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5.2 Unterschiedliche Gruppenzusammensetzung durch unregelmäßige Teilnahme

Gerade in Softwareschulungen, in denen keine Anwesenheitspflicht herrscht, kann es dazu kommen, dass die Teilnehmerzahl von Woche zu Woche starkt schwankt. Dies beeinflusst zum einen Ihre Planung, was zum Beispiel die Vorbereitung von Gruppenaufgaben angeht, aber natürlich auch den Wissensstand der jeweiligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Wenn Sie merken, dass es für einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer gang und gäbe ist nur gelegentlich im Kurs zu erscheinen, so müssen Sie immer wieder deutlich machen, dass diese Personen sich die verpassten Inhalte selbständig erarbeiten müssen. Sie können schließlich nicht den gesamten Kurs wegen einzelner Personen aufhalten und immer wieder Themen wiederholen - das wäre auch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die regelmäßig anwesend sind, gegenüber nicht fair! Führen Sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Bedeutung Ihres Kurses vor Augen, sei es für die anstehende Abschlussklausur, ohne deren Bestehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer keinen Schein erwerben können oder der dringend notwendige sicherer Umgang mit der Software für die Abschlussarbeit. Sie können das vor dem gesamten Kurs machen, um dies auch allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch einmal zu verdeutlichen. Sie können aber auch mit einzelnen Personen unter vier Augen sprechen und sie auf diese Weise direkt fragen, warum sie den Kurs nicht für notwendig erachten. Unter Umständen bekommen Sie so ganz neue Eindrücke zur Einstellung einzelner Personen oder erfahren auch andere, eventuell persönliche Gründe, die gegen die Teilnahme an der Übung sprechen, aber vielleicht überhaupt nichts mit Ihrem Kurs zu tun haben (die entsprechende Person muss vielleicht immer an diesem Tag arbeiten/kann das Kind nicht länger im Kindergarten lassen/erreicht nur so pünktlich den letzen Zug nach Hause...). Auf diese Einzelfälle können Sie dann individuell reagieren, indem die betroffene Person z. B. einen anderen Kurs zu einem für sie besser gelegenen Zeitpunkt besucht und dafür vielleicht mit einem einer anderen Teilnehmerin oder einem anderen Teilnehmer tauscht. Besuchen mehrere Personen die Schulung unregelmäßig, weil er an einem ungünstigen Zeitpunkt oder Ort stattfindet, so sind auch dies Umstände, die sich in Erfahrung bringen und gebenenfalls ändern lassen: Solche Hintergründe können Sie zum Beispiel über ein anonymes Zwischenfeedback in Erfahrung bringen.
In einigen Softwareschulungen, die als Übung ergänzend zu einer Hauptveranstaltung gedacht sind, werden zunächst Demoaufgaben vorgeführt, die entweder schon vorab von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorbereitet und/oder anschließend als Übungsaufgaben eigenständig bearbeitet werden sollen. Abschließend wird von der Lehrperson eine Diskussion zur aktuellen Übung geleitet.
Hier ergeben sich gleich vielfältige Problemfelder, die allesamt durch die unregelmäßige Teilnahme einzelner Personen verstärkt werden:
1. Die Übung sollte vorab gemacht werden, dies hat aber nur ein Teil der Gruppe geleistet.
Wenn sich dies auf die anschließende Übungsaufgabe auswirkt, können Sie sich gegebenenfalls kurzfristig durch Partnerarbeit behelfen. Langfristig hilft nur, immer wieder die Notwendigkeit der Übung und den Praxisbezug der Softwarekenntnisse deutlich zu machen. Sie können sich auch über verbindliche Übungsaufgaben Gedanken machen, die z. B. zu einem bestimmten Termin auf StudIP hochgeladen werden müssen. Deren Inhalt können Sie stichprobenartig überprüfen, müssen aber auf jeden Fall eine Liste führen, welche Personen die Aufgaben abgegeben haben und welche nicht. Eine Nichtabgabe kann zum Beispiel zum Nichtbestehen des Kurses oder zu Minuspunkten in der Klausur führen. Sanktionen sollten Sie aber immer mit der oder dem Verantwortlichen der Hauptveranstaltung absprechen und auch erst als letztes Mittel in Betracht ziehen!
Wenn ein großer Teil der Gruppe die Übung nicht wie gefordert als Hausaufgabe gemacht hat, so sollten Sie eruieren, woran das liegt. War die Aufgabe unklar gestellt? Hat sie die (schwächeren) Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer schlichtweg überfordert? Gab es andere Umstände, die dazu führten, dass die Aufgabe nicht gemacht wurde (z. B. viele Klausuren oder Abgabetermine nah beieinander)? Hier sind Sie auf die ehrlichen Antworten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer angewiesen. Wenn auf Ihr direktes Nachfragen diese nicht gegeben werden, so können Sie auf einen anonymen Fragebogen zurückgreifen. Tauschen Sie sich auch mit den Lehrenden der anderen Übungskurse aus. Vielleicht haben diese (evtl. mit genau dieser Aufgabe) ähnliche Erfahrungen gemacht und einen eigenen Weg gefunden, damit umzugehen.
2. Da die Übung freiwillig ist, gehen die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach der Demoaufgabe.
In diesem Fall können Sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nur den Nutzen der Übung vor Ort deutlich machen: So stehen Sie als Ansprechpartnerin bzw. Ansprechpartner zu Verfügung, in der Regel haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ähnliche Probleme, so dass sie sich auch gegenseitig helfen können usw. In den Fällen, in denen eine abschließende Diskussion geplant ist, können Sie natürlich auch immer wieder deren Vorteile hervorheben. Wer dennoch gehen möchte, darf dies natürlich tun.
3. Es kommt keine Diskussion zustande, da nicht genügend Personen anwesend sind.
Man kann Diskussionen auch zu zweit führen! Sie müssen diese allerdings in jedem Fall gut vorbereiten. Machen Sie sich Notizen, über mögliche Inhalte, die Sie in der Gruppe besprechen können: Dies können Fragen zur Übung sein, Stolpersteine, die sich durch die Übung ergaben, größere Zusammenhänge, die sich aus der Nutzung der Software für die jeweiligen Fachbereiche ergeben usw. - betrachten Sie das Thema der Sitzung aus allen Blickwinkeln! Wenn das Gespräch ins Stocken gerät, müssen Sie es wieder anregen.

Praxistipp:

Nutzen Sie die Erfahrungen anderer Lehrender! Hören Sie sich doch mal um, wie Ihre Kolleginnen und Kollegen mit diesen Problemen umgehen und tauschen Sie sich regelmäßig aus.
Machen Sie für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch immer wieder den Praxisbezug deutlich! Zu wissen, wofür und warum man etwas lernt, erhöht die Motivation und die Bereitschaft zur Mitarbeit.
Quelle:
vgl. Lehnert 1995: 379f., 402-408


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