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Das Langzeitgedächtnis

Dieses Schaubild zeigt den Weg einer Information in das Langzeitgedächtnis. Der Weg beginnt mit Umwelteinflüssen, die auf den Begriff "sensorisches Register" treffen. Von dort geht ein Pfeil weiter zum Begriff "Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis". Der Pfeil ist beschriftet mit dem Wort "enkodieren". Der Pfeil wird durch eine vertikale Linie unterbrochen, die mit dem Wort "Kontrollprozesse" beschriftet ist. 
Unter dem Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis steht "Wiederholen". Vom Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis führt ein neuer Pfeil weiter zum Begriff "Langzeitgedächtnis. Auf dem Pfeil steht "enkodieren". Ein dritter Pfeil zeigt vom Langzeitgedächtnis zurück zum Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis. Er ist beschriftet mit "Abruf".
Das Langzeitgedächtnis "speichert Informationen über sehr lange Zeiträume. Man unterscheidet zwischen dem deklarativen Gedächtnis (explizites Wissen), dem episodischen Gedächtnis (das Erfahrungen speichert) und dem prozeduralen Gedächtnis (dem man entnimmt, wie etwas zu tun ist)." [1]

Die lebenslange Bibliothek

Das Langzeitgedächtnis kann man sich als eine Art Universalbibliothek vorstellen. Alles, was Sie in Ihrem bisherigen Leben gelernt haben, ist dort gespeichert. 
Jedoch dient unser Gedächtnis nicht nur zur Ablage von Fakten. Sicherlich könnten Sie beantworten, wann Sie Geburtstag haben, welche Kontinente es gibt oder was die Hauptstadt Deutschlands ist. Wir sind aber auch in der Lage, logische Schlussfolgerungen zu ziehen und bestimmte Handlungsabläufe zu reproduzieren. 
Baumdiagramm. Einteilung des Langzeitgedächtnisses in deklaratives Gedächtnis (explizit) und prozedurales Gedächtnis (implizit). Einteilung des deklarativen Gedächtnisses in  semantisches Gedächtnis und episodisches Gedächtnis.
Unterscheidung zwischen verschiedenen Gedächtnisformen (Mietzel, G. 2007, S.223)
Um diese und weitere verschiedene Leistungen erbringen zu können, ist das Langzeitgedächtnis in verschiedene Gedächtnisformen untergliedert:
  • Deklaratives Gedächtnis: Enthält Wissen über Tatsachen, Ereignisse und Theorien. Man kann bewusst darauf zugreifen. es lässt sich weiter unterteilen in
    • Semantisches Gedächtnis: Enthält unser Allgemeinwissen, Schulwissen, Regeln und Gesetzmäßigkeiten. Entstehungsort und -ursprung der Erinnerungen sind unbekannt.
    • Episodisches Gedächtnis: Enthält Erfahrungen, die eine Person zu bestimmtem Zeitpunkt an bestimmtem Ort    gemacht hat.
  • Prozedurales Gedächtnis: Enthält Wissen darüber, wie etwas getan wird. Beispiel: Fahrradfahren, Schwimmen [2]

Bücherregale im Kopf? - Wie Wissen im Gedächtnis repräsentiert wird

Es existieren verschiedene Theorien dazu, wie genau Wissen in unserem Gedächtnis repräsentiert wird. Die am meisten vertretenen Theorien sind die Netzwerk- und Schema-Theorien, auf die im Folgenden genauer eingegangen werden soll.

1. Begriffe

Menschen sortieren Informationen (sog. "Begriffe") in allgemeinen Ordnungssystemen, den Kategorien. Diese basieren auf subjektiv wahrgenommenen Gemeinsamkeiten zwischen den Begriffen. 
Beispiel
Was haben beispielsweise die Begriffe Spitz, Terrier, Husky, Cocker Spaniel und Australian Shepherd gemeinsamGenau, es handelt sich bei allen Begriffen um Hunde. Ein weiteres Beispiel wären die Begriffe Computer, Föhn, Toaster, Handy und Ventilator. Hier mag es vielleicht etwas länger dauern, doch Ihnen wird auch hier recht schnell auffallen, dass es sich bei allen Begriffen um technische Geräte handelt.
Diese Kategorisierung nehmen wir nicht nur mit Dingen oder Tieren vor, sondern auch Ereignisse werden nach wahrgenommenen Gemeinsamkeiten gruppiert.

2. Assoziationen

Begriffe werden jedoch nicht nur in Kategorien eingeordnet, es werden auch Verbindungen ("Assoziationen") zwischen ihnen gebildet. Assoziationen sind einfache Aussagen über einen Begriff, die ein Urteil darüber zulassen, ob eine Aussage richtig oder falsch ist. [3] 
Beispiel
Mit dem Begriff Bienen assoziieren Sie womöglich Honig. Die Verbindung der beiden Begriffe lässt sich zu der Assoziation "Bienen produzieren Honig" zusammenfassen. 

Mit dem Begriff Honig assoziieren Sie womöglich süß. Die Verbindung der beiden Begriffe lässt sich zu der Assoziation "Honig schmeckt süß" zusammenfassen.

Mit dem Begriff süß assoziieren Sie womöglich Zucker, mit dem Begriff Zucker vielleicht den Begriff Kuchen, usw.

Mit dem Begriff Bienen können Sie aber auch Insekten assoziieren ("Bienen sind Insekten") und Insekten wiederum an Pestizide ("Insekten sterben durch Pestizide").

So gehen von einem Begriff (hier Bienen) mehrere Verbindungen zu ganz unterschiedlichen weiteren Informationen ab und verzweigen sich.
Versucht man dies grafisch darzustellen, entsteht eine netzwerkartige Struktur, in der Wissen aus verschiedensten Bereichen miteinander verknüpft ist und welche uns das Assoziieren ermöglicht.
Mind Map zum Thema Michael Jackson.
Ein weiteres Beispiel für ein semantisches Netzwerk im Langzeitgedächtnis zum Begriff "Michael Jackson". (Kunter und Trautwein 2013, S.29)
Lernen bedeutet also "nicht das Behalten von einzelnen Begriffen, sondern das permanente Entwickeln und Ausdifferenzieren von Konzepten bzw. Kategorien, die dann in Wissensstrukturen miteinander verbunden werden."[4]
Was assoziieren Sie mit dem Begriff "Märchen"? Erstellen Sie hierzu eine MindMap wie im obigen Beispiel.
  • Das Langzeitgedächtnis enthält alles, was wir jemals in unserem Leben gelernt haben. 
  • Es lässt sich in Abhängigkeit der Art der jeweiligen Information (Fakten, Erinnerungen an Erlebnisse, Handlungs- und Bewegungsabfolgen, etc.) in verschiedene Gedächtnisformen unterteilen.
  • Wissen im Langzeitgedächtnis ist netzwerkartig strukturiert. Dabei werden Informationen aus den verschiedensten Bereichen miteinander verknüpft.
  • Die netzwerkartige Struktur ermöglicht uns das Assoziieren.

[1] Mietzel, G. 2007, S. 272
[2] vgl. Mietzel, G. 2007, S.221-225
[3] vgl. Mietzel, G. 2007, S. 226
[4] Petermann F. & Petermann U. 2018, S. 127