Der/ Die Tutor/in bzw. Übungsleiter/in ging mit Störungen angemessen um.
Reiter

Der/ Die Tutor/in bzw. Übungsleiter/in ging mit Störungen angemessen um.
Störungen können das Lernen beeinträchtigen, wenn sie etwa die akustische Verständlichkeit beeinträchtigen, ablenken oder wenn der Lehr-Lern-Prozess durch zu viele Interventionen der Lehrperson unterbrochen wird. Um dies zu verhindern, ist ein möglichst schnelles, niedrigschwelliges und effektives Eingreifen gegen Störungen erforderlich (Helmke, 2014).
Praktische Umsetzung dieses Aspekts
Warum?
Nur wenn die Ursache erkannt ist, kannst Du adäquat reagieren. Missverständnisse zwischen Dir und den Studierenden können so vermieden werden.
Wie?
- Überlege etwa zunächst, ob äußere Einflüsse die Aufmerksamkeit der Studierenden stören, z. B. stickige Raumluft oder Baulärm im Gebäude.
- Es kann auch sein, dass die Aufmerksamkeitskapazität der Studierenden erschöpft ist. Zeige Verständnis und frage beispielsweise, ob eine kurze Pause hilfreich wäre.
- Es kann auch sein, dass Unklarheiten der Grund für die Störung sind. Frage die Studierenden beispielsweise, ob noch Fragen offen sind. Biete etwa die Möglichkeit zur Diskussion an.
- Versuche generell, die Störung nicht persönlich zu nehmen. Störungen können hilfreiche Indikatoren dafür sein, dass es Probleme etwa mit den Inhalten, dem methodischen Vorgehen, dem Arbeitsauftrag oder den Rahmenbedingungen gibt, die gelöst werden können.
- Wenn Probleme oder Nachfragen „verschleppt“ werden, verlangsamt dies das Arbeitstempo oder senkt die Beteiligungsbereitschaft. Eine schnelle, unkomplizierte Reaktion auf bzw. ein sachlicher Umgang mit Störungen kann die Arbeitsatmosphäre verbessern.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
Versuche Missverständnisse in der Kommunikation aufzudecken und diese zu klären.
Warum?
Allein ein einzelner kurzer Satz kann nach dem 4-Ohren-Modell von Schulz von Thun, 1981, bei verschiedenen Zuhörerinnen bzw. Zuhörern sehr unterschiedlich ankommen. „Ich habe es nicht verstanden“ kann beispielsweise vollkommen sachlich gemeint sein, kann einen Appell an Dich beinhalten, das Thema nochmals zu wiederholen, kann darauf hindeuten, dass die bzw. der Studierende sich von Dir nicht ernstgenommen fühlt oder aber offenbaren, dass die Person Wissenslücken hat und diese festgestellt hat. Wenn Du Missverständnisse frühzeitig verhinderst, vermeidest Du, dass Studierende sich z. B. ungerecht behandelt fühlen.
Wie?
- Schaffe von Anfang an eine offene Gesprächskultur, indem Du die Studierenden bittest, Unklarheiten und Unsicherheiten direkt anzusprechen.
- Wenn Du Dir nicht sicher sind, welche Botschaft hinter dem Gesagten steht, frage nochmals nach: „Ich habe Dich eben so verstanden, dass… Ist das richtig?“. So wendest Du aktives Zuhören an.
- Höre und schau genau hin, wenn Studierende etwas sagen.
Quellen
Angelehnt an Schulz von Thun, 1981
Versuche die Studierenden thematisch nicht zu verlieren.
Warum?
Wenn Studierende im Laufe eines Lernprozesses einen Gedanken oder eine Idee nicht zu Ende denken konnten oder sie einen wichtigen Aspekt noch nicht verstanden haben, kann es sein, dass Sie anfangen, mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen zu sprechen. Vielleicht fragen sie etwas, um den Anschluss nicht zu verlieren oder wenden sich resigniert Themen außerhalb der Veranstaltung zu.
Wie?
