Funktionen

Google Scholar

In Teil 7 unserer Serie "Wissenschaftliche Datenbanken" stellen wir Google Scholar vor.
Diesmal stellen wir Euch Google Scholar vor, das „Google“ speziell für wissenschaftliche Literatur.
 
Das kostenlose Tool ist nicht nur eine Suchmaschine, sondern auch eine Zitationsdatenbank. Google Scholar ermöglicht euch, die wirklich wichtige Literatur in eurem Interessensfeld inklusive der Volltexte ausfindig zu machen.
 
Aber damit nicht genug:
  • Ihr könnt zitieren,
  • Profile betrachten und verwalten,
  • Metriken nutzen,
  • Alerts erstellen und
  • Scholar mit Eurer Bibliothek verbinden.
  • Und mehr noch - doch der Reihe nach.
 Für Scholar sind Webcrawler von Google im Einsatz, welche das Web vollautomatisch nach wissenschaftlichen Quellen durchsuchen. Google hat Guidelines, wie Artikelseiten gestaltet werden sollten, damit die Bestandteile korrekt ausgelesen und angezeigt werden können.
Da das Auslesen vollautomatisch erfolgt, schleichen sich allerdings eher Fehler in den Ergebnissen ein als bei redaktionell betreuten Datenbanken.
 
Angereichert wird ein Suchergebnis mit Bezügen zu weiteren Fundstellen in der Datenbank.
 
Google Scholar dürfte im Vergleich zur Konkurrenz im wissenschaftlichen Sektor wohl die größte wissenschaftliche Datenbank sein – genaue Zahlen kennt man aber nicht.
 
Zur Startseite gelangt Ihr am schnellsten, wenn Ihr „scholar“ googlet. Falls Ihr an einer Hochschule seid, lohnt manchmal aber der Umweg über Eure Bibliotheks-Homepage, da manche Artikel sonst nicht frei zugänglich sind. Der Weg führt in der Regel über DBIS. Meldet Euch mit Eurer Kennung an und sucht dort Google Scholar.
 
In das Eingabefeld von Google Scholar gebt Ihr Eure Suchbegriffe ein.
Ihr könnt zusätzlich mit den Suchoperatoren plus und minus arbeiten, um z.B. Begriffe auszuschließen, die Trunkierung mit Sternchen ist möglich und auch die Phrasensuche.
Zu diesen Suchtechniken stehen eigene Videos bereit, die wir in der Videobeschreibung für Euch verlinkt haben.
 
Im Suchergebnis findet Ihr die ersten zehn Treffer. Die Liste wird kurz unterbrochen durch den Bereich „Verwandte Suchanfragen“, welche ggf. Anregungen für eine präzisere Suche liefern. Am Seitenende gelangt Ihr zu den weiteren Ergebnisseiten. Ganz unten findet Ihr zudem die Hilfe zu Google-Scholar.
 
Betrachten wir die Treffer etwas genauer. Zunächst stellt sich die Frage, welche der etwa vier Millionen Treffer es nach ganz vorne schaffen. Google kombiniert verschiedene Kriterien. Beispielsweise wie genau ein Titel zu den Suchbegriffen passt und wie oft der Artikel von anderen zitiert wurde.
Auch wenn das genaue Rezept des Relevanz-Algorithmus nicht bekannt ist, so ist das Ranking meist sehr hilfreich und ein guter Indikator für thematisch relevante Artikel.
 
Betrachten wir einen Treffer im Detail: Eingeleitet wird er mit dem Titel des Artikels, der üblicherweise mit der Artikelseite des Verlages verlinkt ist. In grün folgen die Autor_innen, der meist abgekürzte Name der Zeitschrift, das Erscheinungsjahr sowie der Verlag oder die Heimatdomain. Weiter geht es in der Regel mit dem Abstract.
 
Mit dem Sternchen können Treffer in einer Merkliste gespeichert werden. Dazu müsst Ihr Euch jedoch mit einem Google-Konto anmelden. Das lohnt aber noch aus anderen Gründen – dazu später mehr.
 
Bei Klick auf die Anführungszeichen öffnet sich ein Modalfenster mit der Zitation des Artikels. Diese könnt Ihr mit Copy & Paste kopieren, besser aber noch mit einem der Links in Euer Literaturverwaltungsprogramm übernehmen. Bitte prüft aber den Eintrag genau, weil er automatisch erzeugt wird und sich daher Fehler einschleichen können und Ihr dann noch etwas nachbessern müsst.
 
Ein echtes Top-Feature von Google Scholar ist der Bereich „Zitiert von“. Ihr gelangt beim Klick darauf auf eine Liste mit Folge-Artikeln, die also den Ursprungsartikel zitiert haben. So könnt Ihr z.B. zu ganz aktuellen Artikeln im Themenfeld vorstoßen.
Und wenn Ihr selbst schon publiziert habt, könnt Ihr herausfinden, wer Euch zitiert.
 
