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Maßnahmen zur Förderung sozialer Nähe in der ersten Sitzung

Die erste Sitzung stellt entscheidende Weichen für die Atmosphäre und Zusammenarbeit in der Lehrveranstaltung.
Sie signalisieren Ihren Studierenden hier, was in Ihrer Veranstaltung wichtig ist:
  • Wollen Sie vor allem Ihre fachlichen Inhalte präsentieren?
  • Ist es Ihnen wichtig, dass sich die Studierenden an den synchronen Sitzungen beteiligen?
  • Oder ist es den Studierenden selbst überlassen, wann und wie sie sich die Lerninhalte aneignen?
Die Signale, die Sie in der ersten Sitzung setzen, beeinflussen stark, wie offen, engagiert und aktiv sich die Studierenden in der Veranstaltung beteiligen werden.

Ausführliche Informationen zu den im Video vorgestellten Ideen

Behind the scenes I: Von der Sitzungsübersicht bis zur Verteilung der Referate

Was denken Sie? Was wünschen sich Studierende von der ersten Sitzung?
Umfragen zu den Corona-Semestern haben gezeigt, dass es Studierenden wichtig ist,
transparent über die Anforderungen und den Ablauf der Veranstaltung informiert zu werden.
Ist doch klar, meinen Sie? Machen Sie sowieso? Aus Studierendenperspektive gehen diese Infos offenbar manchmal unter.
Idealerweise haben Sie die Studierenden bereits vor der ersten Sitzung über den organisatorischen und inhaltlichen Rahmen der Veranstaltung aufgeklärt. Trotzdem sollten Sie hier ruhig nochmal die wichtigsten organisatorischen Aspekte mündlich wiederholen und offene Fragen klären: Von der Übersicht über die Sitzungen bis zur Verteilung der Referate.

Behind the scenes II: Funktion(ier)en der Technik

Erläutern Sie im ersten Online-Meeting die wichtigsten Funktionen des Webkonferenz-Tools, beispielsweise die Einrichtung eines virtuellen Hintergrunds oder die Funktion „Hand heben“. Schaffen Sie Bewusstsein über die Abhängigkeit von der Technik und der Akzeptanz dieses Umstands (Stichwort Gelassenheit/Flexibilität): Wie kann damit umgegangen werden, wenn mal etwas nicht klappt, jemand nicht zu hören ist, nicht eintreten kann, oder nach einem Update plötzlich alles anders aussieht? Als Lehrende sollten sie darüber offen sprechen und Teilnehmenden z. B. mit Blick auf Anwesenheitspflicht etc. Ängste nehmen, bzw. Hilfestellungen an die Hand geben (z. B. Headset neu verbinden, Raum verlassen und erneut betreten, Rechner neu starten, etc.).

Meet and Greet: Erstes gegenseitiges Kennenlernen

Weitere Kennenlernspiele für die erste Sitzung finden Sie z.B. auf folgenden Seiten:

E-Bildungslabor: Videokonferenzen/

Workshopspiele: Kennenlernspiele/
Um das Gefühl sozialer Eingebundenheit (vgl. Deci/Ryan 2000)[1] und das Bewusstsein für Gemeinsamkeiten (z. B. gemeinsame Hobbies, Haustiere, Sport, etc.) bei den Studierenden zu fördern, empfiehlt es sich, dass Sie gezielt auch informelle, persönliche Interessen außerhalb der Hochschule einbinden: „When students and teachers never meet in person it is important to plan a moment to ‘virtually’ meet each other, preferably at the start of a synchronous session. Virtual introductions should focus first on interpersonal interaction between the group members and not immediately on task work.“ (de Nooujer/Schneider/Verstegen 2020, o.S.).[2]

Dies kann z. B. durch „Speed-Dating“ über drei kurze Runden geschehen: Sie stellen eine erste Frage, über die sich die Teilnehmenden in 3 Minuten in Teilgruppensitzungen/Breakout-Rooms austauschen, und wiederholen diese Austauschgruppen jeweils in anderer Zusammensetzung (Teilnehmende automatisch zuweisen) für die zweite und dritte Frage. Die ersten beiden Fragen sollten eher allgemeiner sein (z. B. „Wo würden Sie jetzt am liebsten sein?“, „Was ist Ihnen im Leben besonders wichtig?“, „Welches Land würden Sie gerne mal bereisen?“), die letzte Frage kann auf das Thema der Veranstaltung bezogen sein (z. B. „Was wissen Sie schon über …?“) und in die inhaltliche Auseinandersetzung überleiten.

Goal - idea - vision - success: Dialog über den Lernprozess

Damit Studierende sich wahrgenommen fühlen, ist es sinnvoll, kontinuierlich deutlich zu machen, dass Sie als Lehrende_r ein echtes Interesse an ihnen haben – und daran, wie gut sie in der Veranstaltung lernen. Hierzu können Sie eine „Kultur der Metakommentare“ schaffen: „Metakommentare sind eine Form der Lehrendenintervention, die durch Transparenz und Offenheit dazu beitragen soll, Vertrauen zu schaffen und ein authentisches Interesse am Erfolg aller Studierenden zu bekräftigen“ (vgl. Löwenstein 2021: S. 6).[3] Hierzu zählt nach Löwenstein z. B. das regelmäßige transparente Begründen des didaktischen Vorgehens sowie das Eingehen auf Vorschläge der Studierenden.

Wichtig ist, dass die Rückmeldungen der Studierenden dann auch Konsequenzen haben, z. B. ein Thema nochmal erläutert, eine Lehrmethode abgewandelt oder ein guter Vorschlag aufgegriffen wird.

Neben einem offenen Gespräch eignen sich auch anonyme schriftliche Beteiligungsmöglichkeiten, um den Dialog über den Lernprozess zu initiieren. Gerade durch Online-Umfragen, Dialogecken auf Online-Pinnwänden oder Online-Kartenabfragen können alle Studierenden sich am (schriftlichen) Dialog über den Lernprozess bzw. die Gestaltung der Lehrveranstaltung beteiligen.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Welche weiteren Ideen haben Sie?

Haben Sie in Ihrer Lehre schon Erfahrungen mit den vorgestellten Tipps und Ideen gemacht? Was lief dabei gut? Was hat nicht so gut geklappt?
Gibt es weitere Ideen, die Sie schon ausprobiert haben, um in der ersten Sitzung in Kontakt mit den Studierenden zu kommen?

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[1] Deci, Edward L. & Richard M. Ryan (2000): „The „What“ and „Why“ of Goal Pursuits: Human Needs and the Self-Determination of Behavior”. In: Psychological Inquiry 11(4), S. 227-268.
[2] de Nooijer, Jascha, Francine Schneider & Daniëlle ML Verstegen (2020): Optimizing collaborative learning in online courses. Online: https://www.researchgate.net/publication/344222586_Optimizing_collaborative_learning_in_online_courses/link/6042604692851c077f193313/download
[3] Löwenstein, David (2021): Interaktion in großen Gruppen: Kursformat, Atmosphäre, Arbeitsformen. In: Neues Handbuch Hochschullehre (NHHL), C2.43.


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