Wiki "KI in der Hochschullehre"
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19. OAG-Treffen 31.01.2025
Datum: 31. Januar 2025, 10:30 - 12:00 Uhr
Protokollführung: Sebastian Busse (unterstützt durch ChatGPT-4o, https://www.openai.com/)
Teilnehmende: Andreas Arlt, Annika Brück-Hübner, Antje Müller, Filippa Buda, Helena Grünebaum, Holger Repp, Joss von Hadeln, Manuel Cichos, Marc Schetelig, Marie Anna Fuchs, Sebastian Busse, Siegfried Schindler
Allgemeine Informationen und Organisatorisches
- Thema der Sitzung: Bericht über den Status quo aus den (Fach)Bereichen der Beteiligten und offener Austausch
- Nächstes Treffen: Die kommende OAG-Sitzung ist für KW9 geplant (24.02.2025 - 28.02.2025). Der Abstimmungslink befindet sich weiter oben im Dokument.
Veranstaltungshinweis und Aufruf zur Beteiligung "Teaching Futures 2025" - Tag der Lehre und des Lernens an der JLU
- Allgemeine Informationen: Am 22.05.2025 soll der Tag der Lehre und des Lernens "Teaching Futures 2025" an der JLU im Hauptgebäude stattfinden. Mit einem Nachmittagsprogramm, das Expertentische zu Themen wie KI in Prüfungen, Ethik und Urheberrecht vorsieht, soll die Veranstaltung eine Plattform für kritischen und konstruktiven Austausch schaffen.
- Aufruf zur Teilnahme: Es werden noch Teilnehmende und Beitragende für den Tag der Lehre gesucht. Bei Interesse kann über Dr. Marie Fuchs (NIDIT) Kontakt aufgenommen werden: nidit@admin.uni-giessen.de
Bericht aus den unterschiedlichen Bereichen und Institutionen
- Fachbereich 08 (Chemie): Es wird vom Austesten verschiedener KI-Systeme und Technologien berichtet, dazu gehören u.a. Transkription mit Sprachmodellen, Nutzung der Meta VR-Plattform mit KI-gestützten historischen Avataren und die Nutzung von Sprachlern-Anwendungen mit KI-Integration. Weiterhin wird über den Wunsch gesprochen, die Ray-Ban Meta-Brillen (Smart Glasses) austesten zu wollen, was bisher aber noch nicht möglich war. Ein weiterer Berichtspunkt ist die Verfügbarkeit von etwa 40 VR-Brillen zur Ausleihe, welche von anderen Lehrenden für eigene Projekt genutzt werden können. Bei Interesse kann Kontakt zum NIDIT-Projekt aufgenommen werden: nidit@admin.uni-giessen.de
- Fachbereich 11 (Medizin): Es wird von der Entwicklung eines immersiven Lernbereichs berichtet und ein Umriss über das Projektvorhaben gegeben. Dazu zählen die Beschaffung von Hardware durch dezentrale Fördermittel, die Einrichtung geeigneter Räumlichkeiten unter Berücksichtigung von Bewegungsflächen, die Installation von Hygienesicherheitsgeräten, insbesondere Desinfektionsgeräte und die Besetzung einer halben Stelle zur Betreuung des Projekts.
Weiterhin wird von Herausforderungen berichtet: So enthält die aktuelle Approbationsordnung für Ärzte (2002) keine Regelungen zu KI und es zeigt sich eine Tendenz zur Rückkehr zu bewährten Lehrmethoden am Fachbereich 11. Die Freiheit der Wissenschaft und Lehre beeinflusst hierbei die Implementierung digitaler Lehrmethoden. Betont wurde außerdem, dass die Atmosphäre häufig von Misstrauen gegenüber den Studierenden geprägt sei und die latente Vermutung besteht, dass diese die neuartigen Tools vor allem dafür nutzen würden, um unlauter vorzugehen. - Zentrum für angewandte Informatik und Data Science (ZAD): Die Gründung des Zentrums für Angewandte Informatik und Data Science ist weiter in Vorbereitung. Der Gründungsprozess soll Mitte des Jahres abgeschlossen sein und es werden zeitnah zwei Stellen ausgeschrieben, die die Arbeit des Zentrums unterstützen sollen. Ein Fokus des Zentrums wird auf der fachbereichsübergreifenden Vernetzung liegen.
- Zentrum für fremdsprachliche und berufsfeldorientierte Kompetenzen (ZfbK): Das ZfbK plant einen Blockveranstaltung für Studierende mit Fokus auf die KI-Nutzung im akademischen Kontext. Der Workshop, strategisch in den Semesterferien vor Semesterbeginn geplant, verfolgt einen niedrigschwelligen Ansatz, um Studierende für die komplexen Aspekte der KI-Nutzung zu sensibilisieren. Im Mittelpunkt stehen Fragen der Plagiatsvermeidung, korrekten Zitation und transparenten Dokumentation von KI-Unterstützung. Darüber hinaus bietet der Workshop einen vergleichenden Überblick über verschiedene KI-Tools, mit besonderem Fokus auf universitätseigene Systeme, um Studierenden eine differenzierte Nutzungsperspektive zu eröffnen.
