Der/ Die Tutor/in bzw. Übungsleiter/in gestaltete das Tutorium bzw. die Übung interessant und anregend.
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Der/ Die Tutor/in bzw. Übungsleiter/in gestaltete das Tutorium bzw. die Übung interessant und anregend.
Interesse hat einen wichtigen motivationalen Einfluss auf die Lernleistung (Wild, Hofer & Pekrun, 2006). Eine interessante und anregende Gestaltung kann dazu beitragen, Ermüdungserscheinungen und kognitiver Überlastung (Sweller, 2014) vorzubeugen und eine aktive Verarbeitung des Lernstoffs zu fördern.
Praktische Umsetzung dieses Aspekts
Warum?
Der Anfang und das Ende einer Veranstaltung sind besonders erfolgskritisch. Durch einen spannenden Auftakt des Tutoriums kannst Du die Aufmerksamkeit der Studierenden gewinnen. Die Aufmerksamkeit wiederum ist wichtig für die kognitive Informationsverarbeitung, die elementar für jeden Lernprozess ist. Ein positives, eindrucksvolles Ende macht Lust auf die nächste Sitzung und kann als Überleitung fungieren. Haben die Studierenden am Ende der Sitzung das Gefühl, etwas dazugelernt zu haben beziehungsweise etwas Lohnenswertes erreicht zu haben, kann dies ihre Zufriedenheit und Motivation nachhaltig fördern.
Wie?
- Eröffne die Sitzung mit einem aktuellen oder kontroversen Thema und/oder einer Frage, die am Ende der Sitzung aufgelöst werden soll.
- Durch passende Grafiken oder plastisches Anschauungsmaterial als Eye-Catcher kannst Du die Aufmerksamkeit der Studierenden gewinnen.
- Um die Neugier zu steigern, verdecke z. B. das Anschauungsobjekt zunächst mit einem Tuch.
- Wecke generell immer dann die Aufmerksamkeit der Studierenden, wenn etwas Wichtiges passiert.
- Am Ende der Sitzung kannst Du Fragen stellen, die ihre Auflösung in der nächsten Sitzung finden und die die Studierenden vorbereiten sollen.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993, Basierend auf Interviewmaterial
Bringe lustige Fakten, Anekdoten oder Beispiele ein.
Warum?
Lustige Fakten, Anekdoten und/oder Beispiele lockern das Tutorium auf. Man kann Inhalte, mit denen auch die Emotionen angesprochen werden, erwiesenermaßen besser behalten. Die bildliche Vorstellung trägt ebenfalls dazu bei.
Wie?
- Erzähle beispielsweise eine lustige Geschichte dazu, was Du bezüglich der Thematik erlebt hast: „Ja übrigens, dazu habe ich mal was Witziges erlebt."
- Suche auch nach humorvollen Grafiken oder Zitaten von Wissenschaftlern zu einem Thema.
- Greife Anekdoten aus der Hauptveranstaltung auf.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
Beziehe eigene Erfahrungen und das Alltagsleben der Studierenden mit ein.
Warum?
Wenn Du Studierenden aus Deinen Erfahrungen im Studium erzählst und den Lernstoff auf den Alltag der Studierenden beziehst, können sie sehen, wann das Gelernte Anwendung finden kann.
Wie?
- Berichte aus der Zeit als Du im selben Semester wie die Tutoriumsteilnehmerinnen und -teilnehmer warst: Wo standest Du im Alter der Studierenden? Wie hat sich dein fachliches Verständnis entwickelt?
- Erzähle etwa auch lockere Anekdoten bzgl. Deiner eigenen Erfahrungen.
- Unterhalte dich mit den Studierenden auch über Pläne für die Zukunft oder darüber, womit sie sich momentan beschäftigen. Wenn Du zum Beispiel weißt, auf welches (berufliche) Ziel die Studierenden hinarbeiten, kannst Du anwendungsbezogene Beispiele darauf aufbauen.
- Baue, wenn möglich, Praxisbeispiele ein.
