Funktionen

Das Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis

Dieses Schaubild zeigt den Weg einer Information in das Langzeitgedächtnis. Der Weg beginnt mit Umwelteinflüssen, die auf den Begriff "sensorisches Register" treffen. Von dort geht ein Pfeil weiter zum Begriff "Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis". Der Pfeil ist beschriftet mit dem Wort "enkodieren". Der Pfeil wird durch eine vertikale Linie unterbrochen, die mit dem Wort "Kontrollprozesse" beschriftet ist. 
Unter dem Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis steht "Wiederholen". Vom Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis führt ein neuer Pfeil weiter zum Begriff "Langzeitgedächtnis. Auf dem Pfeil steht "enkodieren". Ein dritter Pfeil zeigt vom Langzeitgedächtnis zurück zum Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis. Er ist beschriftet mit "Abruf".
Das Kurzzeitgedächtnis ist ein passiver Teil des Arbeitsgedächtnisses, in dem Inhalte lediglich zwischengespeichert werden. Im Arbeitsgedächtnis werden diese dann aktiv aufgearbeitet. [1]

Der Ort des Denkens

Das Arbeitsgedächtnis ist derjenige Teil unseres Gedächtnisses, in dem neue Informationen solange zwischengespeichert werden bis sie auf Grundlage des bereits vorhandenen Wissens aus dem Langzeitgedächtnis aufgearbeitet worden sind. Man spricht auch vom bewussten Teil der Informationsverarbeitung. Wir sind uns nur derjenigen Informationen bewusst, die aus dem sensorischen Register oder dem Langzeitgedächtnis in unser Arbeitsgedächtnis gelangen. Dort findet auch der Prozess statt, den wir allgemein als Denken bezeichnen. [2] 
Die Tatsache, dass Sie diesen Text hier lesen und verstehen können, haben Sie auch Ihrem Arbeitsgedächtnis zu verdanken. Über Ihre Augen nehmen Sie die Buchstaben auf dem Bildschirm (das davon ausgestrahle Licht) wahr. Diese Informationen werden in Ihrem sensorischen Register zwischengespeichert. Da Sie sich auf diesen Text konzentrieren, d.h. ihm ihre Aufmerksamkeit schenken (vgl. Kontrollprozesse), gelangen diese Informationen in Ihr Arbeitsgedächtnis. Um nun aus den Informationen sinngebende EInheiten zu bilden, müssen Sie auf Ihr bereits erworbenes Wissen zurückgreifen. Dieses ist in Ihrem Langzeitgedächtnis gespeichert.

"Was wollten Sie sagen?" "Hab's vergessen." - Das Kurzzeitgedächtnis

Das Kurzzeitgedächtnis ist Teil des Arbeitsgedächtnisses. Charakteristisch sind seine begrenzte Kapazität und Speicherdauer. Informationen, die hier her gelangen, können durchschnittlich nur für 20 bis 30 Sekunden gespeichert werden. Dies ist allerdings schon für eine Vielzahl an Aufgaben, wie etwa Kopfrechnen, ausreichend. 
Durch aktives Wiederholen können Informationen auch länger im Kurzzeitgedächtnis gehalten werden. Sollten Sie jedoch dabei unterbrochen werden, sich Ihre Aufmerksamkeit also kurzfristig auf einen anderen Reiz richten, sind die Informationen mit großer Wahrscheinlichkeit weg.

Sie kennen dies bestimmt, wenn Sie eine Telefonnummer nachgeschlagen haben und dann zum Telefon gehen. Sie wiederholen im Kopf solange die Nummer, bis Sie sie schließlich eintippen können. Werden Sie vorher unterbrochen, weil Sie zum Beispiel von Ihrem/r Mitbewohner*In angesprochen werden, müssen Sie die Nummer danach zwangsläufig nochmal nachschlagen. 
  • Das Arbeitsgedächtnis ist der Ort des aktiven Denkens, unser "Bewusstsein". 
  • Das Kurzzeitgedächtnis ist ein Teil des Arbeitsgedächtnisses. Es verfügt nur über eine begrenzte Speicherkapazität und -dauer.
  • Aktives Wiederholen kann die Speicherdauer des Kurzzeitgedächtnisses verlängern.

[1] vgl. Mietzel, G. 2007, S. 272
[2] vgl. Mietzel, G. 2007, S. 212f.