- Vergewissere Dich, wenn Du ein Thema oder eine Aufgabe abschließt, ob alle Studierenden bereit sind, das neue Thema bzw. die neue Aufgabe zu beginnen.
- Erkundige Dich, ob noch Fragen offen sind, insbesondere dann, wenn Du in fragende Gesichter schaust. Unverständnis wird oft nur „nonverbal“ kommuniziert. Spricht an, wenn Du das Gefühl hast, nur fragende Gesichter vor dir zu sehen und frage, ob Du die Minen richtig interpretierst.
- Oft verneinen die Studierenden dies, obwohl noch Fragen bestehen. Um dies zu umgehen, kannst Du die Studierenden bitten, z. B. die Kernpunkte zusammenzufassen.
- Es kann hilfreich sein, den Studierenden vor dem Einstieg in eine neue Thematik einen kurzen Moment zum Nachdenken zu gewähren.
- Studierende, die häufig stören, kannst Du vor oder nach dem Tutorium unter vier Augen ansprechen und nachfragen, ob es Probleme oder Verständnisschwierigkeiten gibt.
- Wenn Du das Gefühl hast, die Studierenden hätten kein Interesse an der Thematik, formuliere Dein Gefühl in einer Ich-Botschaft („Ich habe gerade den Eindruck, dass ihr zu der Thematik bisher keinen Zugang gefunden habt. Kann das sein? Woran liegt es? Kann ich etwas tun?").
- Sobald Du merkst, dass die Aufmerksamkeit der Studierenden sinkt, mache eine Pause, stelle eine Frage oder baue Übungsaufgaben ein.
Quellen
Angelehnt an Davis, 2009
Nimm Studierende, die zu spät kommen, freundlich auf.
Warum?
Wenn man Studierende, die zu spät kommen, noch freundlich aufnimmt, bleiben sie motiviert anstatt zuzumachen.
Wie?
- Wenn jemand zu spät kommt, begrüße die Person freundlich.
- Gibt der Person Zeit, anzukommen.
- Erläutere kurz, was bisher passiert ist.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
Versuche bei Störungen direkt und klar, aber ruhig, höflich und sachlich zu reagieren.
Warum?
Emotionen sind etwas vollkommen Natürliches und können nicht einfach ausgeschaltet werden. Wichtig ist jedoch zu versuchen, die eigenen Emotionen wahrzunehmen und wenn möglich zu beeinflussen. Wenn Du selbst emotional reagierst, ist es wahrscheinlich, dass sich die Störung weiter verstärkt.
Wie?
- Um selbst nicht emotional zu werden, versuche auf die Störung beispielsweise zunächst mit einer Pause zu reagieren und nehme wahr, wie Du Dich fühlst.
- Um Deine Emotionen zu regulieren, kann es bereits hilfreich sein, sich vorzunehmen, die Störungen nicht persönlich zu nehmen. Vielleicht sind die Studierenden insgesamt sehr unruhig, weil es in Richtung Klausurenphase geht. Oder eine Studierende oder ein Studierender arbeitet nicht gut mit, weil z. B. private Probleme vorliegen. So vermeidest Du, verletzt zu reagieren.
- Mache Dir zudem bewusst, dass Du etwas aus der Situation lernen kannst, was sehr bereichernd sein kann: Eine Störung könnte beispielsweise auch ein Indiz dafür sein, dass die Studierenden überfordert sind oder dass ein Sachverhalt noch nicht verstanden wurde.
- Wenn es Dir wichtig ist, kannst Du Deine Gefühle auch sachlich mitteilen: „Ich habe gerade den Eindruck, dass mich nicht alle verstehen können, da es zu laut ist. Ich bin enttäuscht.“
Quellen
Angelehnt an Davis, 2009; Groth, 2012
Der Beamer streikt, das Video läuft nicht – technische Störungen treten immer wieder auf.
Warum?
Technische Störungen können Dich aus dem Konzept bringen und dazu führen, dass die Studierenden unaufmerksam werden. Dies muss jedoch nicht so sein.
Wie?
- Plane im Voraus, welche Medien Du benötigst.