- Verbinde die Berichte und den Alltag der Studierenden mit dem Lernstoff, indem Du etwa eine Theorie auf die Alltagswelt oder spätere Tätigkeiten anwendest bzw. herunterbrichst.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
Die Studierenden im Tutorium können sich bezüglich Berufswunsch, Vorerfahrung bzw. Vorwissen, Bildungsweg, persönlicher Interessen etc. sehr stark voneinander unterscheiden. Nutze diese Heterogenität um die Inhalte aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Warum?
Viele wissenschaftliche Themen sind Gegenstand kontroverser Ansichten. Wenn Studierende diese einbringen können, steigt ihre Motivation durch persönliche Einbindung. Zudem bekommen die Studierenden einen Überblick über die verschiedenen Standpunkte und Beweggründe Ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen.
Wie?
- Zeige Interesse an den Perspektiven der Studierenden, indem Du sie immer wieder fragst, welche Meinung bzw. Erfahrung sie zu oder mit einem Thema oder einer Fragestellung haben. Du kannst sie auch fragen, auf welche Schwierigkeiten oder (scheinbaren) Widersprüche sie in der Beschäftigung mit dem Thema stoßen. Lasse den Studierenden genügend Zeit, ihre persönliche Meinung oder Erfahrung zu formulieren.
- Teile beispielsweise am Anfang des Semesters einen Fragebogen mit umstrittenen Statements aus, denen die Studierenden zustimmen können oder nicht und eröffne eine Diskussion.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Schaffe eine Umgebung, in der sich Diskussionen gezielt entwickeln.
Warum?
Oft haben Studierende, v. a. zu Beginn, Hemmungen offen zu diskutieren. Einige sind es vielleicht auch noch nicht wirklich gewöhnt.
Wie?
- Präsentiere den Studierenden eine konkrete Problemstellung, welche gelöst werden muss, oder eine kontroverse Thematik.
- Versuche, möglichst alle Personen einzubeziehen.
- Eine Vorarbeitsphase (z. B. ein Gespräch mit der Sitznachbarin bzw. dem Sitznachbarn) ermöglicht, dass alle sich an der späteren Diskussion beteiligen können.
- Du kannst als Grundlage für eine Vorarbeit Texte austeilen, welche in Kleingruppen vorbereitet werden.
- Interessant wird es, wenn es sich um unterschiedliche (interdisziplinäre) Texte handelt, die unterschiedliche Aspekte eines Themas behandeln oder divergierende Meinungen repräsentieren.
- Greife so wenig wie möglich (moderierend) und so viel wie nötig (etwa bei Fehlern, Stillstand) in die Diskussion ein.
- Ermuntere die Studierenden, sich mit ihren (Berufs-, Forschungs-) Erfahrungen und Kompetenzen sowie Lebenserfahrungen einzubringen, um so verschiedene Perspektiven zu ermöglichen.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Stelle Wissensfragen in einer interessanten Art und Weise.
Warum?
Das stupide Abfragen von Wissen im Tutorium kann die Studierenden ermüden und unaufmerksam werden lassen. Mit einer kreativen, spielerischen Gestaltung von Wissensfragen, kann man die Studierenden dazu motivieren, sich auf das Tutorium vorzubereiten und sich gerne zu beteiligen.
Wie?
- Spiele mit den Studierenden z. B. „Fakten-Fußball“. Male dazu ein Fußballfeld auf die Tafel bzw. auf ein Flipchart oder projiziere es als Bild auf ein Whiteboard. Teile jede Spielfeldhälfte in z. B 5 gleichgroße Abschnitte ein. Füge einen Fußball, z. B. als Magnet oder als versetzbarer Fußball aus Papier in die Mitte des Spielfeldes, an den Anstoßpunkt. Der Kurs wird in zwei Mannschaften zu je einer Hälfte aufgeteilt. Bei der korrekten Beantwortung einer Frage wandert der Ball je einen Abschnitt in Richtung des gegnerischen Tores. Bei falscher Beantwortung bleibt er liegen. Die Mannschaft, die zuerst ein Tor geschossen hat, gewinnt. Eine kleine Siegprämie in Form von Süßigkeiten ist eine nette Geste.
