Der/ Die Tutor/in bzw. Übungsleiter/in bereitete die Inhalte klar und verständlich auf.
Reiter

Der/ Die Tutor/in bzw. Übungsleiter/in bereitete die Inhalte klar und verständlich auf.
Klarheit und Verständlichkeit der fachlichen Inhalte sind wesentliche Voraussetzungen für das Lernen der Studierenden, was sich in einem entsprechend hohen Zusammenhang mit der Lernleistung zeigt (Feldman, 2007).
Praktische Umsetzung dieses Aspekts
Vermittle die Inhalte so, dass sie die Studierenden verstehen können.
Warum?
Als Tutorin bzw. Tutor nimmst Du eine vermittelnde Funktion zwischen Lehrenden und Studierenden ein. Als studentische Tutorin bzw. studentischer Tutor ist Dein Vorteil, dass Du näher an den Studierenden bist als die Dozentinnen und Dozenten, den Lernprozess selbst vor nicht allzu langer Zeit durchlaufen hast, und so weißt, welche Begrifflichkeiten für deine Mitstudierenden gut und welche weniger gut zu verstehen sind. Nutze diesen Vorteil.
Wie?
- Formuliere beispielsweise Aufgabenstellungen und Lösungsskizzen, die Du von dem Dozenten bzw. der Dozentin erhalten hast, in eigenen Worten.
- Zeige aber auch immer wieder auf, wie z. B. Aufgabenstellungen in der Klausur klingen und wie sie zu verstehen sind.
- Überlege Dir, wie Du den Stoff verstehen konntest und wo Du und/oder Deine Kommilitoninnen und Kommilitonen Probleme hattet.
- Versetze Dich in die Lage von einer Person mit minimalen Vorkenntnissen.
- Drücke fachsprachliche Ausdrücke in der Sprache der Studierenden aus und erkundige Dich immer wieder, ob die Studierenden Dir folgen können.
- Mache klar, welche Fachworte wichtig sind und deswegen beherrscht werden müssen.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
Mache Dir die Komplexität und potentiell herausfordernden Aspekte des Lehrstoffes bewusst oder denke an Schwierigkeiten, die Du selbst mit dem Stoff hattest, um die Verständnisschwierigkeiten der Studierenden nachempfinden zu können.
Warum?
Lehrinhalte, die Du schon kennst und eventuell schon mehrmals anderen vermittelt hast, verlieren für Dich irgendwann die Schwierigkeit bzw. waren für Dich aufgrund Deines fortgeschrittenen Studiums nicht schwierig zu erfassen. Für Studierende mit geringem Vorwissen hingegen können neue Inhalte kognitiv sehr anspruchsvoll sein.
Wie?
- Erinnere Dich an eventuelle Schwierigkeiten, die Du selbst bei der Erstellung des Tutoriums hattest bzw. welche Schwierigkeiten Du bei Mitstudierenden beim Lernen beobachten konntest.
- Weise die Studierenden an diesen Stellen darauf hin, gut zuzuhören.
- Ein Indiz für schwierige Inhalte können häufige Nachfragen oder erkennbare Schwierigkeiten in der Klausur von Studierenden vorheriger Semester sein. Erkundige Dich diesbezüglich auch bei der Dozentin bzw. dem Dozenten.
- Erkenne Schwierigkeiten an und betone, dass es nicht leicht ist, den Inhalt beim ersten Mal zu verstehen.
- Biete Unterstützung an und die Option, komplexe Aspekte gemeinsam, Schritt für Schritt zu erarbeiten.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Definiere und erläutere neue Begriffe.
Warum?
Gehe davon aus, dass nicht alle Studierenden Fachbegriffe schon kennen, behalten haben oder diese auf neue Sachverhalte übertragen können. Eventuell haben die Studierenden die Definitionen auch noch nicht verstanden.
Wie?
- Wenn Du ein Wort zum ersten Mal benutzt, schreibe es an die Tafel/ das Whiteboard und definiere es in Deinen Worten.
- Bitte Teilnehmende des Tutoriums, Begriffe, die in der Hauptveranstaltung vorkamen, mit eigenen Worten zu erklären.
- Du kannst ein Glossar (mit den Studierenden zusammen) erstellen oder ein Wiki auf Stud.IP oder ILIAS mit allen wichtigen Begriffen anlegen. Es können hierbei zunächst unklare Begriffe gesammelt werden. Im Laufe des Semesters erhalten die Begriffe nach und nach ihre Definitionen.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Gebrauche viele, leicht verständliche Beispiele und Anekdoten.
Warum?
Beispiele dienen der Veranschaulichung von abstrakten Sachverhalten. Wenn sich die Studierenden mit den Beispielen identifizieren, sie mit Emotionen verknüpft sind, können Sie die Inhalte besser behalten.
Wie?
- Binde konkrete, anekdotenhafte, persönliche und/oder humorvolle Beispiele in das Tutorium ein.
- Hilf den Studierenden eigene Eselsbrücken zu bilden, indem Du ihnen Deine persönlichen Eselsbrücken nennst und bittest, auch diejenigen, die bereits welche haben, sie an die anderen weiterzugeben.
