Funktionen

Web of Science (WoS)

In Teil 6 unserer Serie "Wissenschaftliche Datenbanken" stellen wir das "Web of Science (WoS)" vor.
In diesem Video möchten wir das Web of Science vorstellen, eine Zitations- und Literaturdatenbank für wissenschaftliche Werke mit einigen besonders wertvollen Funktionen:
  • Es können Wissenschaftlich bedeutende, d.h. besonders häufig zitierte Artikel gefunden werden,
  • Artikelreferenzen direkt aus dem Literaturverzeichnis aufgerufen werden,
  • neuere Artikel ermittelt werden, die ein bestimmtes Werk zitieren,
  • Detailinformationen zu Autoren aufgerufen werden,
  • Treffer analysiert werden.
 Ihr kennt das aus wissenschaftlichen Texten: Aussagen müssen immer belegt und in einem Literaturverzeichnis nachgewiesen werden. Es wird also immer auf Publikationen anderer Autoren verwiesen, die in der Vergangenheit erschienen sind. Ein guter Artikel wird in der Regel seinerseits in der Zukunft zitiert und erscheint dann in den Literaturverzeichnissen der neuen, darauf aufbauenden Artikel.
 
Der Amerikaner Eugene Garfield skizzierte 1955 in einem Aufsatz die Idee, Zitationen wissenschaftlicher Werke systematisch zu erfassen und die Verbindungen darzustellen. Garfield gründete in der 1960er-Jahren ein Institut, welches den ersten „Science Citation Index" und später weitere Zitationsverzeichnisse erstellte. Diese Verzeichnisse wurden zunächst gedruckt bereitgestellt, sind heutzutage über Datenbanken natürlich viel leichter zu nutzen.
 
Stellt Euch nun vor, alle Verbindungen durch Zitate wären interaktive Hyperlinks und würden ältere und neuere Artikel untereinander durch Mausklick verbinden. Genau das bietet die Artikelansicht in der WoS Core Collection!
Sofern die im Literaturverzeichnis angegebenen Werke ebenfalls im WoS verzeichnet sind, können sie direkt angesehen werden. So könnt ihr euch von Titel zu Titel klicken und euer Thema umfassend erschließen.
 
Ein wirklich bahnbrechendes Feature ist jedoch die Suche nach Folgeartikeln. Damit könnt ihr etwas über die Resonanz erfahren, die ein Artikel erhalten hat: Es lassen sich die Artikel ermitteln, welche ein bestimmtes Werk zitiert haben.
Rechts in der Artikelansicht erkennt ihr im Bereich „Citation Network“, wie oft ein Artikel bereits zitiert wurde. Ein Klick auf die Zahl führt Euch zu einer Trefferliste mit den zitierenden Artikeln. In der Detailansicht der Treffer findet ihr im Literaturverzeichnis daher den Ursprungsartikel.
 
Zum gezielten Suchen von Referenzen auf ein bestimmtes Werk gibt es im WoS einen eigenen Suchbereich „Cited Reference Search“. Hier könnt ihr z.B. gezielt nach DOIs suchen, die sich zum Quasi-Standard für die eindeutige und permanente Identifikation von wissenschaftlichen Artikeln entwickelt haben.
 
Neben dem schnellen Zugriff auf die benachbarten Artikel durch die gezeigten Verlinkungen bietet die Auswertung der Verbindungen im WoS aber auch ganz neue Möglichkeiten der Zitationsanalyse.
Beispielsweise könntet ihr aus der Anzahl der Verbindungen Schlüsse über die wissenschaftliche Bedeutung eines Artikels und darüber hinaus eines Autoren ziehen.
 
Somit wird auch die Literatursuche im Vergleich zu anderen Datenbanken deutlich bereichert: Von Anfang an habt ihr die Möglichkeit, gezielt nach der meistzitierten Literatur in einem Themenfeld zu suchen.
 
Ein Beispiel: Sucht man nach relevanten Artikeln, die sich mit der Nutzung von YouTube für das Lernen beschäftigen, könnt ihr die Begriffe im Titel suchen und die Trefferliste anschließend nach der Zitationshäufigkeit sortieren. Aus dem Abstract ist ersichtlich, dass der Artikel einige Argumente für die Lernunterstützung durch YouTube bereithält.
 
Insbesondere, wenn die Treffermengen noch hoch sind, kann es sich auch lohnen, nur die vielzitierten Artikel anzeigen zu lassen – hierfür gibt die Filter „Highly Cited“ und „Hot Papers in Field“.
 
Das WoS wird seit 2016 von dem Unternehmen Clarivate Analytics betrieben. Nach dessen Angaben sind Anfang 2020 in der sogenannten „Web of Science Core Collection“ etwa 75 Millionen wissenschaftliche Artikel aus mehr als 21.000 ausgewerteten Zeitschriften zu finden. Zusammen mit weiteren Artikelsammlungen im WoS-Kosmos ergebe sich ein Zugriff auf über 160 Millionen wissenschaftlicher Artikel aus über 250 Themenbereichen.
 