Der Klick auf „Ähnliche Artikel“ lohnt besonders, wenn Ihr einen Top-Artikel entdeckt habt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Ihr dann gute Anregungen bekommt.
Viele Beiträge sind in unterschiedlichen Varianten oder auf mehreren Servern gespeichert. Nach dem Klick könnt Ihr Euch entscheiden, welche Quelle Ihr nutzen wollt.
Damit es übersichtlich bleibt, werden weitere Funktionen oder Links zunächst ausgeblendet. Sie erscheinen erst, wenn Ihr auf diesen Doppelpfeil klickt.
 
Mit Klick auf den Titel gelangt Ihr meist zur Verlagsseite, das haben wir vorhin schon erwähnt. Manchmal ist es jedoch günstiger, die Links rechts vom Haupteintrag zu verwenden. Oft könnt Ihr den Artikel damit sofort aufrufen. Oder Ihr werdet zum Link-Resolver Eurer Bibliothek weitergeleitet, was nützlich ist, wenn der Artikel evtl. nicht frei zugänglich ist.
Damit Eure Bibliothek hier auftaucht, müsst Ihr vorher einen Abstecher in die Einstellungen machen, Eure Bibliothek suchen und eintragen.
 
Schauen wir uns jetzt an, wie Ihr die riesige Zahl der Ergebnisse eingrenzen könnt. Die voreingestellte Sortierung nach Relevanz bleibt erhalten, wenn Ihr die Treffer auf einen bestimmten Zeitraum eingrenzt. Durchs Raster fallen dabei jedoch Artikel, bei denen Scholar das Jahr nicht ermitteln konnte.
Anstelle der Sortierung nach Relevanz könnt Ihr nach Datum sortieren, die neusten Treffer stehen dann oben. Das Problem ist, dass diese noch so neu sind, dass Ihr deren Bedeutung nun nicht mehr einschätzen könnt, da sie wahrscheinlich noch nicht oder erst selten zitiert wurden.
Wenn Ihr zwischendurch auch mal wieder einen deutschsprachigen Artikel lesen oder einen Blick in den deutschsprachigen Raum werfen wollt, könnt ihr auch danach filtern.
 
Auch im Eingabefeld kann man in Scholar genauso wie im normalen Google mit bestimmten Schlüsselwörtern eingrenzen. Verwenden könnt Ihr site, author, filetype und allintitle. Site:uni-giessen.de liefert also Artikel, die sich auf Servern innerhalb der Domain Uni-Giessen.de befinden.
 
Neben Artikeln im PDF-Format werden noch weitere Dokumenttypen aus dem wissenschaftlichen Kontext gesammelt, beispielsweise auch Office-Dokumente aus Word, PowerPoint und Excel, aber auch HTML, Bücher und Zitationen.
 
Zitationen bilden eine Ausnahme in der Trefferliste, da sie nicht mit Links hinterlegt sind. Man hat hier nur die bibliografischen Angaben.
An der JLU Gießen bietet es sich nun an, mittels JUSTfind zu schauen, ob ein Titel gegebenenfalls als E-Book vorliegt oder ausgeliehen werden kann.
 
Manche nützlichen Funktionen von Google Scholar verbergen sich zunächst und erfordern einen weiteren Klick.
Praktisch ist z.B. die erweiterte Suche, die Ihr über das Sandwich-Menü aufrufen könnt. Zur Zeit jedenfalls, denn die Oberfläche von Scholar wird immer mal wieder verändert. Die Bereiche sind weitestgehend selbsterklärend, haltet das Video kurz an, wenn Ihr die Details im Fenster lesen wollt.
 
Wenn Ihr nicht nach Artikeln, sondern bestimmten Autor_innen sucht, stoßt Ihr gegebenenfalls in der Ergebnisliste auf einen Profileintrag.
Profile könnt Ihr aber auch gezielt suchen, wenn Ihr Euch für die Artikel bestimmter Autor_innen interessiert. Dazu wählt im Sandwichmenü einfach „Profile“ und klickt den passenden Treffer an.
 
Hier findet Ihr neben den Artikeln der Person auch Metriken zu dieser, welche etwas über deren Bedeutung in der Wissenschafts-Community aussagen, z.B. den H-Index. Wenn Ihr noch nicht wisst, was sich hinter diesen wertvollen Indizes verbirgt, schaut Euch die Erklärungen an, die Google Scholar beim Rollover mit der Maus zeigt.
 
Wenn Ihr über das Erscheinen eines neuen Werkes informiert werden wollt, könnt Ihr der Person folgen.
 
Auf zwei Bereiche habt Ihr in Google Scholar von jeder Seite aus Zugriff:
Auf Euer eigenes Profil sowie Eure Bibliothek, also die Merkliste. Dazu müsst Ihr allerdings mit Eurem Google-Konto angemeldet sein, oder eines anlegen.
 