- Beziehe Theorien wenn möglich z. B. auf das private Umfeld der Studierenden (WG-Leben, Uniparties etc.).
- Nutze an passender Stelle etwa unterstützende Videos und/oder Bilder.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Erkläre und beschreibe einen Inhalt nicht nur, sondern visualisiere oder demonstriere ihn wenn möglich.
Warum?
Etwas zu demonstrieren ist bloßen Beschreibungen überlegen, weil die Studierenden es so selbst erleben können. Beispiele aus alltäglichen Erfahrungen helfen den Studierenden, sich etwas bildhaft vorzustellen oder nachzuempfinden und fördern somit das Lernen.
Wie?
- Demonstriere in Schritten an der Tafel, wie Du selbst beim Lösen einer Problemstellung vorgehst.
- Eine Theorie kannst Du gut verdeutlichen, indem Du ihre Wirkweise anhand eines Videos aufzeigst oder in aktuellen Zeitungsartikeln verortest.
- Sollte eine Demonstration vor Ort nicht möglich oder keine visuellen Hilfsmittel verfügbar sein, kann der Gebrauch von Metaphern oder Analogien es den Studierenden erleichtern, sich innerlich ein Bild zu machen und das Gelernte später besser abzurufen.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Gib Erklärungen in unterschiedlichen Worten wieder.
Warum?
Nicht alle Studierenden werden Deine Erläuterung in der ersten Version verstehen. Eine andere Formulierung kann dem besseren Verständnis dienen oder die nötige Zeit zur Verarbeitung der Aussagen schaffen.
Wie?
- Wiederhole wichtige Themen und Konzepte regelmäßig.
- Verwende verschiedene Perspektiven oder formuliere Inhalte mit eigenen Worten um.
- Zusätzlich kannst Du die Wichtigkeit einzelner Konzepte in Relation zueinander stellen.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Erläutere Inhalte und vergewissere Dich abschließend, ob alle Inhalte verständlich waren.
Warum?
Komplexe Fragestellungen und Inhalte können Studierende bei der ersten Bearbeitung eines Themas oft nicht direkt verarbeiten. Sind die Erläuterungen missverständlich, prägen sich die Studierenden eventuell Fehlinformationen ein.
Wie?
- Gib den Studierenden das Gefühl, jederzeit nachfragen zu dürfen.
- Erkundige Dich im Anschluss möglichst immer, ob die Inhalte verständlich waren. Sollte dies nicht der Fall gewesen sein, erläutere diese Aspekte erneut und bitte ggf. die Dozentin bzw. den Dozenten, das Thema erneut aufzugreifen.
- Manchmal genügt auch schon ein Blick in die Gesichter der Studierenden: Schauen sie fragend? Dann kannst Du nachfragen: „Ich habe den Eindruck, in fragende Gesichter zu schauen. Braucht ihr noch eine weitere Erklärung?“
- Auch eine Unruhe kann darauf hindeuten, dass noch etwas unklar ist.
- Ob Inhalte verstanden wurden, kannst Du auch anhand von Anwendungsaufgaben/-übungen testen. Lass die Studierenden z. B. die Inhalte auch in eigenen Worten wiedergeben.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Reflektiere Dich selbst in Deiner Rolle als Tutorin bzw. Tutor.
Warum?
Die Art des Vortrags, Mimik, Gestik und der Stimmeinsatz können entscheidend dafür sein, wie das Kommunizierte von den Studierenden verstanden wird.
Wie?
Eine Video- oder Audioaufzeichnung zeigt Dir z. B. auf, ob Du Inhalte verständlich und klar aufbereitet bzw. vorgetragen hast. Bitte beispielsweise eine Tutoriumskollegin bzw. einen Tutoriumskollegen, Dich aufzunehmen und informiere die Studierenden, dass nicht sie aufgenommen werden, sondern Du Dein Lehrverhalten reflektieren möchtest. Du kannst erkennen,
- was Du gut gemacht hast und was Du verbessern möchtest.
- ob es sinnvoll wäre, längere Pausen nach komplexen Themen einzubauen.
- ob Du wichtige Aspekte ausreichend betonst.
- ob Du bestimmte Füllwörter immer wieder verwendest.
- wie Dein nonverbales Verhalten ist (hierfür kann es hilfreich sein, den Ton auszustellen).
- was den Studierenden besonders gefallen zu haben scheint und was eher nicht.
Überlege Dir, was Du für das nächste Mal verändern möchtest und wie Du dies realisieren kannst.
Quellen
Angelehnt an Davis, 2009
Lass Dir von Tutoriumskolleginnen bzw. -kollegen oder einer Expertin bzw. einem Experten ein Feedback geben.
Warum?
Kolleginnen und Kollegen bewegen sich im selben Feld wie Du und können Dein Lehr-Verhalten dadurch sehr gut nachvollziehen und beurteilen. Zunächst kann es ungewohnt sein, beobachtet zu werden, aber man kann hilfreiche Hinweise bekommen, zu Aspekten, die einem selbst nicht auffallen. Expertinnen und Experten können die Tipps zudem mit theoretischem und empirischem Wissen untermauern.
