Der/ Die Tutor/in bzw. Übungsleiter/in hat eine offene Arbeitsatmosphäre geschaffen.
Reiter

Der/ Die Tutor/in bzw. Übungsleiter/in hat eine offene Arbeitsatmosphäre geschaffen.
Eine offene Arbeitsatmosphäre ist wichtig, damit Studierende Fragen stellen und keine Angst haben, Schwierigkeiten vorzubringen. Gerade im Tutorium, wo Defizite aufgegriffen werden können, ist ein geschützter Raum daher elementar.
Praktische Umsetzung dieses Aspekts
Sorge dafür, dass sich alle Studierenden willkommen fühlen. Nutze die erste Sitzung dazu, Distanz zu reduzieren.
Warum?
Wenn sich die Studierenden willkommen fühlen, werden Sie bei Schwierigkeiten eher auf Dich und ihre Kommilitonen und Kommilitoninnen zukommen. Eine vertrauensvolle Umgebung vermittelt den Studierenden, dass sie sich im Tutorium sicher fühlen können und Fehler machen dürfen. Eine akzeptierende und offene Atmosphäre ermutigt die Studierenden, sich zu beteiligen, Rückmeldungen zu geben und anzunehmen.
Wie?
- Nimm Dir in der ersten Sitzung ausreichend Zeit dafür, eine offene Atmosphäre zu schaffen, in der sich jede und jeder willkommen fühlt und Sorgen und Probleme ansprechen kann.
- Begrüße die Studierenden freundlich.
- Mache eine Vorstellungsrunde und beginne danach mit einer aktivierenden Lernmethode.
- Begegne den Studierenden auf Augenhöhe und versuche keine Rolle zu spielen. Bleib Du selbst und sei authentisch.
- Sei offen für Vielfalt. Nimm sie als Bereicherung statt als Belastung wahr.
- Verdeutliche den Studierenden, wie wichtig und bereichernd Vielfalt ist.
- Vermittle, dass Du gleich viel Vertrauen in die Fähigkeiten aller Studierenden hast. Kommuniziere, dass alle im Tutorium sind, um noch etwas zu lernen und Fehler und Schwierigkeiten vollkommen normal und in Ordnung bzw. sogar hilfreich sind.
- Baue Distanz ab, indem Du Dich vor oder neben dem Pult oder Tisch, anstatt dahinter platzierst. Gehe in Aufgabenphasen z. B. an die Tische der Studierenden.
- Lerne die Namen der Studierenden richtig auszusprechen.
- Lade die Studierenden ein, sich bei Schwierigkeiten vertrauensvoll an Dich zu wenden.
- Ermutige dazu, Fragen zu stellen und Anmerkungen vorzubringen.
- Höre bei Fragen und Anmerkungen der Studierenden aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen.
- Berichte ab und zu von Dir selbst und Deinen Lernsituationen, um den Studierenden zu signalisieren, dass Du weißt, in welcher Situation sie sich befinden und um eine gemeinsame Ebene zu schaffen.
- Begegne Wortmeldungen mit Wertschätzung, auch wenn sie nicht (ganz) korrekt sind.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial; angelehnt an Davis, 2009
Kommuniziere, dass unterschiedliche Perspektiven wertvoll sind.
Warum?
Heterogenität und damit einhergehend diverse Perspektiven können im Tutorium dazu führen, dass unterschiedliche Perspektiven auf die Inhalte der Veranstaltung gerichtet werden können und so ein umfassenderes Bild entsteht.
Wie?
- Bedenke: „Okay, also ich habe jetzt nicht einen Syrer, einen Afghanen, eine Brasilianerin und drei Deutsche vor mir sitzen, sondern: Ich habe Kompetenz vor mir sitzen. Ich habe Leute vor mir sitzen, die verschiedene Erfahrungen gemacht haben. Die diese Erfahrungen einbringen können. Von dieser Heterogenität, die man vor sich hat, kann man selbst und können die Studierenden lernen und etwas mitnehmen.“
- Kommuniziere den Studierenden, dass unterschiedliche Standpunkte und Sichtweisen wertvoll sind und das Tutorium bereichern.