- Du kannst das Spiel auch kreativ an das Thema der Veranstaltung anpassen. So kann es bei ökonomischen Themen z. B. um die Verteilung von knappen Gütern gehen, die zwischen zwei Ländern durch die Beantwortung der Fragen hin und hergeschoben werden.
- Alternativ kannst Du die Studierenden sich auch in ihren Gruppen an einer Wand im Raum aufstellen lassen. Bei der korrekten Beantwortung einer Frage darf die Gruppe zu einem Stuhl (vorher je z. B. 5 Stühle zur gegenüberliegenden Wand aufgestellt) vorrücken. Wer zuerst die andere Wand erreicht hat, gewinnt.
- Auch das simple, allseits bekannte Spiel des Galgenmännchens kann zwischendurch für Abwechslung sorgen.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
Setze neue Medien bereichernd ein.
Warum?
Bilder und kurze Videos können als Ausgangspunkt für eine Diskussion genutzt werden. Mithilfe eines elektronischen Quiz‘ können Fachinhalte kreativ abgefragt werden. Digitale Abstimmungssysteme können eine Diskussion finalisieren oder z. B. eine gute Rückmeldung für Dich als Tutorin bzw. Tutor liefern. Außerdem ermöglichen neue Medien, Ideen ohne viel Zeitverlust und Aufwand zu sammeln und anschließend in Stud.IP hochzuladen.
Wie?
- Recherchiere passende Bilder im Internet. Achte dabei auf das Urheberrechte. Stelle z. B. bei der erweiterten Bildsuche bei Google ein, dass nur lizenzfreie Bilder (Creative Commons) angezeigt werden sollen (Bilder-Einstellungen-Erweiterte Suche-Nutzungsrechte).
- Kurze und inhaltlich passende Videos kannst Du z. B. auf YouTube recherchieren.
- Zeige das Anschauungsmaterial z. B. als Einstieg der Sitzung. Die Studierenden können sich im weiteren Verlauf beteiligen, indem sie sich konkret auf das Gezeigte beziehen. Die Hürde zum Melden kann so abgebaut werden.
- Ein Quiz oder eine Abstimmung kannst Du mit Kahoot! (https://kahoot.it/#/) erstellen. Voraussetzung hierfür ist, dass jede bzw. jeder ein mobiles Endgerät (z. B. Smartphone, Laptop, I-Pad) dabei hat und ein Zugang zum Internet besteht. Auch mit PINGO (https://pingo.upb.de/) kann man eine Umfrage erstellen.
- Mit OneNote von Microsoft Office, kostenlos auch als App verfügbar, kann man in Echtzeit ohne großen Aufwand ein Dokument gemeinsam mit den Studierenden erstellen, bearbeiten und anschließend z. B. als Word- oder PDF-Datei in Stud.IP hochladen. Auf diesem Wege können z. B. auch Mindmaps gemeinsam erstellt werden.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
„Ich stelle gerne am Anfang der Stunde eine Eingangsfrage, denn ich finde, dass Fragen an alle zum Anfang immer zum Mitdenken anregen, dann hast Du halt gleich die Leute ein bisschen ‚gecatcht‘. Und dann haben die Leute auch Zeit darüber nachzudenken. Und wenn man die Frage am Ende dann auflöst, dann haben die Studierenden auch ein Erfolgserlebnis, wenn sie da richtig lagen.“
Eine Naturwissenschaftlerin: „Anregend ist es für die Studierenden immer dann, wenn sie merken: ‚Ich brauche das irgendwie. Das ist wichtig für mich, spannend oder interessant‘. Um dies zu erreichen, biete ich eine Vielfalt an Medien an, die ich situationsgerecht einsetze. Aber der Lehrende muss auch ein Stück Verantwortung abgeben an die Lernenden, dass man sagt: ,Ihr seid auch mit zuständig dafür, was hier passiert. Es gibt auch immer noch einen Anteil, der nicht geplant ist, also wo ihr eingreifen könnt, wo ihr auch eure Ideen einbringen, eure Wünsche äußern könnt und eure Ideen diskutiert werden.‘ Ich bin aber dafür zuständig, ein gutes Angebot zu machen."
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