Das WoS ist interdisziplinär ausgerichtet und vorwiegend englischsprachig. Dennoch können auch deutschsprachige Artikel enthalten sein, denn meist werden Titel, Abstract und Schlagworte zusätzlich zur Originalsprache in Englisch angegeben, so dass diese ebenfalls im WoS verwertet werden können.
 
Das WoS hat neben der Vernetzung wissenschaftlicher Werke auch das Ziel, die Autoren hinter den Werken zu beleuchten. Durch Klick auf den Autoren-Namen in der Trefferliste oder auch der Detailanzeige gelangt ihr… … zur Profilseite, in der die im WoS verzeichneten Publikationen aufgeführt sind.
Auch Zusatzinformationen stehen hier bereit. Z.B. der Hirsch-Index, der eine Art Kennzahl für die Bedeutung in Fachkreisen ist.
 
Möchte man Autoren direkt suchen, bietet sich dafür der Bereich „Author Search“ an. Da Namen sehr häufig mehrfach vorkommen oder mehrdeutig sind, kann man mehrere Treffer zusammenführen.
 
Prima ist es, wenn ein Autor eine eigene ID wie z.B. eine ORCID hat, die ihn eindeutig identifiziert. Nach dieser könnt ihr auch direkt suchen.
Wenn Autoren ihre Profilseite bestätigen, wird ihnen eine „Web of Science ResearcherID“ zugewiesen. In diesem Falle kann auch ein ausführlicheres Profil bei dem Dienst „publons“ aufgerufen werden.
 
Hilfreich im WoS ist auch die Zitations- bzw. Trefferanalyse. Mittels „Analyze Results“ können verschiedene Analysen betrachtet werden, … … die je nach Kategorie grafisch oder tabellarisch aufbereitet werden.
 
Schauen wir uns einige Kategorien genauer an: Die Dokumenttypen der Trefferliste – zu sehen sind in der Grafik die zehn häufigsten, darunter in der Tabelle weitere, die häufigsten Autoren im Themenbereich, die Länder beteiligter Autoren, die Zugehörigkeit zu Forschungsgebieten die Sprache, in der das Werk geschrieben ist.
Über die interaktiven Grafiken lassen sich die Treffer entsprechend eingrenzen, im Beispiel auf deutschsprachige Artikel.
 
Oben rechts könnt ihr auch einen „Citation Report“ erstellen lassen. Dieser Report bietet interessante Informationen: Auch hier wird ein h-Index gebildet, und in der Grafik erkennt man, wie sich die Zitationshäufigkeit im Themenfeld über die Jahre entwickelt hat. Schließlich werden die Zitationen der Treffer auch einzeln analysiert.
 
Das WoS verfügt neben den dargestellten Spezialmöglichkeiten natürlich auch über die grundlegenden Recherchefunktionen anderer Datenbanken: Ihr könnt z.B. gezielt Felder auswählen, eine erweiterte Suche verwenden, trunkieren, Begriffe verknüpfen, filtern, eine Merkliste anlegen, die Verfügbarkeit prüfen und Treffer exportieren.
Diese Funktionen haben wir in den früheren Teilen unserer Serie schon ausführlicher gezeigt, schaut da ggf. noch einmal nach.
 
Das WoS ist zwar grundsätzlich kostenpflichtig, wird jedoch von den meisten Hochschulbibliotheken lizenziert und ist dadurch für die meisten von Euch vermutlich frei nutzbar.
 
So findet ihr den Weg zum WoS: Über die Homepage der UB Gießen gelangt ihr über „Weitere Infoquellen“ zu DBIS. Von Zuhause aus macht einen Abstecher auf „Zugriff von außerhalb“, um Euch anzumelden. Über die Eingabe von „WOS“ im Suchfeld von DBIS gelangt ihr zum Link zur „Web of Science Core Collection“.
 
DBIS gibt’s natürlich auch an den an den anderen Hochschulbibliotheken, die jeweilige Homepage ist sicher ein guter Ausgangspunkt. Es gibt auch einen direkten Link zum WoS, da läuft die Anmeldung allerdings etwas anders. Alle Links findet ihr in der Videobeschreibung.
 
Wir fassen kurz zusammen:
  • Das Web of Science ist eine interdisziplinäre Zitations- und Literaturdatenbank,
  • verbindet wissenschaftliche Werke durch ein Zitationsnetzwerk,
  • erlaubt die Identifikation vielzitierter, wichtiger Werke und Autoren,
  • listet Folgeartikel auf, die ein Werk zitieren,
  • liefert Informationen zu Autoren,
  • bietet eine Trefferanalyse und Statistikfunktionen,
  • beherrscht übliche Recherche-Funktionen,
  • wird durch Eure Hochschulbibliothek in der Regel lizenziert.
 
Weitere Informationen zu wissenschaftlichen Datenbanken und anderen Themen findet ihr auf unserer Homepage, auf unserem YouTube-Kanal und in der Videobeschreibung.


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