Selbstlernphase die Inhalte in ihrem eigenen Tempo erarbeiten konnten.
Für die Umsetzung eines Flipped Classroom im rein digitalen Raum ist der Einsatz einer digitalen Lernplattform als Medium für die asynchrone Phase und einer Online-Meeting-Plattform als Basis für die synchronen Sitzungen zentral. Zudem liegt ein besonderes Augenmerk auf die Unterstützung der Kommunikation und Interaktion in den synchronen Phasen:
• Unterstützung der Selbstlernphase: Über die Lernplattform ILIAS wurden wöchentlich die Unterlagen zur Vorbereitung zur Verfügung gestellt und die von den Studierenden zu bearbeitenden Pflichtaufgaben eingereicht. Die Mitarbeit in der Selbstlernphase war von zentraler Bedeutung, da sie die Vorbereitung für den Austausch und die vertiefende Arbeit in der synchronen Phase darstellte.
• Synchrone Phasen: BigBlueButton wurde als Plattform für die synchronen Sitzungen verwendet. Die Teilnahme an den synchronen Sitzungen war verpflichtend und die Studierenden wurden ermutigt, ihre Kameras einzuschalten, um möglichst viel sozialen Austausch zu ermöglichen. Es wurde viel Gruppenarbeit in wechselnden Kleingruppen durchgeführt. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten wurden häufig mit Hilfe von Conceptboards visualisiert/festgehalten und wiederum im Anschluss an die synchronen Phasen von der Dozentin in ILIAS eingepflegt.
• Um die Kommunikation und Interaktion in der Lehrveranstaltung zu unterstützen, wurden von Anfang an klare Regeln für den Umgang miteinander kommuniziert, da dies einen sicheren Rahmen schafft, in dem man sich bewegen kann. Darüber hinaus wurde der Kennenlernphase große Bedeutung beigemessen, da eine gewisse Vertrautheit untereinander die Arbeitsatmosphäre fördern sollte. Hier wurden Steckbriefe verwendet, mit denen sich die Studierenden vorstellten und es wurde allgemein viel in wechselnden Gruppen gearbeitet. Eine weitere Maßnahme, die die Kommunikation und Interaktion unterstützte, war die besondere Rolle des Feedbacks, das die Dozentin zu den wöchentlichen Präsentationen oder zu den Ergebnissen der Gruppenarbeiten gab. Ein weiterer Aspekt, der die Arbeit in der gesamten Gruppe unterstützte, waren die regelmäßigen Austauschrunden, die einen eher informellen Charakter hatten.
Technische Aspekte
Im Flipped Classroom im rein digitalen Raum ist die Technik von zentraler Bedeutung.
DIE LERNPLATTFORM ILIAS
Die Umsetzung eines Flipped Classroom im digitalen Raum erfordert beim ersten Durchlauf eine gute Vorbereitung der digitalen Lernplattform, was je nach Umfang zeitaufwändig sein kann. Die Strukturen und Inhalte lassen sich jedoch gut auf die Folgesemester übertragen und müssen nur bei Bedarf modifiziert oder ergänzt werden. Für die technische Umsetzung kann es hilfreich sein, Unterstützung durch die E-Learning-Berater:innen des HRZ einzuholen.
Konkret wurde das Flipped Classroom-Konzept über die Lernplattform ILIAS umgesetzt, die Tools zum Austausch (ILIAS-Forum, Buchungspool zur Buchung von Sprechstundenterminen), zur Bereitstellung von BigBlueButton für synchrone Sitzungen, von Inhalten für die Selbstlernphase, von organisatorischen Informationen und zur Abgabe von Prüfungsleistungen umfasst. Teilweise wurden kurze Erklärvideos erstellt, um Abläufe oder Inhalte zu erläutern. Wichtig war, dass die Plattform sehr gut strukturiert war, damit sich die Studierenden gut zurechtfinden konnten.
Woche für Woche wurden die Inhalte für die Selbstlernphase zur Verfügung gestellt. Dazu gab es wöchentliche Aufgaben, die die Studierenden bearbeiten und die Ergebnisse hochladen mussten (über ILIAS Übung). Dazu gehörten z.B. das Lesen von Literatur oder das Ansehen von Videos und das Beantworten von Fragen. Für die Bereitstellung der Lerninhalte wurde in der Regel das ILIAS-Lernmodul verwendet.
