Der/ Die Tutor/in bzw. Übungsleiter/in war auf das Tutorium bzw. die Übung gut vorbereitet.
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Der/ Die Tutor/in bzw. Übungsleiter/in war auf das Tutorium bzw. die Übung gut vorbereitet.
Eine für die Studierenden erkennbar gute Vorbereitung der Veranstaltung weist empirisch einen großen Zusammenhang mit effektivem Lernen auf. Zusätzlich ist sie auch für die Gesamtzufriedenheit der Studierenden mit der Veranstaltung relevant (Feldman, 2007). Eine gute Vorbereitung kann unterstützen, dass Tutorinnen und Tutoren sicherer in die Veranstaltung gehen und sich ihrer eigenen Kompetenz bewusster sind. (basierend auf Interviewmaterial).
Praktische Umsetzung dieses Aspekts
Plane das Tutorium frühzeitig, ausgehend von den Zielen, die Du mit den Studierenden erreichen möchtest bzw. gehe die bestehende Planung durch.
Warum?
Eine frühzeitige, strukturierte Planung erleichtert Dir die Ausgestaltung der einzelnen Sitzungen während des Semesters.
Wie?
- Mache Dir zunächst klar, welche Funktion das Tutorium als Bereicherung für die Hauptveranstaltung erfüllen soll. Sollen die Studierenden Inhalte aus der Hauptveranstaltung anwenden lernen, vertiefen, üben?
- Überlege Dir bzw. sprich mit dem Dozenten deiner Veranstaltung ab, welche Lernziele die Studierenden erreichen sollen.
- Welche Methoden (z. B. Gruppenarbeiten, Aufgaben), Materialien und Medien kannst Du einsetzen, um die Lernziele zu erreichen?
- Sofern keine Planung von der Dozentin bzw. vom Dozenten vorgegeben wird, erstelle zunächst (in enger Absprache mit der Dozentin bzw. dem Dozenten und/oder deinen Tutoriumskolleginnen und –kollegen) eine Grobplanung und überlege Dir, welche Inhalte grundlegend sind. Ob ein Ziel klar formuliert ist, kannst Du mit der folgenden Frage überprüfen: Wie könnte ich bzw. wie könnten die Studierenden am Ende der Sitzung oder am Ende des Semesters feststellen, ob dieses Ziel erreicht wurde? Ausgehend von den Zielen und der Grobplanung kannst Du die einzelnen Sitzungen planen. Dafür kannst Du „Teilziele“ festlegen. Wenn Du bereits ein Tutorium geleitet hast, orientiere Dich beispielsweise auch an Deinen Notizen aus den vorherigen Semestern: Was ist gut gelaufen? Was könnte diesmal anders gemacht werden? Welche Aspekte sollten vertieft behandelt werden, da sie Schwierigkeiten bereiten?
- Bedenke auch, welche Sitzungstermine ausfallen (Feiertage etc.) und plane möglichst am Ende des Tutoriums eine Sitzung für Fragen ein.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Um eine effektive Zeitnutzung zu gewährleisten, kannst Du jede Sitzung in inhaltlich und methodisch sinnvolle Teilabschnitte gliedern und Dir einen zeitlich durchgetakteten Ablaufplan erstellen.
Warum?
Eine gute Planung gibt den orientierenden Rahmen einer Veranstaltung. Zusätzlich liefert sie erforderliche Informationen zur Ausgestaltung und Dauer der einzelnen Sitzungselemente (Gruppenarbeit, Verwendung von Materialien, Inputphase, etc.) und bietet aber dennoch Spielraum für eine spontane und individuelle Anpassung.
Wie?
- Strukturiere Deine Sitzung möglichst vor und plane, welche Inhalte Du wie vermitteln willst und wie viel Zeit Du und die Studierenden dafür jeweils benötigen werden. Orientiere Dich an Erfahrungen aus vorherigen Semestern und kalkuliere jeweils 5-10 Minuten mehr ein.
