Funktionen

Die Loci-Methode

Die Loci-Methode, also die "Technik der Orte", mag einem im ersten Moment befremdlich erscheinen, mit ein wenig Übung jedoch erleichtert sie einem das Memorieren erheblich. 
Methode [1]
  • Eine Abfolge auffälliger Orte auf einem Ihnen gut bekannten Weg wird ausgewählt. Dabei kann es sich um die Abfolge der Räume in Ihrer Wohnung, Ihren Weg zur Arbeit oder eine Reihenfolge von Körperstellen (bspw. vom Scheitel bis zu den Zehen) handeln. 
  • Die zu lernenden Informationen werden mit den Orten der Reihe nach bildhaft verknüpft (siehe Beispiele).
  • Zum Abruf der Informationen muss man nun den Weg der Reihe nach abgehen und erinnert sich durch die aufkommenden Vorstellungsbilder wieder an die Informationen. 
Nicht alles lässt sich mit der Loci-Methode lernen. Sie eignet sich besonders zum Einprägen von Listen oder Absätzen einer Rede oder Präsentation.  Jedoch ist die bildhafte Vorstellung abstrakter Begriffe nicht immer einfach. Für Tipps laden Sie die Infos im Download-Bereich am Ende der Seite herunter.
Beispiele [2]
  • Lernen von Listen, z.B. Merkmale von essbaren Pilzen, Schritte eines Rezeptes, EInkaufsliste
  • Behalten von Bedienungsschritten selten genutzter technischer Geräte
  • Lernen von Gliederungen für eine freie Rede, z. B. eine 5-minütige Einleitung des Themas in der mündlichen Prüfung
  • Lernen von langen Zahlen, z.B. PIN und PUK, Tresorkombinationen, Telefonnummern etc.
  • Lernen von Information aus Vorträgen: Tatsächlich eignet sich die Loci-Methode besser für gehörtes als gelesenes Material
  • Auswendiglernen von Gedichten oder längeren Prosapassagen (wie z.B. Schüler*Innen oder Schauspieler*Innen es tun müssen)
Weg zur Uni zum Merken der Einkaufsliste:

Spagetti - Brokkoli - Toast - Kaffee - Bananen

Nehmen wir an, Sie fahren zunächst unter einer Brücke hindurch. Von der Brücke hängen riesige Spagetti wie ein Vorhang herunter. Nach der Brücke kommen Sie an eine Kreuzung, an der normalerweise ein auffälig großer Baum steht. Stellen Sie sich den Baum nun als Brokkoli vor. Nach dem Baum kommen Sie an einer bunt beleuchteten Bushaltestelle vorbei. Der Platz, in dem man sich normalerweise unterstellt, ist bis oben hin gefüllt mit Toastscheiben. Von der Ampel danach tropft Kaffee. An der Uni angekommen öffnen Sie die Tür zum Aufzug. Statt einem Türgriff steckt eine Banane in der Tür.
  • Lernen von Listen, z.B. Symptome einer Krankheit, Knochen der Hand
  • Behalten von Handlungsfolgen, z. B. erste Hilfe, diagnostische Schritte, Maßnahmen bei einer Operation, die man im kritischen Fall nicht so leicht oder nicht so schnell nachlesen kann.
  • Lernen von Listen, z.B. die verschiedenen Intelligenztests
Versuchen Sie sich einmal selbst an der Loci-Methode. Lernen Sie folgende 15 Wörter in der vorgegebenen Reihenfolge:

Bleistift - Schreibmaschine - Glühbirne - Violine - Nordlichter - Thermometer - Pyramide - Waschbär - Geldbeutel - Gras - Augenklappe - Apfelsaft - Feuer - Schlüssel - Schokoriegel
Angeblich lässt sich die Loci-Methode auf den griechischen Dichter Simonides zurückverfolgen. Er war dazu eingeladen worden, auf einer Feier ein Gedicht zu Ehren des Gastgebers vorzutragen. Nach seinem Auftritt verließ er das Gebäude - wie sich herausstellte gerade rechtzeitig, denn das Gebäude stürzte kurz darauf ein und begrub die darin feiernde Gesellschaft unter sich. Als man die Toten ausgrub, waren sie nicht mehr identifizierbar. Simonides erinnerte sich jedoch daran, wo einzelne Personen gestanden hatten, als er das Gebäude verließ. So ging er vor seinem inneren Auge das Gebäude ab und konnte so die Toten identifizieren.[3]

Die einzelnen Räume dienten ihm also als Hinweisreize (vgl. Kapitel Vergessen), mit deren Hilfe er sich an die Personen dort erinnern konnte.

[1] Metzig, W. & Schuster, M. 2016, S. 59f.
[2] Metzig, W. & Schuster, M. 2016, S. 65f.
[3] Metzig, W. & Schuster, M. 2016, S. 59