Auch das zQSL-Projekt DigitalKompetenzPlus (DigiKomp+) soll im kommenden Sommersemester weitergeführt werden und eine Folgefinanzierung wird aktuell beantragt. Im Rahmen von DigiKomp+ wird ein Grundlagenabschnitt angeboten, der allen teilnehmenden Studierenden die Grundlagen digitaler Kompetenz näherbringen soll. Darüber hinaus bietet das Programm Anwendungs- und Vertiefungskurse aus unterschiedlichen Institutionen der JLU an. Studierende können sich alle Kurse anrechnen und über ein Zusatzzeugnis "Digitale Kompetenz" zertifizieren lassen. - Lehramt/Sportwissenschaften: Es wird von einer zunehmenden Kompetenzschere bei Studierenden im Bereich Digitalisierung berichtet. Konkret ist die Rede von "Generation Tablet" mit eingeschränkter Befähigung zum Umgang mit und in digitalen Umgebungen sowie Studierenden mit fortgeschrittenen technischen Kompetenzen. Diese Heterogenität stellt Lehrende vor die Herausforderung, einheitliche Bildungsstandards zu definieren und gleichzeitig individuelle Lernpfade zu ermöglichen. Zentrale Fragestellungen umfassen die Integration von KI in Prüfungsformate, die Entwicklung transparenter Nutzungsrichtlinien und die gezielte Förderung digitaler Kompetenzen im Seminarkontext.
- Fachbereich 07 (Data Analytics): Im Fachbereich Data Analytics wurde ein Vorschlag zur Angabe von KI-Nutzung entwickelt, der Transparenz und akademische Integrität in den Mittelpunkt stellt. Aktuell kommt diese Vorgabe in den Praxismodulen des M.Sc. Data Analytics zum Einsatz. Die Regelung erlaubt grundsätzlich die Nutzung von KI-Tools, fordert jedoch eine klare Dokumentationspflicht bei signifikanter Verwendung. Als signifikant werden Beiträge definiert, die mehr als 20% des Textes oder Programmcodes ausmachen oder wesentliche funktionale Bestandteile betreffen. Die Studierenden werden aufgefordert, verwendete KI-Tools transparent zu machen, beispielsweise durch Bereitstellung von Chatverläufen, um Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten.
Diskussion zur Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten im akademischen Kontext
- Allgemein: Die Diskussion offenbarte die Komplexität der KI-Integration in akademische Kontexte. Zentrale Herausforderungen umfassen die schwierige Nachweisbarkeit von KI-Nutzung, die Frage nach angemessener Bewertung und das Spannungsfeld zwischen Gesamtkompetenz und einzelnen Teilleistungen.
- Studentische Perspektive und Kompetenzentwicklung: Ein Teilnehmender (Masterstudent) betonte die Komplexität der KI-Nutzung und verdeutlichte, dass das reine Nutzen von KI nicht automatisch zu einer wissenschaftlichen Arbeit führt. Er argumentierte, dass das tiefe Verständnis der Materie und die eigenständige Auseinandersetzung mit dem Thema wesentlich wichtiger sind als die Nutzung von KI-Tools. Die Teilnehmenden reflektierten kritisch den Wert von Universitätszertifikaten in Zeiten der KI-Technologie. Dabei wurde herausgestellt, dass das Zertifikat die tatsächlichen Kompetenzen der Studierenden widerspiegeln und nicht nur ein formales Dokument sein sollte.
- Prozess- vs. Produktorientierung: Ein Vorschlag bestand darin, den Fokus von der Bewertung des Endprodukts auf die Analyse des Entstehungsprozesses zu verlagern. Es wurde argumentiert, dass die Kompetenzentwicklung und der Lernweg mindestens genauso wichtig seien wie das Endergebnis. Die Teilnehmenden diskutierten die Möglichkeit, den Arbeitsprozess umfassend zu dokumentieren und als wesentliches Bewertungskriterium heranzuziehen. Dabei wurde betont, dass dies zwar mehr Aufwand bedeute, aber langfristig zu einer tieferen Lernkultur führen könne.
- Breitere Perspektive: Es wurde außerdem darauf hingewiesen, dass KI-Nutzung nicht nur Studierende betrifft, sondern auch Wissenschaftler:innen bei Forschungsanträgen und Manuskripten. Es wurde auf Richtlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verwiesen, die bestimmte KI-Nutzungen bereits regulieren.
- Empfehlungen aus der Diskussion: Die Diskussionsteilnehmenden kamen zu der Übereinkunft, dass es wichtig ist, Bewertungsansätze zu entwickeln, die den Prozess und die Kompetenz in den Mittelpunkt stellen. Ein offener, konstruktiver Dialog zwischen Lehrenden und Studierenden wurde ebenso als zielführend erachtet.
- Vorschlag einer Sondersitzung der OAG für das Thema: Als konstruktives Fazit wurde der Vorschlag einer vertiefenden OAG-Sitzung formuliert, um die Thematik der KI-Nutzung in der Lehre umfassend zu erörtern und zu diskutieren.
Foliensatz 19. OAG-Treffen
Zuletzt geändert: 6. Feb 2025, 11:55am, Busse, Sebastian [gm1912]