- Sinnvoll ist beispielsweise die Gliederung jeder Sitzung in drei Phasen:
- eine Anfangsphase (Sicherung der Rahmenbedingungen, Begrüßung, Überblick geben, Vorwissen aktivieren, etc.)
- eine Arbeitsphase (Strukturierung, Gruppenbildung, Arbeitsaufgabe erklären, Arbeit in Kleingruppen, etc.)
- eine Schlussphase (Wiederholungsmöglichkeit, Nachbereiten, Ausblick, Verabschiedung).
- Überlege Dir, welche Fragen Du stellen könntest und welche Fragen Studierende ggf. haben werden.
- Hilfreich kann es sein, bereits bei der Planung zu überlegen, welche Inhalte unbedingt behandelt werden müssen und welche Aspekte optional sind oder an anderer Stelle (z. B. mithilfe eines Handouts, in Stud.IP, als Hausaufgabe) vermittelt werden können. So schaffst Du einen thematischen Zeitpuffer wenn etwa viel Zeit für Fragen der Studierenden benötigt wird.
- Überlege Dir auch, an welchen Stellen Deiner Präsentation Du gut aussteigen kannst und an welchen Stellen kurze Pausen sinnvoll sind, in denen Studierende Notizen machen oder das Gehörte verarbeiten können. Bedenke, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Tutoriums noch keine Expertinnen bzw. Experten sind und sie daher länger brauchen, um die Inhalte zu verstehen.
- Versuche die Ablaufplanung so früh fertig zu haben, dass Du sie noch einmal durchlesen und evtl. überarbeiten kannst. Um den Ablauf während der Sitzung präsent zu haben, kann es hilfreich sein, ihn kurz vorher noch einmal mental durchzugehen. So verfestigen sich die einzelnen Schritte der Planung.
Quellen
Angelehnt an Davis, 2009
Entwickle die Konzepte und Aufgaben gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen.
Warum?
Wenn Ihr Euch gemeinsam vorbereitet, könnt Ihr auf einen breiten Wissens- und Erfahrungsschatz zurückgreifen. Außerdem sind die Erarbeitungen multipel einsetzbar.
Wie?
Entwickelt etwa in einer Arbeitsgruppe partizipativ Aufgaben und Tutoriumskonzepte und stellt diese anschließend zentral allen Mitgliedern der Arbeitsgruppe zur Verfügung. Passt das erstellte Material, wenn nötig, an und aktualisiert es regelmäßig.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Falls Du schon in vorigen Semestern Tutorien geleitet hast, greife auf Deine Notizen zurück und passe die Veranstaltung aufgrund dieser Notizen an. Wenn Du zum ersten Mal ein Tutorium leitest, mache dir nach jeder Sitzung für die Zukunft einige Notizen.
Warum?
Während der Durchführung erhältst Du z. B. durch die Studierenden wertvolle Informationen bezüglich der Inhalte, der Materialien, der Literatur, etc. und kannst diese Informationen nutzen, um eine Optimierung der Veranstaltung bei einer wiederholten Durchführung umzusetzen.
Wie?
- Notiere die Kommentare und Informationen der Studierenden in Deinen Unterlagen, um so etwa eine Veränderung der Literaturauswahl für eine Wiederholung der Veranstaltung vorzunehmen.
- Bitte die Studierenden z. B. nach der Erprobung einer neuen Methode um ein kurzes Feedback, wie die Methode bei ihnen angekommen ist.
- Notiere Dir während der Sitzung oder unmittelbar danach, was Du beim nächsten Mal anders machen solltest, welche Aspekte in der nächsten Sitzung vertieft werden sollten oder wie Du in die nächste Sitzung einsteigen könntest.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Besuche als Gasthörerin bzw. Gasthörer ein anderes Tutorium, welches mit dem von Dir geleiteten Tutorium vergleichbar ist.
Warum?
Durch den Besuch anderer Veranstaltungen können bewährte und gute Lehr-Lern-Techniken aufgegriffen werden. Außerdem kann der Besuch zum Austausch mit anderen Tutorinnen und Tutoren anregen.