- Rege die Studierenden an, voneinander zu lernen.
- Nutze Formate wie Gruppen- und Projektarbeit, Lerngruppen oder Peer-Editing.
- Ermuntere zu Gruppenarbeiten mit Studierenden, die unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen haben.
- Sei Dir der Vorurteile und Stereotypen bewusst, die Du möglicherweise aufgenommen hast.
- Behandle jede Studierende und jeden Studierenden als Individuum und betrachte sie nicht als Sprecherin bzw. Sprecher für ihre demografische Gruppe.
- Lasse männliche und weibliche Studierende verhältnismäßig gleich oft zu Wort kommen.
- Achte darauf, dass nicht immer dieselben Personen etwas sagen.
- Variiere die Lehr- und Lernmethoden. Lass Dich z. B. auf der e-Plattform der Tutorenqualifizierung im ZfbK inspirieren: e-Plattform der Tutorenqualifizierung .
- Variiere die Aufgabenstellungen und gib so allen Studierenden die Möglichkeit, ihr Können zu demonstrieren.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial; angelehnt an Davis, 2009
Schaffe eine Kultur, die es ermöglicht, dass Studierende sich bei Fragen und Schwierigkeiten an Dich wenden.
Warum?
Eine offene Fragekultur sorgt dafür, dass sich die Studierenden trauen, auch Schwächen zuzugeben. Nur wenn Studierende die Sicherheit haben, dass diesen Schwächen respektvoll begegnet wird, werden sie sich öffnen und können so einen besseren Lernerfolg erzielen. Zudem erkennst Du, auf welche Themen Du erneut eingehen solltest.
Wie?
- Kommuniziere möglichst von Anfang an, dass Fragen ausdrücklich erwünscht sind und die Studierenden mit allen Fragen zu Dir kommen können.
- Betone, dass die Feststellung von Wissenslücken eine wichtige Voraussetzung für den eigenen Wissenszuwachs darstellt.
- Du kannst auch aus Deiner eigenen Zeit während der ersten Semester berichten.
- Indem Du selbst Schwächen eingestehst, vermittelst Du den Studierenden, dass Du sie verstehst.
- Erinnere die Studierenden daran, dass Du selbst noch studierst und vor wenigen Semestern auf demselben Stand warst wie sie.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Zeige Verständnis für die Belange der Studierenden.
Warum?
Wenn Du Verständnis zeigst, merken die Studierenden, dass Du Dich für sie und ihren Lernzuwachs interessierst, sie wertschätzt und versuchst, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen.
Wie?
- Zeige Verständnis, wenn Studierende z. B. bei sehr schlechten Witterungsverhältnissen zu spät kommen.
- War eine Studierende bzw. ein Studierender krank, biete ihr bzw. ihm, wenn es zeitlich möglich ist, Hilfestellungen an oder bitte andere Studierende, die Person auf den aktuellen Stand zu bringen.
- Nimm auch Prüfungsängste ernst und tue sie nicht als unangemessen ab. Verweise hier beispielsweise auf die Psychologische Beratungsstelle
- Beachte im Tutorium auch Aspekte der Familienfreundlichkeit und Barrierefreiheit. Sprich beides in der ersten Sitzung an und signalisiere Ansprechbarkeit.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
Fordere die Studierende heraus, aber beachte ihre Grenzen.
Warum?
Wenn Du die Studierenden unterforderst, könnten sie sich langweilen. Bei Überforderung kann Demotivation und Prokrastination entstehen.
Wie?
- Besprich zusammen mit der Dozentin bzw. dem Dozenten der Hauptveranstaltung, welcher Workload gemäß Prüfungsordnung und Modulhandbuch angemessen ist.