Das Profil ist besonders interessant, wenn Ihr selbst bereits etwas publiziert habt, denn so könnt Ihr Euch nicht nur der Community vorstellen, Ihr könnt auch Ordnung in Eure von Google automatisch erfassten Artikel & Co bringen. Und natürlich erfahrt Ihr etwas über Euren Impact – in meinem Falle ist der natürlich sehr gering, da ich kein Wissenschaftler bin und Google bei vielen Beiträgen zudem die Jahreszahl nicht automatisch ermitteln konnte.
 
Meine Bibliothek.
In Eurer Bibliothek landet zunächst einmal alles, was Ihr mit einem Sternchen gespeichert habt. Ihr könnt Einträge markieren, zum Verbessern bearbeiten, löschen, exportieren und mit einem Label versehen, welches Euch die Organisation erleichtert.
 
Wenn Ihr bei einem Thema auf dem Laufenden bleiben wollt, könnt Ihr Alerts erstellen. Am Einfachsten klickt Ihr dazu nach einer Suche auf „Alert erstellen“, aktualisiert ggf. die Angaben und bestätigt das. Ihr gelangt dann automatisch in die Benachrichtigungs-Ansicht, in der Eure Alerts gesammelt werden. Wenn Ihr einer Person gefolgt seid, dann ist das hier ebenfalls aufgelistet.
In die Benachrichtigungsansicht gelangt Ihr auch jederzeit über das Sandwich-Menü. Alerts könnt Ihr dort wieder löschen oder auch neue konstruieren.
 
Ein weiteres spannendes Scholar-Feature sind die Kennzahlen bzw. Metrics. Hier könnt Ihr Zeitschriften und Artikel ermitteln, die besonders wichtig und vieldiskutiert sind, also TOP-Publikationen.
Sortiert sind die Zeitschriften nach dem h5-Index. Die Zahl gibt an, wie viele „h“ Publikationen in dieser Zeitschrift in den letzten fünf Jahren jeweils mindestens h-mal zitiert wurden. Deswegen wollen Naturwissenschaftler_innen auch gerne in Nature publizieren.
 
Ihr könnt auch in den Kategorien stöbern und in Eurem Wissenschaftsfeld Top-Artikel suchen. Wenn Ihr in den aus wissenschaftlicher Sicht eher unbedeutenden Sprachraum „Deutsch“ wechselt, wird die Artikel-Landkarte sehr schnell übersichtlich, Kategorien gibt es hier nicht.
 
Ihr könnt auch die Suche nutzen, um Zeitschriften für ein bestimmtes Themenfeld zu finden.
 
In den Einstellungen könnt Ihr Google Scholar auf Eure Bedürfnisse abstimmen. Falls Ihr mit einer Literaturverwaltung arbeitet, könnt Ihr z.B. einen Link in der Trefferliste anzeigen lassen, mit dem ein Titel direkt in diese übertragen werden kann.
Unter „Bibliothekslinks“ könnt Ihr oft auch Eure Heimatbibliothek hinzufügen, damit ein passender Zugriffslink angezeigt wird.
Wenn Ihr die Sprache auf Englisch umstellt, dehnen sich die Suchmöglichkeiten auf die amerikanische Rechtsprechung aus.
 
Kommen wir zum Fazit.
Google Scholar ist ein tolles Werkzeug mit einer sehr umfangreichen Datenbasis zu wissenschaftlichen Publikationen und ist zudem kostenlos. Es ist vielleicht der perfekte Ausgangspunkt, um die relevanteste Literatur auszumachen. Oft sind die Volltexte nur einen Mausklick entfernt. Hinzu kommen nützliche Funktionen wie Zitationsanalyse, Profilsuche, Metriken und Alerts. Auch die Anpassbarkeit ist hervorzuheben.
Dennoch solltet Ihr darüber nachdenken, zusätzlich wissenschaftliche Datenbanken einzusetzen, insbesondere wenn Ihr z.B. als Studierende einer Hochschule angehört, die diese für Euch lizenziert haben. Eine gute Anlaufstelle hierfür ist DBIS. Als Zitationsdatenbanken wären vor allem Scopus und das Web of Science zu nennen. Redaktionell betreute Fachdatenbanken oder auch ein hochschuleigenes Suchportal, wie z.B. JUSTfind in Gießen bieten meist eine bessere Datenqualität und ausgefeiltere Suchtechniken. Auch dazu findet Ihr auf unserem Kanal jede Menge Tutorials.
 
Weitere Videos zur Literaturrecherche mit wissenschaftlichen Datenbanken sowie tollen Tipps und Werkzeugen findet ihr auf unserem YouTube-Kanal und in der Videobeschreibung.


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