Wie?
- Frage (erfahrene) Tutorinnen und Tutoren und bitte sie um die Erlaubnis, einmal beobachtend an ihrem Tutorium teilzunehmen.
- Beobachte, wie die Studierenden auf verschiedene Methoden reagieren, und überlege, was auf Dein Tutorium übertragbar ist.
- Damit die Studierenden nicht irritiert sind, ist es sinnvoll, sie über die Anwesenheit der Gasthörerin bzw. des Gasthörers zu informieren.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Trotz bester Vorbereitung sind Blackouts vollkommen normal. Lass Dich davon nicht aus der Ruhe bringen.
Warum?
Indem Du Dich selbst von Stocken oder Blackouts nicht aus der Ruhe bringen lässt, fungierst Du als Vorbild für die Studierenden.
Wie?
- Mach eine Pause, entspanne Dich und trink einen Schluck Wasser.
- Geh einige Schritte im Raum, um Deine Gedanken zu sortieren.
- Setze erneut an dem vorherigen Aspekt an, um von dort aus den Faden wiederzufinden.
- Frage die Studierenden, ob sie Dir weiterhelfen können.
- Du kannst den Aspekt auch zunächst überspringen und später auf ihn zurückkommen. Reiche etwa eine Antwort in der nächsten Sitzung, per Email oder im Forum nach.
Quellen
Angelehnt an Groth, 2013
Mache Dich frühzeitig mit dem Material vertraut, das Du einsetzen möchtest.
Warum?
Für die Durchführung des Tutoriums ist es sehr hinderlich, wenn der Fokus, der auf der Lehrsituation liegen sollte, auf dem Umgang mit dem Lehrmaterial liegt. Mit dem eigenen Material nicht völlig vertraut zu sein oder gar davon überrascht zu werden, kann die Studierenden irritieren. Auch kleine Unklarheiten, die vernachlässigbar erscheinen, führen oft zu Nachfragen der Studierenden.
Wie?
- Mache einen Probedurchlauf, in dem Du das Material, das Du in einer Sitzung verwenden willst, selbst bearbeitest.
- Lasse zwischen der Erstellung des Materials und dem Probedurchlauf etwas Zeit vergehen – so kannst Du missverständliche Aufgabenstellungen oder inhaltliche Fehler besser erkennen.
- Erstelle eine Musterlösung für die Aufgaben.
- Wird Dir Material von Kolleginnen bzw. Kollegen zur Verfügung gestellt, setze dich vor dem Einsatz sorgfältig damit auseinander, um im Tutorium Fragen dazu beantworten zu können.
- Um dich auf Studierendenfragen vorzubereiten, notiere Deine eigenen Fragen, die Dir beim Durcharbeiten des Materials aufkommen.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
Informiere die Studierenden über den Aufbau bzw. die Gliederung des gesamten Tutoriums und/oder der einzelnen Termine.
Warum?
Wenn die Studierenden die Gliederung vor Augen haben, können sie den Aufbau des Tutoriums und die Schritte, die nötig sind, um etwas zu erlernen besser nachvollziehen. Studierende können den einzelnen Lerninhalten besser folgen, sich orientieren und die Unterpunkte besser in den Zusammenhang mit der Hauptveranstaltung oder den Zielen bringen. Zudem sind die Studierenden über bevorstehende Themen informiert und können sich auf diese vorbereiten.
Wie?
- Stelle zu Beginn jeder Sitzung möglichst einen Stundenverlaufsplan vor.
- Möglichkeiten sind der Einsatz einer Gliederungsfolie, ein Handout, ein Flipchart, eine Themenlandkarte, ein (Interactive) Whiteboard oder ein Tafelanschrieb.
- Wird PowerPoint verwendet, kann die gesamte Gliederung vor jedem neuen Punkt eingeblendet werden.
- Beziehe Dich z. B. auf die letzte Sitzung, um an Inhalte besser anzuknüpfen und Vorwissen zu aktivieren.
