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Fehlende Abrufreize

Wenn es Ihnen einmal nicht gelingt, die passenden Informationen abzufrufen, bedeutet dies nicht, dass diese Informationen völlig verschwunden sind. Dies lässt sich durch folgendes Beispiel veranschaulichen:
In einer Bibliothek sucht ein Interessent vergeblich nach einem Buch. Er findet es nicht, obwohl es tatsächlich vorhanden ist. Es steht nämlich in einem Regal zwischen Büchern, zu denen es thematisch nicht passt. Möglicherweise hat es ein früherer Benutzer irrtümlich an den falschen Platz gestellt. Der Fehler in der Einordnung dürfte vor allem dann schwer zu entdecken sein, wenn sich das gesuchte Buch bezüglich seines Titels oder seiner Signatur nicht eindeutig von den benachbarten Werken abhebt. [1]
Ähnlich wie der Interessent in diesem Beispiel in der falschen Rubrik sucht, kann der misslungene Abruf einfach am Fehlen geeigneter Hinweisreize liegen. In der Regel erfolgt der Abruf von Informationen am besten, wenn man beim Abruf den gleichen Reizen ausgesetzt ist wie beim Erlernen der Information. So erzielen Schüler*Innen beispielsweise bessere Ergebnisse, wenn sie eine Klausur im selben Klassenraum schreiben, in dem zuvor ihr Unterricht stattgefunden hat. 

Natürlich kann man als Prüfling nicht immer beeinflussen, wo die Prüfung stattfindet. Man kann sich jedoch Abhilfe schaffen, indem man sich den Lernkontext mental vergegenwärtigt. 

Manche Mnemotechniken machen sich diese Tatsache zu Nutze. 
  • Der Kontext, in dem gelernt wird, hat Einfluss auf den Abruf der Information. 
  • Kontextuelle Reize können als Hinweisreize dienen und das Erinnern erleichtern.
  • Sollte einem das Erinnern daher mal schwer fallen, kann es helfen, sich die Situation vorzustellen, in der die gefragte Information gelernt wurde. 

[1] Mietzel, G. 2007, S. 245