Um eine möglichst selbständige Nutzung des ILIAS-Kurses zu ermöglichen, wurden Anleitungen (kurze Videos) zur Verfügung gestellt und in der Einführungsveranstaltung alles gezeigt.
Darüber hinaus ist eine sehr gute und möglichst intuitive Strukturierung des Kurses sehr wichtig, damit sich die Studierenden selbständig zurechtfinden. Dies wurde dadurch unterstützt, dass wöchentlich die jeweils nächsten Dokumente freigeschaltet wurden. So wurde neben der Struktur im Layout des Kurses, die eine Orientierung ermöglicht, auch eine zeitliche Strukturierung des Lernens unterstützt.
Ebenso gab es für die Studierenden eine Einführung in BigBlueButton, insbesondere in die den Studierenden zur Verfügung stehenden Funktionen wie Chat, kollaboratives Whiteboard, Umfragen oder Breakout-Räume.
BIGBLUEBUTTON
Die synchrone Phase fand wöchentlich in Form von 3-stündigen Online-Meetings über BigBlueButton statt. Die interaktiven Übungen und Gruppenarbeiten wurden mit verschiedenen digitalen Tools durchgeführt bzw. unterstützt, wie z.B. der BigBlueButton-Umfrage oder der gemeinsamen Arbeit auf einer digitalen Pinnwand. Für Gruppenarbeiten wurden die Studierenden in Breakout-Räume verteilt. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten wurden stets festgehalten (z.B. auf einer digitalen Pinnwand (Conceptboard, DSGVO-konform) oder alternativ in einem Ordner, in den die Studierenden ihre Ergebnisse als Datei hochladen konnten) und nach der Sitzung in die ILIAS-Plattform integriert.
Reflexion des Einsatzes
Der Flipped Classroom konnte sehr erfolgreich umgesetzt werden. Die Studierenden haben sich intensiv mit den Selbstlernaufgaben vorbereitet und die Ergebnisse zeitnah in die ILIAS-Übung hochgeladen. Dadurch konnte die gemeinsame synchrone Zeit effektiv genutzt werden, um das Wissen durch interaktive Methoden zu vertiefen. Die Dokumentation der Ergebnisse funktionierte gut.
Da die Arbeit sehr kleinteilig organisiert war (wechselnde Gruppenarbeiten, verschiedene Prüfungsleistungen etc.), musste eine klare Orientierung gewährleistet sein, was durch zusätzliche Übersichten („Wegweiser“) erreicht wurde.
Durch die Teilprüfungsleistung der Videopräsentationen und interaktiven Lernsitzungen zeigten die Studierenden eine hohe Kompetenz im Umgang mit digitalen Werkzeugen. Insbesondere dadurch, dass die Studierenden selbst eine Lerneinheit gestalten mussten bzw. an interaktiven Lerneinheiten ihrer Kommiliton:innen teilgenommen haben, hat sich die Lernatmosphäre dahingehend verändert, dass die (mündliche) Beteiligung der Studierenden sichtbar zugenommen hat.
Insbesondere der interaktive Austausch wurde von den Studierenden positiv bewertet. Der Einsatz interaktiver Methoden und der kollaborative Austausch zwischen den Studierenden wurde als besonders förderlich für das Lernen der Inhalte empfunden - was auch von der Dozentin erwartet und antizipiert wurde. Die Gestaltung des Flipped Classroom mit dem Fokus auf Interaktion in den synchronen Phasen kann somit als erfolgreich bewertet werden.
Als negativ wurde von den Studierenden der hohe Workload empfunden, der sich jedoch im Rahmen des in der Modulbeschreibung angegebenen Workloads bewegte.
Unterstützung und Beratung
Als unterstützend wurde die Beratung durch die Berater:innen des HRZ, Gruppe Medien und ELearning erlebt:
• Beratung zur Kursgestaltung in ILIAS – Möglichkeiten der Gestaltung hinsichtlich Übersichtlichkeit, Transparenz mit einem optisch ansprechenden Kurs zu verbinden
• Beratung zu Methoden, die man im digitalen Raum einsetzen kann, um Kommunikation und Interaktion zu fördern, oder das Kennenlernen zu unterstützen
Sonstiges
Kurz-Steckbrief
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Bilder
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Übersicht über einen Teil des Kurses auf der ILIAS Plattform (Wochenübersicht der Inhalte, Abgabe der wöchentlichen Aufgaben, Prüfungsleistungen und Wegweiser) |