- Erkundige Dich auch bei den Studierenden oder beziehe Erfahrungswerte mit ein.
- Kommuniziere Deiner Vorgesetzten bzw. Deinem Vorgesetzten, ob der Workload aus Sicht der Studierenden in Ordnung ist.
- Versuche nicht, möglichst viele Themen abzuarbeiten. Vertiefe stattdessen Aspekte und lass die Studierenden das Gelernte ausprobieren und anwenden (Übungen, Gruppenarbeiten etc.). So vermeidest Du eine kognitive Überforderung der Studierenden.
- Gib den Studierenden klare Instruktionen und hilf ihnen beim Zugang zu Aufgaben und Themen.
- Zeige auf, wie man beim Lösen von Aufgaben vorgehen kann.
- Verdeutliche, wie viel Zeit die Studierenden in die Erledigung von Aufgaben investieren sollten.
- Weise die Studierenden darauf hin, dass im Tutorium nur effektiv gearbeitet werden kann, wenn sie gut vorbereitet sind.
Quellen
Angelehnt an Davis, 2009
Nimm eine wertschätzende Haltung gegenüber Anregungen ein und kommuniziere, wie Du mit den Anregungen umgehen willst.
Warum?
Es gibt einen Unterschied zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. Wenn Du Dich auf das Feedback der Studierenden einlässt, erfährst Du vielleicht etwas, das Dir selbst nicht bewusst war, und erhältst so die Chance, das Tutorium in folgenden Sitzungen oder Semestern zu verbessern. Außerdem sind Anmerkungen ein gutes Zeichen dafür, dass die Studierenden mitdenken.
Wie?
- Gehe wertschätzend mit dem Feedback um und nimm die Chance, wichtige Anregungen zu erhalten, bewusst wahr.
- Zeige Interesse, höre aufmerksam zu und frage direkt nach, wenn Du ein Feedback nicht verorten kannst.
- Rechtfertige und verteidige Dich möglichst nicht.
- Bedenke immer, dass es beim Feedback um persönliche Wahrnehmungen und Mitteilungen geht.
- Teile der Feedbackgeberin bzw. dem Feedbackgeber direkt mit, wie Du mit dieser Anregung/Kritik umgehen wirst.
- Gestehe Dir Fehler ein, die vollkommen menschlich sind und teile das auch offen den Studierenden mit.
Quellen
Angelehnt an Davis, 2009
Versuche Missverständnisse in der Kommunikation aufzudecken und diese zu klären.
Warum?
Allein ein einzelner kurzer Satz kann nach dem 4-Ohren-Modell von Schulz von Thun, 1981 bei verschiedenen Zuhörerinnen bzw. Zuhörern sehr unterschiedlich ankommen. „Ich habe es nicht verstanden“ kann beispielsweise vollkommen sachlich gemeint sein, kann einen Appell an Dich beinhalten, das Thema nochmals zu wiederholen, kann darauf hindeuten, dass die bzw. der Studierende sich von Dir nicht ernstgenommen fühlt oder aber offenbaren, dass die Person Wissenslücken hat und diese festgestellt hat . Wenn Du Missverständnisse frühzeitig verhinderst, vermeidest Du, dass Studierende sich z. B. ungerecht behandelt fühlen.
Wie?
- Schaffe von Anfang an eine offene Gesprächskultur, indem Du die Studierenden bittest, Unklarheiten und Unsicherheiten direkt anzusprechen.
- Wenn Du Dir nicht sicher bist, welche Botschaft hinter dem Gesagten steht, frage nochmals nach: „Ich habe Dich eben so verstanden, dass… Ist das richtig?“. So wendest Du aktives Zuhören an.
- Höre und schau genau hin, wenn Studierende etwas sagen.
- Entschuldige Dich auch, wenn Du einmal einen schlechten Tag hast. Gestehe Fehler ein.