- Wenn Du Medien verwenden möchtest oder sollst, die Dir weniger vertraut sind, kann der Austausch mit erfahreneren Tutorinnen und Tutoren hilfreich sein.
- Überprüfen die Funktion der Medien frühzeitig.
- Sollte ein Medium während der Veranstaltung nicht funktionieren, bleibe gelassen; oftmals genügt ein erneutes Starten. Frage beispielsweise auch die anderen Studierenden um Rat und versuche das Problem partizipativ zu lösen.
- Habe möglichst immer einen Back-Up-Plan parat. Fasse die Inhalt eines Videos beispielsweise zusammen und reiche das Material nach. Es kann zudem hilfreich sein, Deine Präsentation zusätzlich auf einem Stick mitzubringen. So könntest Du ggf. mit einem Ersatzlaptop arbeiten.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
Lass Dich von Störungen von außen nicht aus der Ruhe bringen.
Warum?
Störungen von außen, z. B. durch Personen, die etwas im Raum vergessen haben, können immer mal vorkommen. Wichtig ist es, sich von diesen kleinen Störungen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.
Wie?
- Je nach Art der Störung von außen, bitte die Person nach der Veranstaltung wiederzukommen oder lass sie kurz in den Raum kommen.
- Sollte es sich um eine längere Störung handeln, kündige dies den Studierenden an.
- Beschäftige sie beispielsweise in der Zeit mit einer Aufgabe.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
„Es ist immer wichtig, bei dem was mich stört, ganz klar zu adressieren a) es stört mich und b) ich krieg‘ es mit. Ich frage dann auch: „Habt ihr eine Frage? Kann ich Euch irgendwie weiterhelfen?" Man kann auch das Problem adressieren und sagen: ‚Es wäre für Deine Kommilitonen sehr wichtig, dass Du hier mitmachst, denn die Veranstaltung lebt davon, dass alle aktiv teilnehmen.‘
Eine Lehrende der Pädagogik: „Ich nehme technische Störungen immer mit Humor. Dozierende sind auch nur Menschen und Technik ist halt Technik. Und wenn sie gerade vor fünf Minuten noch ging, heißt das nicht, dass sie noch in zehn Minuten geht. Ich breche nicht in Panik aus, sondern versuche das Problem zu lösen und manchmal, wenn ich es selber nicht lösen kann, frage ich einen Studenten oder man tauscht dann das technische Gerät aus. Wenn die Studierenden etwas präsentieren müssen, habe ich immer meinen Lehr-Laptop dabei. Da weiß ich, dass es funktioniert. Und wenn es gar nicht geht, mache ich halt ohne weiter und ich sage dann: ‚Ok die PowerPoint-Folien kriegen Sie hinterher hochgeladen‘ oder ich ziehe halt etwas vor, z. B. Gruppenarbeit. Ich versuche immer eine alternative Lösung zu finden und das Problem zu beheben."
„Was ich sehr gut fand von Dozenten, wenn es ein bisschen lauter geworden ist, wenn sie einfach still wurden. So haben sie ganz einfach die Aufmerksamkeit der Studierenden wieder zurückgewonnen. Dann wurde es im Raum auch ziemlich schnell wieder still und dann haben die Dozenten einfach weitergesprochen, ohne weiter darauf einzugehen, oder irgendjemanden zu ermahnen oder so. Das fand ich am besten."
Die Tutor:innenqualifizierung bietet ein auf Eure Bedarfe abgestimmtes Qualifizierungsangebot. Wenn Du Dich in diesem Lehr-Lern-Bereich besser aufstellen möchtest, berät Dich das Team der Tutor:innenqualifizierung sehr gerne. Wir freuen uns auf Deine Nachricht oder Deinen Anruf. Unsere Kontaktdaten findest Du hier.
Gibt es noch weitere Themen, die Dich interessieren? Auf dieser Seite findest du die aktuellen Workshops der Tutorenqualifizierung und kannst nachlesen, wie Du eigene Vorschläge zu Workshop-Themen einbringen oder Vorschläge von anderen Tutorinnen und Tutoren unterstützen kannst.