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Das sensorische Register

Dieses Schaubild zeigt den Weg einer Information in das Langzeitgedächtnis. Der Weg beginnt mit Umwelteinflüssen, die auf den Begriff "sensorisches Register" treffen. Von dort geht ein Pfeil weiter zum Begriff "Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis". Der Pfeil ist beschriftet mit dem Wort "enkodieren". Der Pfeil wird durch eine vertikale Linie unterbrochen, die mit dem Wort "Kontrollprozesse" beschriftet ist. 
Unter dem Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis steht "Wiederholen". Vom Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis führt ein neuer Pfeil weiter zum Begriff "Langzeitgedächtnis. Auf dem Pfeil steht "enkodieren". Ein dritter Pfeil zeigt vom Langzeitgedächtnis zurück zum Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis. Er ist beschriftet mit "Abruf".
Das sensorische Register "speichert Nachwirkungen bei Reizung der Sinnesorgane; es besitzt eine sehr hohe Kapazität, aber eine sehr kurze Speicherdauer; eine Verarbeitung der Inhalte findet nicht statt." [1]
Kennen Sie das Phänomen vom "weichen Bleistift"? Wenn man einen Stift zwischen Daumen und Zeigefinger hält und ihn auf- und abwippen lässt, sieht es aus als sei der Stift plötzlich gebogen. Man sieht einen "Schatten", dort wo der Stift kurzzeitig war (sehen Sie hier). Wie kommt das?
Grund ist unser visuelles Register. Die Rezeptoren in unseren Sinnesorganen (hier: unsere Augen) verwandeln die Reize (d.h. das Licht, das vom Bleistift in unser Auge trifft) in Signale, die von unserem Nervensystem an das Hirn weitergeleitet werden können. 
Diese Signale sind erst einmal unverarbeitete Kopien dieser Umweltreize. 

Welche dieser Kopien dann zur Verarbeitung[2] in unser Arbeitsgedächtnis gelangen, hängt von den Kontrollprozessen ab. Sie filtern die Kopien nach ihrer Relevanz.

Neben dem visuellen gibt es auch noch weitere Register, die unter dem Begriff des sensorischen Registers zusammengefasst werden. Sie lassen sich nach den Arten der Sinnesorgane unterschieden. Die bislang am besten untersuchten sind das visuelle und das akustische Register.[3]
Fallen Ihnen noch weitere Phänomene ein, die sich auf das sensorische Register zurückführen lassen?
Haptisches Register: In den Arm kneifen. Auch nachdem man nicht mehr gekniffen wird, verspürt man noch kurze Zeit später Schmerz.

Aktustisches Register: Sie sitzen in ihrem Zimmer und sind in ein Buch vertieft. Ihr Mitbewohner kommt plötzlich herein und sagt etwas, das Sie im ersten Moment nicht verstehen, da Sie völlig auf Ihr Buch konzentriert waren. Sie  antworten mit "Wie bitte?", können aber im gleichen Atemzug die Frage Ihres Mitbewohners beantworten, ohne dass sich dieser nochmals wiederholen muss. Der Grund: Die Frage Ihres Mitbewohners "hallt" in ihrem Kopf noch "nach". Die akustische Information befindet sich also noch im akustischen Register.
  • Wir nehmen Reize über unsere Sinnesorgane auf.
  • Das sensorische Register ist der "Vorhof" des Gedächtnisses, in dem all diese auf uns einströmenden Reize unverarbeitet zwischengespeichert werden. 

[1] Mietzel, G. 2007, S. 272
[2] Den Unterschied zwischen den unverarbeiteten und den verarbeiteten Informationen kann man sich wie folgt vorstellen: Wenn man im Seminar einem Dozenten zuhört, so speichert das sensorische Register keine Wörter oder Sätze, sondern nur die akustischen Signale. Erst durch die spätere Verarbeitung im Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis werden diese sinnbildenden Einheiten "erkannt" (vgl. Mietzel, G. 2007, S. 206).
[3] vgl. Mietzel, G. 2007, S. 245