Quellen
Angelehnt an Schulz von Thun, 1981
Versuche, die Studierenden thematisch nicht zu verlieren.
Warum?
Wenn Studierende im Laufe eines Lernprozesses einen Gedanken oder eine Idee nicht zu Ende denken konnten oder sie einen wichtigen Aspekt noch nicht verstanden haben, kann es sein, dass sie anfangen, mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen zu sprechen. Vielleicht fragen sie etwas, um den Anschluss nicht zu verlieren oder wenden sich resigniert Themen außerhalb der Veranstaltung zu.
Wie?
- Vergewissere Dich, wenn Du ein Thema oder eine Aufgabe abschließt, ob alle Studierenden bereit sind, das neue Thema bzw. die neue Aufgabe zu beginnen.
- Erkundige Dich, ob noch Fragen offen sind, insbesondere dann, wenn Du in fragende Gesichter schaust. Unverständnis wird oft nur „nonverbal“ kommuniziert. Spricht an, wenn Du das Gefühl hast, nur fragende Gesichter vor Dir zu sehen und frage, ob Du die Minen richtig interpretierst.
- Oft verneinen die Studierenden dies, obwohl noch Fragen bestehen. Um dies zu umgehen, kannst Du die Studierenden bitten, z. B. die Kernpunkte zusammenzufassen.
- Es kann hilfreich sein, den Studierenden vor dem Einstieg in eine neue Thematik einen kurzen Moment zum Nachdenken zu gewähren.
- Studierende, die häufig stören, kannst Du vor oder nach dem Tutorium unter vier Augen ansprechen und nachfragen, ob es Probleme oder Verständnisschwierigkeiten gibt.
- Wenn Du das Gefühl hast, die Studierenden hätten kein Interesse an der Thematik, formuliere Dein Gefühl in einer Ich-Botschaft: „Ich habe gerade den Eindruck, dass Ihr zu der Thematik bisher keinen Zugang gefunden habt. Kann das sein? Woran liegt es? Kann ich etwas tun?".
- Sobald Du merkst, dass die Aufmerksamkeit der Studierenden sinkt, mache eine Pause, stelle eine Frage oder baue Übungsaufgaben ein.
Quellen
Angelehnt an Davis, 2009
„Man sollte die Distanz zu den Teilnehmern verringern und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Man kann alleine schon durch den Raum die Distanz verringern, nah an den Teilnehmern dran sein. Und ich finde es wichtig, eine lockere Atmosphäre zu schaffen. In der Vorlesung sitzen alle Studierende und der Prof. steht vorne und da hat man Hemmungen, vielleicht eine dumm wirkende Frage zu stellen. Und das sollte im Tutorium ja nicht so sein. Man muss aber aufpassen, dass man nicht eine zu lockere Atmosphäre aufkommen lässt, weil dann werden die Teilnehmer unaufmerksam und man verliert Zeit. Es ist eine Gradwanderung. Manchmal muss man auch den Tutor raushängen lassen (lacht). Je lockerer es ist, desto mehr Zeit braucht man.“
Die Tutor:innenqualifizierung bietet ein auf Eure Bedarfe abgestimmtes Qualifizierungsangebot. Wenn Du Dich in diesem Lehr-Lern-Bereich besser aufstellen möchtest, berät Dich das Team der Tutor:innenqualifizierung sehr gerne. Wir freuen uns auf Deine Nachricht oder Deinen Anruf. Unsere Kontaktdaten findest Du hier.
Gibt es noch weitere Themen, die Dich interessieren? Auf dieser Seite findest du die aktuellen Workshops der Tutorenqualifizierung und kannst nachlesen, wie Du eigene Vorschläge zu Workshop-Themen einbringen oder Vorschläge von anderen Tutorinnen und Tutoren unterstützen kannst.
- Zu diesem Lehr-Lern-Bereich liegen in der Datenbank momentan keine Methoden vor.