Funktionen

Kontrollprozesse

Dieses Schaubild zeigt den Weg einer Information in das Langzeitgedächtnis. Der Weg beginnt mit Umwelteinflüssen, die auf den Begriff "sensorisches Register" treffen. Von dort geht ein Pfeil weiter zum Begriff "Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis". Der Pfeil ist beschriftet mit dem Wort "enkodieren". Der Pfeil wird durch eine vertikale Linie unterbrochen, die mit dem Wort "Kontrollprozesse" beschriftet ist. 
Unter dem Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis steht "Wiederholen". Vom Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis führt ein neuer Pfeil weiter zum Begriff "Langzeitgedächtnis. Auf dem Pfeil steht "enkodieren". Ein dritter Pfeil zeigt vom Langzeitgedächtnis zurück zum Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis. Er ist beschriftet mit "Abruf".
Die Kontrollprozesse "Aufmerksamkeit und Bedeutungszuschreibung sind für die Auswahl von Informationen aus dem sensorischen Register und deren Übertragung in das Arbeitsgedächtnis verantwortlich." [1]
In jeder Sekunde sind wir unzähligen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Sie stellen unendlich viele Informationen dar, die gleichzeitig auf unsere Sinnesorgane einströmen. Wir nehmen Geräusche, Gerüche, Vibrationen, Wärme und Kälte, Texturen, Farben, etc. wahr. Würden wir diese alle aktiv verarbeiten müssen, wäre unser Gedächtnis in Kürze überlastet, ähnlich einem Computer, der hängen bleibt, nachdem Sie zu viele Programme auf einmal geöffnet haben.
Damit eben dies nicht passiert, verfügen wir über sogenannte Kontrollprozesse. Sie filtern aus der Masse an Informationen diejenigen heraus, die für uns im entsprechenden Moment relevant sind.
Achten Sie einmal darauf, welche Sinneseindrücke in diesem Moment auf Sie einströmen. Konzentrieren Sie sich jeweils einzeln auf die verschiedenen Sinnesorgane. Sie werden nur einen Bruchteil der Reize bewusst wahrnehmen können, der tatsächlich in diesem Moment auf Sie einströmt.  

Aufmerksamkeit als Kontrollprozess

»Das wahrscheinlich beste, was ein Mensch tun kann, um sein Gedächtnis zu verbessern ist, dass man lernt, wie man seine Aufmerksamkeit kontrolliert.« [2]
Wem oder was wir unsere Aufmerksamkeit schenken bestimmt maßgeblich, was wir bewusst wahrnehmen und was an unser Kurzzeit-/Arbeitdgedächtnis zur Verarbeitung weitergeleitet wird. 

Zum einen kann unsere Aufmerksamkeit unterbewusst durch besonders auffällige und intensive Reize gelenkt werden. Ist etwas ungewöhnlich laut oder bunt zieht es vermutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich als etwas leises oder blasses. Dies macht sich zum Beispiel Werbung besonders anschaulich zu nutze. Aber auch in diesem Text wird Ihr Blick wahrscheinlich zuerst auf das Wort "bunt" gefallen sein.
Auch unerwartete Reize, also solche, die nicht in den Kontext passen, wecken unsere Aufmerksamkeit. Fährt zum Beispiel ein Fahrradfahrer an Ihnen vorbei, während Sie an einer Straße entlang gehen, schenken Sie ihm für gewöhnlich keine große Aufmerksamkeit. Sitzt auf dem Fahrrad aber ein radfahrender Hund oder befinden Sie sich statt auf einer Straße daheim in Ihrem Wohnzimmer, werden Sie sicherlich sehr aufmerksam auf den Reiz reagieren. 
Wir können unsere Aufmerksamkeit aber auch bewusst steuern. Diese Fähigkeit bedarf jedoch einer gewissen Übung und ist abhängig von unserer Tagesverfassung. 
Die Aufmerksamkeit lässt tatsächlich schon ab der 20. Minute nach.
Quelle [3]
Zwölf Prozent!
  • Kontrollprozesse dienen als Filter. Sie lassen nur relevante Informationen in das Arbeitsgedächtnis gelangen.
  • Wir reagieren unterbewusst auf besonders intensive und bunte Reize. Nutzen Sie Farben in Ihren Zusammenfassungen daher sparsam und gezielt, um Ihre Aufmerksamkeit bewusst zu lenken.
  • Wie gut wir unsere Aufmerksamkeit fokussieren können ist tagesformabhänig. Achten Sie daher auf genügend Schlaf und eine gute Versorgung Ihres Körpers (trinken nicht vergessen!)
  • Bauen Sie Pausen in Ihr Lernen mit ein, Ihre Aufmerksamkeitspanne ist begrenzt (siehe auch Kapitel Zeitmanagement)
  • Vermeiden Sie Ablenkungen durch Hintergrundgeräusche wie einen laufenden Fernseher oder Musik.

[1] Mietzel, G. 2007, S. 272
[2] Loftus, E. 1980, zitiert nach Mietzel, G. 2007, S. 207
[3] Brauer, M. 2014, S. 59