- Benutze bei einem Anschrieb beispielsweise farbige Kreide oder Stifte, um Haupt- und Unterthemen zu unterscheiden oder Themenbezüge herzustellen.
- Begründe, warum bestimmte Themen im Tutorium behandelt werden, während andere unbehandelt bleiben.
- Nimm nach jedem inhaltlichen Abschnitt Bezug auf den Verlaufsplan, damit die Studierenden nachvollziehen können, wo ihr euch gerade inhaltlich befindet.
- Mache ggf. auch besondere Zeiträume für Fragen der Studierenden kenntlich.
- Bitte die Studierenden, den Ablaufplan immer präsent zu haben. So haben sie einen Überblick und eventuelle Änderungen können direkt vermerkt werden.
Quellen
Angelehnt an Marsh & Roche, 1993
Schreibe zu Beginn der Sitzung bzw. bei der ersten Sitzung die wichtigsten Inhaltspunkte an und hake sie nach und nach ab.
Warum?
Wenn Du die wichtigsten Punkte der Sitzung präsentierst und sie nach und nach abarbeitest und dann abhakst oder durchstreichst, kannst Du Dir sicher sein, dass Du keine relevanten Aspekte vergisst. Außerdem haben die Studierenden so deutlich vor Augen, was sie in der Sitzung alles erarbeitet haben.
Wie?
- Schreibe beispielsweise die Lernziele an die Tafel/das Whiteboard und hake sie nach und nach ab.
- Du kannst die Studierenden auch dazu anregen zu sagen, was aus ihrer Sicht die relevantesten Punkte der Hauptveranstaltung waren. Diese kannst Du aufschreiben und nach und nach abarbeiten. Sollten dann am Ende Punkte, die von den Studierenden genannt wurden, offenbleiben, frage die Studierenden, wieso sie dachten, es sei ein wichtiger Punkt.
Quellen
Basierend auf Interviewmaterial
„Ich spreche meine Kursstunde vorher einmal komplett durch. Also ich gehe zuhause einmal durch, was ich sagen möchte, male mir Bilder vor. Einmal habe ich das am Anfang komplett gemacht. Da habe ich mir Kursskripte erstellt, die ich dann alle durchgegangen bin und mich gefragt habe: ‚Was kommt wann wo?‘ Ich habe mir das Szenario konkret vorgestellt: ‚Wie viele Teilnehmer habe ich z. B.?‘ Und dann habe ich mir alles aufgeschrieben und auch Fragen gestellt, wer was machen könnte. Und das kann ich eigentlich immer wieder verwenden. Das ist sehr praktisch."
„Es kommt drauf an, ob man zum ersten Mal ein Tutorium hält oder schon mehr Erfahrung hat. Am Anfang habe ich mich sehr gewissenhaft vorbereitet. Irgendwann hatte ich dann die Routine, dass ich es auch aus dem Stehgreif machen konnte. Da schaue ich mir vorher an, was ich ihnen genau erzählen möchte und dann kann man auch spontan die Stunde aufbauen. Aber am Anfang ist das nicht empfehlenswert.“
„Wir bekommen von den Dozenten vorher eine sehr, sehr detaillierte Lösungsskizze und eine kurze Skizze. In der Kurzskizze steht das drin, was man anschreiben kann. Das, was in der detaillierten Lösungsskizze steht, ist das, was man noch erzählen kann. Ich persönlich versuche mir nochmal selber aufzuschreiben, wie ich was in meinen eigenen Worten sage. Für Fakten wie zum Beispiel Definitionen, bei denen es nicht reicht, dass ich sie nur sage, wo ich auch keine Lust habe alles anzuschreiben, würde ich eine PowerPoint-Präsentation machen. Und man kann sich in der Skizze farblich markieren, was man sagen möchte und was man schreiben möchte.“
„Gut vorbereitet ist jemand, der nicht ständig ablesen muss, der weiß, wovon er redet. Und wenn eine Frage kommt, die nicht direkt beantwortet werden kann, was ich okay finde, wird sie notiert und am Anfang der nächsten Stunde oder per Email beantwortet."
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