Wie?
- Bitte eine Tutoriumskollegin bzw. einen Tutoriumskollegen, an Deinem Tutorium teilzunehmen.
- Sage der Person beispielsweise, auf welchen Aspekt sie sich konzentrieren soll (Rhetorik, Struktur etc.) und lass Dir möglichst unmittelbar nach der Sitzung eine Rückmeldung geben.
- Bitte z. B. Dich basierend auf dem Evaluationsbogen einzustufen.
- Informiere die Studierenden über die Anwesenheit der Person, um Irritation zu vermeiden.
- Tausche Dich anschließend mit Deiner Kolleginnen bzw. Deinem Kollegen über bestimmte vorher festgelegte Aspekte aus.
- Vielleicht besteht auch die Möglichkeit des regelmäßigen Austauschs mit Deinen Tutoriumskolleginnen bzw. -kollegen oder der Dozentin bzw. dem Dozent.
- Das Team der zentralen Tutor:innenqualifizierung unterstützt Dich gerne bei einer Peer- und/oder Expert:innenhospitation.
Quellen
Angelehnt an Davis, 2002
Besuche als Gasthörerin bzw. Gasthörer ein anderes Tutorium, welches mit dem von Dir geleiteten Tutorium vergleichbar ist.
Warum?
Durch den Besuch anderer Veranstaltungen können bewährte und gute Lehr-Lern-Techniken aufgegriffen werden. Außerdem kann der Besuch zum Austausch mit anderen Tutorinnen und Tutoren anregen.
Wie?
- Frage (erfahrene) Tutorinnen und Tutoren und bitte um deren Erlaubnis, einmal beobachtend an ihrem Tutorium teilzunehmen.
- Beobachte, wie die Studierenden auf verschiedene Methoden reagieren, und überlege, was auf Dein Tutorium übertragbar ist.
- Damit die Studierenden nicht irritiert sind, ist es sinnvoll, sie über die Anwesenheit der Gasthörerin bzw. des Gasthörers zu informieren.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
„Oft werden Inhalte oder Probleme von Dozierenden in wissenschaftlichen Sphären präsentiert, die bei Studierenden überhaupt nicht mehr ankommen. Und Aspekte, die überfordernd wären für die Studierenden und die auch nicht relevant sind, lasse ich dann weg. Man muss es filtern. Und man sollte versuchen, wichtige Aspekte nicht noch schnell abzuhandeln, sondern sie dann lieber in die nächste Sitzung verschieben und den Studierenden sagen: 'Macht Euch da nochmal Gedanken drüber'.“
„Man muss daran denken, dass sich die Studierenden z. B. noch nicht drei Jahre mit dem Thema beschäftigt haben. Man sollte möglichst wenig voraussetzen und Fachbegriffe, zumindest beim ersten Mal, immer mit einer Erläuterung versetzt und sagen, was es bedeutet. Man sollte vermeiden, in Fachchinesisch zu reden.“
Eine Pädagogin: „Es ist die größte Herausforderung für uns Dozierende, das, was wir im Kopf haben, mit dem wir uns alltäglich beschäftigen, so aufzubereiten, dass man auch einen Studierenden im ersten oder zweiten Semester abholt. Man sollte die Begriffe, die für einen selber alltäglich sind, erklären, Definitionen geben. Zudem sind Visualisierungen hilfreich, ein Handout, ein Tafelbild, ein Schaubild oder eine PowerPoint-Präsentation, an denen sie sich orientieren können."
„Manchmal ist es schwierig, Inhalte klar und verständlich aufzubereiten, weil Dozierende sind Expertinnen und Experten in ihrem Fach und manchmal können sie sich nicht zurückversetzen in jemanden, der noch nichts darüber weiß, oder der nur sehr wenig darüber weiß. Deshalb ist das gar nicht so einfach. Es klingt zwar immer so einfach, Inhalte klar und verständlich aufzubereiten. Wenn ich mit anderen Studierenden in einer Gruppe sitze, wo ein paar Leute eine andere Fachrichtung studieren, dann merke ich auch: ‚Hey, die benutzen andere Begriffe und ich komme da nicht so ganz mit.‘ Das ist schon schwierig. Die Dozierenden, die Inhalte klar und verständlich vermitteln, versuchen auf jeden Fall die Perspektive der Studierenden einzunehmen und machen sich Gedanken darüber, dass wir diese Inhalte vielleicht noch nicht kennen."
Die Tutor:innenqualifizierung bietet ein auf Eure Bedarfe abgestimmtes Qualifizierungsangebot. Wenn Du Dich in diesem Lehr-Lern-Bereich besser aufstellen möchtest, berät Dich das Team der Tutor:innenqualifizierung sehr gerne. Wir freuen uns auf Deine Nachricht oder Deinen Anruf. Unsere Kontaktdaten findest Du hier.
Gibt es noch weitere Themen, die Dich interessieren? Auf dieser Seite findest du die aktuellen Workshops der Tutorenqualifizierung und kannst nachlesen, wie Du eigene Vorschläge zu Workshop-Themen einbringen oder Vorschläge von anderen Tutorinnen und Tutoren unterstützen kannst.